IPO – Der große Traum vom Börsengang

Es ist wohl der Traum von jedem Unternehmen, das wirklich gross werden möchte – das IPO, also der Börsengang. Nicht nur etablierte Firmen mit langjährigem Bestehen streben danach, es gibt auch viele Startups, die nach starkem Wachstum den Schritt an die Börse wagen wollen. Trotz der wirtschaftlich schwierigen Zeiten gibt es auch in Österreich Jungfirmen, deren Anteile künftig womöglich in Form von Aktien zugänglich sein werden.
Zwei spannende Beispiele dafür sind der Linzer Krypto-Steuer-Spezialist Blockpit und das oberösterreichische Energie-Scale-up neoom. Die beiden jungen Unternehmen haben in den vergangenen Jahren ein beeindruckendes Wachstum gezeigt, bereits Interesse an einem IPO bekundet und auch schon entscheidende Schritte in diese Richtung gemacht. Wir zeigen, wie sich die beiden potenziellen IPO-Anwärter auf den grossen Tag vorbereiten.
Blockpit hat den Kryptowinter überstanden
Blockpit wurde im Jahr 2017 gegründet und hat sich seitdem zu einem internationalen Player in Sachen Krypto-Steuern entwickelt, der mit seiner Software Kunden dabei hilft, korrekt Steuern für Bitcoin und Co. zu bezahlen. Das Scale-up rund um CEO und Mitgründer Florian Wimmer ist bereits eine Aktiengesellschaft (AG) und will in Zukunft auch den Börsengang angehen. In seiner Geschichte hat das Jungunternehmen jede Menge Ups und Downs erlebt und sich stark auf dem Kryptomarkt etabliert.
„Wir haben im Jahr 2017 auf einem Bärenmarkt unser Debüt hingelegt. 2018 ging es jedoch gleich bergab und es herrschte zweieinhalb Jahre der Kryptowinter. Das war schon mal die erste Härteprobe“, erklärt Florian Wimmer. Doch diese Härteprobe meisterte Blockpit über die kommenden Jahre. Die Jungfirma konnte durch Unterstützung von Investor:innen die schwierigen Zeiten überstehen. Existenzängste gibt es laut Wimmer heute nicht mehr.
IPO-Gedanke schon bei ersten Finanzierungsrunden
Dieser Tage beschäftigt Blockpit mehr als 30 Mitarbeiter:innen und ist in zehn Ländern aktiv. Bislang hat Blockpit einen Grossteil seiner Umsätze aus dem B2C-Geschäft gewonnen. Doch nun hat auch noch das B2G-Geschäft (Business to Government) an Fahrt gewonnen. Das Scale-up lizenziert seine Software im Zuge dessen nun auch an Behörden. Auch Übernahmen hat Blockpit mittlerweile getätigt, beispielsweise hat das Scale-up 2023 den Schweizer Rivalen Accointing akquiriert. „Wir haben jetzt auch ein Level an Cashflow und Grösse erreicht, durch das wir sehr stabil sind. Daher machen wir uns nun auch Gedanken darüber, in welche Richtung wir uns langfristig bewegen wollen“, so Wimmer.
Ein IPO ist hier natürlich eine attraktive Option. Laut Wimmer kam der Gedanke an einen Börsengang schon mit den ersten Finanzierungsrunden, immerhin sind Investoren in der Krypto-Szene oft auch auf den Aktienmärkten unterwegs. Abgesehen davon sieht Blockpit solche Investoren natürlich auch als potenzielle Kunden. Keine schlechte Ausgangsbasis für ein IPO.
Aktiengesellschaft als wichtiger Zwischenschritt
2021 erfolgte der Schritt hin zur Aktiengesellschaft. Mit dieser neuen Unternehmensform ist Blockpit bereits gut für einen Börsengang positioniert. „Für mich persönlich ist der Börsengang ein grosser Wunsch. Es gibt natürlich auch einige Exit-Szenarien für uns“, erklärt Wimmer. Bei einem IPO würde man Altinvestor:innen den Verkauf von Anteilen ermöglichen, und gleichzeitig neue Shareholder an Bord holen können. Ein Listing wäre für den Blockpit-CEO auch attraktiv, weil das Jungunternehmen dadurch viel Aufmerksamkeit und auch Liquidität für mögliche Investments gewinnen würde. Damit das IPO gelingt, muss natürlich auch der passende Börsenplatz her.
Wimmer zufolge ist eine gewisse Visibilität hierbei wichtig, vor allem bei der Blockpit-Zielgruppe. Das bedeutet in diesem Fall, dass ein Börsendebüt im DACH-Raum ideal wäre, immerhin kommen rund 80 Prozent der Kunden des Scale-ups aus diesem Markt. Ebenfalls wichtig ist Liquidität. Blockpit hat seine Aktien rechtlich schon bereit für die Blockchain gemacht, doch auch den Zugang zu traditionellen Investoren wünscht sich das Scale-up. Beispielsweise würde die Wiener Börse hierfür in Frage kommen.
neoom hat AG-Umwandlung auch vollzogen
neoom hat zwar scheinbar relativ wenig mit Blockpit gemeinsam, doch ein entscheidender Berührungspunkt ist, dass beide Aktiengesellschaften sind. Im Jahr 2022 hat sich neoom, ein Energie-Scale-up rund um CEO und Mitgründer Walter Kreisel, von einer GmbH zu einer AG umgewandelt. Damit hat auch neoom einen wichtigen Schritt hin zum IPO gemacht. Die Jungfirma ist einer der grossen Player in der Energiewende im DACH-Raum. Das grosse Ziel: Bis 2030 soll neoom ein Gigacorn werden – also das Ziel erreichen, gemeinsam mit Kund:innen und Partner:innen eine Gigatonne CO₂-Äquivalente einzusparen.
Dafür hat das Team aus Freistadt in Oberösterreich ein Geschäftsmodell mit vier Säulen aufgebaut. Man verkauft Hardware (Photovoltaik, Stromspeicher, E-Auto-Ladestation usw.) an Kund:innen, bietet ihnen passende Software für smartes Energie-Management, baut rundherum Services wie Energiegemeinschaften und hat on top passend dazu noch Finanzierungslösungen im Portfolio, um den Kund:innen den Umstieg auf nachhaltige Energielösungen zu ermöglichen.
Stop für russisches Gas & Effekte auf die Energiewende – feat. Walter Kreisel von neoom
„In kleinen Schritten IPO-ready werden“
„Das Hauptziel ist natürlich immer saubere, sichere und günstigste Energie dezentral für unsere Kunden, also für Privathaushalte wie Gewerbe, bereit zu stellen. Die Energiewende sollte nicht das Problem des Kunden sein, sondern die Lösung“, sagt CFO Philipp Lobnig. Man würde sich frühzeitig mit Trends am Markt auseinandersetzen und daraus Geschäftsmodelle ableiten. Bis 2030 will man ein wesentlicher Player in Europa sein und über den DACH-Markt hinaus wachsen. Am Weg dorthin könnte nach mehreren Finanzierungsrunden sowie der Aufnahme von Fremdkapital schliesslich das IPO liegen.
„Uns ist grundsätzlich wichtig, dass wir uns keinen Weg in die Zukunft verbauen. Ein IPO ist nichts, was man von heute auf morgen machen kann. Man muss ein Unternehmen darauf vorbereiten, eine Strategie dafür entwickeln. Wir sind eigentlich schon länger damit beschäftigt, das Unternehmen in kleinen Schritten IPO-ready zu machen, um dann eben einfach alle Flexibilitäten am Tisch zu haben“, so Lobnig weiter.
Börsengang ist kein Exit, sondern Wachstumschance
Um zum Zeitpunkt X bereit zu sein, müsse man frühzeitig etwa auch das Reporting, die Accounting-Standards sowie die Governance des Unternehmens so aufbauen, dass man später die Vorgaben für börsennotierte Unternehmen gut erfüllen kann. Laut Patrick Freier, Director Corporate Finance and Investor Relations bei neoom, ist die Finanzberichterstattung ein zentrales Thema. Ebenfalls wichtig ist der Bereich Governance. Ein Teil davon ist der Wandel zur Aktiengesellschaft. Ebenfalls wichtig ist hier der Aufbau der entsprechenden Management- und Aufsichtsratsstrukturen.
„Wir sehen das IPO weniger als Exit-Szenario, sondern vielmehr als gute Möglichkeit, weiteres Kapital aufzubringen und weiter zu wachsen“, sagt Lobnig. „Wir sind ja noch sehr jung und die Energiewende hat erst angefangen. Die Märkte kommen jetzt erst in die Phase, wo wir unsere Stärken ausspielen können. Man merkt momentan schon, dass es zunehmendes Interesse gibt von verschiedenen Spielern in der Industrie und vom Markt, und wir sind auch daher in die Richtung relativ offen und flexibel.“
Info: Sieben Tipps für das IPO
- Marktforschung: Verstehen, ob der Markt reif und das Interesse der Investoren vorhanden ist.
- Geschäftsmodell: Ein stabiles und skalierbares Geschäftsmodell ist entscheidend.
- Finanzielle Vorbereitung: Saubere und transparente Finanzberichte sowie strenge Budgetierung sind ein Muss.
- Rechtsberatung: Rechtliche Expertise einholen, um alle regulatorischen Anforderungen zu erfüllen.
- Kommunikation: Eine klare und überzeugende Kommunikation mit potenziellen Investor:innen und Stakeholdern aufbauen.
- Team stärken: Führungskräfte und Mitarbeiter:innen auf den neuen Weg vorbereiten und motivieren.
- IPO-Strategie: Eine durchdachte IPO-Strategie entwickeln, einschliesslich des richtigen Zeitpunkts und Preises der Aktien.
Dieser Artikel ist bereits im Trending Topics Founders Guide 2025 erschienen. Das komplette Magazin findest du hier.
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