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Shein, Canva oder Bitpanda: Wer wagt 2024 das IPO?

IPO-Graffiti an der Wand. © Dall-E 3
IPO-Graffiti an der Wand. © Dall-E 3
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„Ein wirklicher Gamechanger ist ein neues IPO-Fenster“, sagt Speedinvest-CEO Oliver Holle über den Ausblick für die Startup-Welt 2024. Die Logik dahinter: In den letzten Jahren haben Investor:innen ziemlich viel Geld in Scale-ups und Unicorns gesteckt – und damit dieses Kapital wieder liquide wird, müssen diese Investor:innen ihre Shares zu einem attraktiven Preis verkaufen können. Nun sind viele Unternehmen so hoch bewertet, dass ein Liquidations-Event oft nur mehr ein IPO sein kann. Wenn viele solcher IPOs stattfinden, dann würde das große Rückflüsse in die Accounts der Investor:innen bedeuten, und sie hätten dann wieder viel mehr Geld, das neu angelegt werden will.

Wer also könnte 2024 den Sprung an die Börse schaffen? Wir haben eine umfangreiche Liste zusammen gestellt.

Shein

Der Fast-Fashion-Riese Shein aus China hat Ende 2023 die Papiere für einen IPO in den USA eingereicht. Das könnte ein dickes Ding und der größte IPO des Jahres werden, immerhin wurden die US-Großbanken Goldman Sachs, JPMorgan Chase und Morgan Stanley engagiert, um die Shares unters Volk zu bekommen. Laut Bloomberg wird eine Bewertung von bis zu 90 Milliarden Dollar für Shein angepeilt. Das Unternehmen wurde 2008 in Guangzhou, auch bekannt als Kanton, gegründet, der Hauptsitz dann aber 2022 nach Singapur verlegt.

Databricks

Das Cloud-Unternehmen mit einer Bewertung von etwa 43 Milliarden Dollar galt schon 2023 als Börsenkandidat, könnte das aber nun endlich 2024 realisieren. Im Vorjahr hat sich die Firma durch den Zukuaf von MosaicML in einem Deal um 1,3 Milliarden Dollar als Player im boomenden Bereich der generativen AI positioniert. Diese Karte würde Databricks, das 2013 seinen Ursprung im akademischen Umfeld und in der Open-Source-Community hatte, bei seinem IPO wohl voll ausspielen. Im September 2023 wurde das Unternehmen in der Series I noch einmal mit 500 Mio. Dollar gestärkt, neben Lead-Investor T. Rowe-Price investierten auch Chip-Riese Nvidia, Capital One, Andreessen Horowitz und Tiger Global.

Fanatics

2023 haben sich die Anzeichen verdichtet: Der Online-Händler für Sport-Merchandising bereitet sich mit neuem Personal und nicht-öffentlichen Events für potenzielle Investoren auf einen IPO vor. Das Unternehmen soll bereits bei einer Bewertung von 31 Milliarden Dollar halten, was zeigt, wie enorm groß der oft unterschätzte Markt für Fan-Artikel in den USA ist.

Northvolt

Der größte IPO Europas könnte aus Schweden kommen, und zwar mit dem Boom-Thema E-Auto-Akkus. Denn dort sitzt der wichtigste europäische Hersteller von Batterien für E-Mobilität, Northvolt, mit Kunden bzw. Investoren wie Volkswagen oder BMW. Laut Financial Times könnte der IPO an der Börse in London oder in Stockholm (dort gibt es Nasdaq Nordic) eine Bewertung von 20 Mrd. Dollar abholen. Zuletzt machte man mit Erfolgen be Natrium-Ionen-Akkus als günstigere Alternative zu Lithium-Ionen-Batterien auf sich aufmerksam.

Stripe

Ebenfalls ein Kandidat, um den es schon länger IPO-Gerüchte gibt: Der Payment-Riese Stripe ist ähnlich wie andere Tech-Unicorns in Sachen Bewertung ordentlich durchgebeutelt worden. Im März wurde die Valuation auf 50 Mrd. Dollar halbiert – aber das wäre immer noch einer der größten IPOs des Jahres, sollten die Collison-Brüder den Schritt an die Börse wirklich wagen.

Klarna

Und noch ein Unternehmen aus dem Fintech-Bereich, dem man den IPO schon länger ansieht. Nach einer dramatischen Abwertung in der Corona-Krise und dem begonnenen Turnaround in Richtung Profitabilität sowie Effizienzsteigerungen durch AI sehen viele Klarna am Weg an die Börse. Ein Anzeichen dafür ist auch die neue UK-Holding, mit der man den Börsengang in London bewerkstelligen könnte.

Chime

Eine Neobank aus den USA, die es dem Vorreiter Nubank aus Brasilien gleichtun könnte: Auch Chime gehört zu den IPO-Kandidaten 2024. Da könnte sich aber auch zeigen, ob die Bewertung von 25 Milliarden Dollar, die Investoren bezahlt haben, hält. Nubank ist aktuell knappe 40 Mrd. Dollar an der Börse wert.

Revolut

Die britische Neobank Revolut, die sich mit N26 aus Berlin gewissermaßen den europäischen Markt teilt (Revolut ist stark in UK und Osteuropa, N26 in Mitteleuropa), gilt wie einige andere Fintechs als Börsenkandidat. 2023 will Revolut auf 35 Millionen Kund:innen in 38 Ländern gewachsen sein, im August 2023 hätte man bereits den Gesamtumsatz von 2022 übertroffen, und man würde mit einer „gesunden zweistelligen Nettogewinnmarge“ arbeiten. Das könnten dann auch die Zahlen sein, mit denen man IPO-Investoren versucht zu locken.

Canva

Ja, das australische Tech-Unicorn, dass Adobes Photoshop ordentlich Konkurrenz macht, taucht immer wieder in den Listen für mögliche IPOs auf. Mit einer Bewertung von 26 Milliarden Dollar, die Investoren 2023 zahlten, einem starken Zug zu AI-Themen und nicht zuletzt mit der Österreichtochter wäre ein Börsengang der australischen Firma eine spannende Angelegenheit. Dass aktuell wieder hinter den Kulissen Private Deals mit Canva-Shares gemacht werden, zeigt, dass es Potenzial für ein Public Offering gebe.

Discord

Auch eine Firma, mit der manche bereits 2023 an der Börse rechneten: die aus der Gaming-Ecke kommende Chat-Plattform Discord, der sich unter anderem AI-Startups wie Midjourney oder Runway bedienen. 2021 gab es Marktgerüchte, dass sich Microsoft Discord um 10 Milliarden Dollar kaufen hätte wollen. Bei einem IPO könnte das Unternehmen auf 15 Milliarden Dollar bewertet werden. Um die Umsätze zu stärken, wurde 2023 ein Marktplatz für digitale Güter eröffnet. 150 Mio. monatlich aktive User sind jedenfalls eine beträchtliche Zielgruppe, die die Founder Jason Citron und Stanislav Vishnevskiy aufgebaut haben.

Berichte: Microsoft soll Discord für mehr als 10 Mrd. Dollar kaufen wollen

Reddit

Auch von der Social-Media-Plattform Reddit hätte man den IPO bereits erwartet. Nun soll es 2024 endlich so weit sein, laut Business Insider bei einer Bewertung von 15 Milliarden Dollar. Einfach, den IPO gut zu verkaufen, wird es sicher nicht. Denn als Hort von oft ziemlich kontroversen und angriffigen Inhalten ist Reddit so etwas wie der böse Stiefbruder in der Social-Media-Familie, und hinsichtlich User-Zahlen auch etwas kleiner. Deswegen ist die Gratis-Plattform auch ein schwieriges Umfeld für Werbetreibende.

Ola Electric

Das indische Unternehmen ist einer der größten hersteller von Elektrorollern und vor allem in asiatischen Ländern, aber auch in westlichen Märkten eine immer größere Nummer. Mit eigenen Gigafactories oder Futurefactories“, wie sie das Unternehmen nennt, will Ola Indien eine führende Rolle bei der Elektrifizierung der Mobilität zukommen lassen. Im Oktober 2023 wurde die Firma in einer Finanzierungsrunde von 384 Mio. Dollar bei etwa 5,4 Mrd. Dollar bewertet. Eine Größenordnung, die einen IPO spannend macht.

Bitpanda

Ok, hier wird es sehr spekulativ. Aber der Move des Wiener Fintech-Unicorns, sich eine Holding-Struktur mit der Mutter Bitpanda Group AG in der Schweiz zu verpassen, hat die Fantasien einiger in der Branche genährt, dass Bitpanda einen Börsengang vorbereiten könnte. Warum auch nicht: Sollte 2024 einen neuerlichen Krypto-Bullrun erleben, wäre das ein spannendes Marktumfeld für das stark auf Kryptowährungen fokussierte Unternehmen. Bewertet haben Investoren Bitpanda in der letzten Finanzierungsrunde mit 4,1 Mrd. Dollar, auch wenn seither der Krypto- und generell Investitionsmarkt zurückgegangen ist. 2023 hieß es jedenfalls, dass die Schweizer AG Zugang zu frischem Kapital eröffnen soll.

Circle

Und noch einmal Krypto: Das US-Unternehmen Circle, das den Stablecoin USDC herausgibt, hat es schon einmal versucht, via SPAC an die Börse zu gehen. CEO Jeremy Allaire sagte diesen Börsengang Ende 2022 aber wieder ab, das Marktumfeld passte da gar nicht. Da 2024 aber verspricht, in Sachen Kryptowährungen wieder besser zu laufen, könnte sich Circle noch einmal anschicken, den Sprung an die Börse zu machen.

Rubrik

Das Cloud-Security-Unternehmen, das Microsoft zu seinen großen Partnern zählt, soll Berichten zufolge bei seinem IPO 2024 500 Mio. Dollar und mehr einnehmen wollen. Die Großbanken Goldman Sachs, Barclaysand Citigroup wurden bereits engagiert, um den Börsengang vorzubereiten. Die Bewertung bei der letzten Finanzierungsrunde 2022 lag bei etwa vier Milliarden Dollar. 2023 stärkte sich die Firme mit Zuläufen und lancierte auch einen eigenen AI-Chatbot, der in Cybersecurity-Belangen sein Werk verrichten soll.

TikTok/Bytedance

Eigentlich haben viele damit gerechnet, dass TikTok-Eigner Bytedance aus China 2023 an die Börse geht. Doch die Wahrscheinlichkeit dafür sind derzeit eher gering. Zuletzt wurde bekannt, dass ByteDance seinen Investoren den Rückkauf von Aktien im Wert von 5 Milliarden US-Dollar angeboten hat, da die Aussichten auf einen Börsengang klein bleiben. Der den Anlegern angebotene Preis ist ähnlich hoch wie der den Mitarbeiter:innen angebotene Preis von 160 Dollar pro Aktie. Die Gesamtbewertung des Unternehmens beläuft sich damit auf 268 Milliarden US-Dollar. Mitte 2023 trat Gründer Zhang Yiming von seiner CEO-Rolle zurück, außerdem gibt es neue Regulierungen in China für Digitalunternehmen, was eher gegen einen IPO spricht. Zumindest gibt es kaum mehr Gerüchte dazu.

Speedinvest-CEO Oliver Holle: “Ein wirklicher Gamechanger ist ein neues IPO-Fenster”

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