AI muss 2025 an der Börse zeigen, ob es IPO-Investoren überzeugen kann

2025 könnte – endlich wieder einmal – ein gutes Jahr für Börsengänge werden. Zuletzt haben eine ganze Reihe an Unternehmen öffentlich oder zumindest in der Gerüchteküche durchblicken lassen, dass sie dieses Jahr das IPO wagen wollen. Wir geben einen Überblick, wer dieses Jahr den Börsengang machen kann – und zeigen auch, dass ziemlich viel KI in diesen Unternehmen steckt.
CATL: ca. 155 Mrd. Dollar
Seit 2018 ist der weltweit führende Akku-Hersteller CATL bereits an der Shenzhen Stock Exchange gelistet und ist aktuell etwa 155 Milliarden Dollar schwer. Die Contemporary Amperex Technology Co. gehört zu den größten Autozulieferern überhaupt, ohne seine Lithium-Ionen-Akkumulatoren würde es viele E-Autos gar nicht geben.
Nun will CATL bei einem weiteren Börsengang in Hongkong frisches Geld einnehmen. Bei der Börsennotierung in Hongkong geht es um mindestens fünf Milliarden Dollar. Zuletzt wurde bekannt, dass CATL und Volkswagen eine Partnerschaft zur Weiterentwicklung der Autobatterien geschlossen haben – ein wichtiger Schritt für VW nach dem Desaster rund um das implodierte schwedische Batterieunternehmen Northvolt.
Stripe: 91,5 Mrd. Dollar
Das Payment-Fintech mit irischen Wurzeln gilt seit mehreren Jahren als der nächste logische Börsenkandidat. Zuletzt wurde die Bewertung des Unternehmens wie berichtet auf 91,5 Mrd. Dollar im Zuge von Anteilsverkäufen von Mitarbeitern gehoben.
Ein sehr wichtiger Wachstumstreiber für Stripe: AI. Daten des Unternehemens würden zeigen, dass KI-Startups durchschnittlich 13 Monate schneller einen Jahresumsatz von 5 Millionen US-Dollar erreichen als traditionelle Softwareunternehmen. Mehr als 700 KI-Agent-Startups haben 2024 ihre Geschäftstätigkeit auf der Stripe-Plattform aufgenommen.
Revolut: 60 Mrd. Dollar
Die britische Neobank, die mittlerweile Spin-offs für Krypto- oder Aktien-Trading betreibt, kommt aus dem Wachstum nicht mehr heraus. Zuletzt signalisierten Shareholder Bloomberg zufolge Interesse an Secondaries bei einer Bewertung von 60 Mrd. Dollar – also noch einmal 15 Mrd. Dollar mehr als die 45 Milliarden, mit denen Revolut 2024 bewertet wurde.
Auch bei Revolut ist KI nicht fern. 2025 soll ein KI-Finanz-Assistent der Neobank auf den Markt kommen, der den 50 Millionen Usern bzw. den Mitarbeitern bei klügeren Geldgewohnheiten, besserer finanzieller Entscheidungsfindung und schlankerer Verwaltung behilflich sein soll.
CoreWeave: ca. 35 Milliarden Dollar
Sie wärmen sich für den vielleicht größten und wichtigsten IPO des Jahres auf: Der AI-Infrastruktur-Anbieter CoreWeave mit weltweit 32 Rechenzentren voller GPUs von Nvidia hat einen frischen Deal mit OpenAi im Rahmen von 12 Mrd. Dollar über die nächsten fünf Jahre in der Tasche und hat kürzlich auch noch das AI-Startup Weights & Biases, das Unternehmen beim Bauen von KI-Apps hilft, um etwa 1,7 Mrd. Dollar zugekauft.
An der Börse will CoreWeave eine Bewertung von 35 Milliarden Dollar erzielen und 4 Mrd. Dollar für weiteres Wachstum einnehmen. Müssen sie auch: Denn bei stark steigendem Umsatz hat sich der Nettoverlust von 593,7 Millionen (2023) auf 863,4 Millionen Dollar (2024) ausgeweitet.
Klarna: ca. 15 Mrd. Dollar
Leider haben sie sich gegen eine Börse in Europa und für jene in New York entschieden, aber jedenfalls: Das schwedische Fintech-Unicorn Klarna will nahc einer wahren Achterbahnfahrt in den letzten Jahren bald an die Börse. Beim IPO könnte eine Milliarde Dollar eingenommen werden, die Bewertung soll bei 15 Mrd. Dollar zu liegen kommen. Um sich für den IPO hübsch zu machen, hat Klarna in den vergangenen Monaten eine ganze Reihe an neuen Partnerschaften abgeschlossen, darunter mit Nexi, Stripe, Woo Commerce oder eBay.
Für sehr viel Aufsehen sorgte Klarna-CEO Sebastian Siemiatkowski, weil er immer wieder öffentlich sagte, dass es dem Unternehmen dank dem Einsatz von AI gelinge, sehr viele Mitarbeiter (z.B. Kunden-Support) bzw. Software einzusparen. Klarna ist einer der größten Kunden von OpenAI.
Figma: 12 – 20 Mrd. Dollar
Wie die New York Times unter Berufung auf Insider berichtet, hat das Design-Technologieunternehmen Figma in den vergangenen Wochen Gespräche mit Banken über einen möglichen Börsengang geführt. Der IPO könnte bereits 2025 stattfinden und markiert einen bedeutenden Strategiewechsel nach dem gescheiterten Verkauf an Adobe. Im Jahr 2023 hatten sowohl EU- als auch US-Regulierungsbehörden den geplanten 20-Milliarden-Dollar-Deal zwischen den beiden Softwareunternehmen verhindert, was Figma nun dazu veranlasst, alternative Wege für seine Zukunft zu erkunden.
Marktbeobachter werden mit besonderem Interesse verfolgen, wie Figma seinen Unternehmenswert im Vergleich zur ursprünglichen 20-Milliarden-Dollar-Bewertung beim Adobe-Deal am öffentlichen Markt etablieren kann, insbesondere in einem Umfeld, in dem Tech-IPOs nach einer längeren Flaute wieder an Fahrt gewinnen. 2024 wurde Figma von Fidelity in einem Deal mit 12,5 Mrd. Dollar bewertet.
Discord: 10 – 15 Mrd. Dollar
Discord, die Chat-App mit über 200 Millionen monatlichen Nutzern, befindet sich laut einem Bericht der New York Times in frühen Gesprächen über einen möglichen Börsengang. Die Verhandlungen mit Investmentbanken sind noch im Anfangsstadium und die Pläne könnten sich ändern. Ein Discord-Sprecher erklärte gegenüber TechCrunch, dass das Unternehmen nicht zu Gerüchten oder Spekulationen Stellung nimmt, obwohl es das große Interesse an seinen Plänen versteht.
Dies ist nicht das erste Mal, dass Discord einen Börsengang in Betracht zieht. Das in San Francisco ansässige Startup lehnte 2021 ein Kaufangebot von Microsoft in Höhe von 10 Milliarden Dollar ab, um unabhängig zu bleiben und möglicherweise an die Börse zu gehen. Bei einer Finanzierungsrunde im Jahr 2021, bei der 500 Millionen Dollar eingesammelt wurden, wurde Discord zuletzt mit 14,7 Milliarden Dollar bewertet. Die Plattform ist besonders in bestimmten Communities wie Videospielen und Krypto beliebt, hat sich aber auch überraschend zu einem Zentrum für den KI-Boom entwickelt, wobei Unternehmen wie Midjourney ihre Bildgeneratoren auch via Discord zugänglich machen.
Cerebras Systems: 7 – 8 Mrd. Dollar
Eigentlich hat das US-Unternehmen, das superschnelle Chips für AI-Modelle anbietet, bereits 2024 seinen Antrag für den IPO an der Nasdaq gestellt. Doch im vergangenen Jahr wurde dann doch nichts daraus. 2025 könnte der Börsengang nun endlich erfolgen. 2024 zielte Cerebras Systems auf eine Bewertung von 7 bis 8 Milliarden Dollar.
Das Zeitfenster könnte nun besser sein, vor allem dann, wenn CoreWeave einen guten IPO über die Bühne bringt und Investoren auf den Geschmack kommen, in KI-Infrastruktur ihr Geld zu stecken. Zu den Kunden und Partnern von Cerebras zählen etwa das deutsche KI-Startup Aleph Alpha, Hugging Face oder Perplexity.
Hinge Health: ca. 6 Mrd. Dollar
Eine Gesundheits-App zur Linderung von Gelenk- oder Muskelschmerzen, die Mitarbeiter:innen angeboten werden kann: Das ist das Grundprinzip von Hinge Health. AI ist natürlich auch im Spiel, weil das Smartphone via Kamera die Übungen der User per AI analysiert und Feedback gibt.
Und damit wird bereits ordentlich Geschäft gemacht. Einem Umsatz von 390 Mio. Dollar stand 2024 ein Verlust von 11,9 Mio. Dollar gegenüber. Nun soll das Unternehmen dahinter, das 2014 von den Seriengründern Daniel Perez und Gabriel Mecklenburg gestartet wurde, an die Börse. Kolportierte angestrebte Bewertung: mehr als 6,2 Milliarden Dollar. Das ist die Bewertung, die Coatue und Tiger Global 2021 bei einer Finanzierungsrunde von 600 Mio. Dollar zahlten.
1Komma5°: >1 Milliarde Euro
Ist 1Komma5° noch ein Energieunternehmen, oder vielleicht schon ein AI-Unternehmen? Jedenfalls hat das Hamburger Unicorn Ende 2024 noch einmal 150 Mio. Euro eingesammelt, und setzt nun 2025 zum IPO an. „Knapp vier Jahre nach unserer Gründung ist diese Finanzierungsrunde der nächste Baustein auf unserem Weg an den Kapitalmarkt und ein großer Erfolg für das gesamte Team, gerade im aktuellen Marktumfeld“, kündigte Micha Grüber, CFO und Mitgründer von 1KOMMA5° damals an.
Mittlerweile sehr zentral für das Hamburger Unternehmen ist Heartbeat AI, das künftig mit viel Geld für die Entwicklung ausgestattet werden soll. „Heartbeat AI kauft Strom, wenn die Preise niedrig sind, und verkauft Strom, wenn sie hoch sind. Das System senkt nachweislich die Stromkosten der angeschlossenen Haushalte und verbessert gleichzeitig die Amortisation der verbundenen Systeme wie Batterien, Ladegeräte oder Wärmepumpen. Gleichzeitig stabilisiert Heartbeat AI das Stromnetz und bringt volatilen Verbrauch und erneuerbare Stromerzeugung in Einklang“, wird argumentiert.
StubHub: tba.
Das Ticketing-Unternehmen StubHub steht offenbar kurz vor dem Schritt an die Börse. Laut Berichten der New York Times vom 7. März führt das Unternehmen bereits Gespräche mit Bankern über einen möglichen Börsengang (IPO) noch in diesem Jahr, mit dem Ziel, mehr als 1 Milliarde Dollar einzusammeln. Bei einem Investorentreffen am 6. März verkündete StubHub beeindruckende Zahlen: Der Brutto-Ticketverkauf stieg im letzten Quartal 2024 um fast 50 Prozent. Als global agierendes Unternehmen ist StubHub durch seine Plattformen in den USA und viagogo international in mehr als 200 Ländern präsent.
Bemerkenswert ist, dass StubHub bereits im vergangenen Juli einen geplanten Börsengang verschoben hatte, als das Unternehmen den Markt als zu unberechenbar einschätzte. Damals hatte StubHub bereits vertrauliche Unterlagen bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht und plante, diese im Juli öffentlich zu machen. Zu diesem Zeitpunkt zielte das Unternehmen auf eine Bewertung von etwa 16,5 Milliarden Dollar ab.