Island-Studie: Vier-Tage-Woche funktioniert
Seit dem Corona-Jahr 2020 werden die Rufe nach einer Vier-Tage-Woche weltweit immer lauter. Viele Angestellte und auch Unternehmen wollen die Arbeitswoche verkürzen, um die Work-Life-Balance des Personals zu verbessern. Konkrete Maßnahmen will beispielsweise die japanische Regierung setzen (Trending Topics berichtete). In der Praxis hat die isländische Regierung im Jahr 2015 und im Jahr 2017 das Konzept getestet. Die Ergebnisse in einem neuen Bericht lassen aufhorchen: Ihnen zufolge bleibt die Produktivität bei der kürzeren Woche gleich und erhöht sich teilweise sogar.
Organisation verbessert sich problemlos
„Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Versuche, dass durch Arbeitszeitverkürzungen die Produktivität und Leistungserbringung erhalten oder gesteigert wurde“, heißt es in der Auswertung. In das Experiment waren mehr als 2.500 Angestellte involviert, also etwa ein Prozent der Arbeitskräfte in Island. Sie haben sich von einer 40-Stunden-Woche auf 35 bis 36 Stunden umgestellt. Neben der verstärkten Produktivität zeigte sich dabei eine starke Modernisierung der Arbeitsprozesse.
Vor allem in der Organisation der Aufgaben zeigten sich laut dem Bericht oft Verbesserungen. Dadurch mussten die Angestellten nicht die gleichen Aufgaben unter mehr Zeitdruck erledigen, sie haben tatsächlich weniger gearbeitet. „Wir haben Meetings an unserem Arbeitsplatz verkürzt und versuchen sie ständig weiter zu verkürzen“, erklärt beispielsweise ein Studienteilnehmer. Die Umstellung sei in den meisten Fällen nicht besonders kompliziert gewesen. Durch das bloße Hinterfragen von Routine-Prozessen war es vielen Unternehmen möglich, sie ohne großen Aufwand zu ändern und so die Effizienz zu steigern.
Vier-Tage-Woche verbessert Wohlbefinden
Ein eindeutiges Ergebnis der Studie war, dass eine kürzere Arbeitswoche sich positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Belegschaft auswirkt. Der Stresslevel war deutlich geringer und die Zufriedenheit nahm stark zu. Die Vier-Tage-Woche soll die Anzahl der Burnouts verringern und so auch das Gesundheitssystem entlasten. Die zusätzliche Freizeit haben die Angestellten außerdem „sehr produktiv“ genutzt. Sie hatten mehr Zeit für Hausarbeiten. Vor allem Männer hätten hier laut dem Bericht mehr Verantwortung übernommen. Am Wochenende hatte das Personal auch mehr Zeit für die Familie. Viele hätten außerdem neue Hobbys entdeckt und angefangen, mehr Sport zu betreiben.
Viele Sorgen von Kritikern über die Sinnhaftigkeit und Umsetzbarkeit der Vier-Tage-Woche haben sich laut dem Experiment nicht erfüllt. Jedoch sehen viele auch die neue Studie als nicht allgemein gültig. Andere Volkswirtschaften müssten auf unterschiedliche Faktoren achten, um das Konzept durchzusetzen. Laut t3n testet Spanien beispielsweise momentan selbst die Vier-Tage-Woche in der Praxis.