Italien will Kryptogewinne stärker besteuern
Die Regierung in Italien hat laut Standard eine deutliche Erhöhung der Steuer auf Kryptowährungsgewinne angekündigt. Ab 2025 sollen Gewinne aus dem Handel mit Bitcoin und anderen digitalen Währungen mit 42 Prozent besteuert werden, eine signifikante Steigerung gegenüber dem bisherigen Satz von 26 Prozent.
Dies gab der stellvertretende Wirtschaftsminister Maurizio Leo bekannt. Der Freibetrag von 2.000 Euro bleibt jedoch bestehen, kleinere Gewinne werden also weiterhin steuerfrei bleiben.
Popularität stark gewachsen
Der Anstieg der Steuerbelastung kommt zu einem Zeitpunkt, in dem die Popularität von Kryptowährungen in Italien stark gewachsen ist. Laut einem Bericht der italienischen Wertpapieraufsichtsbehörde Consob hat sich der Anteil der Bevölkerung, die Kryptowährungen in ihrem Portfolio hält, zwischen 2022 und 2024 mehr als verdoppelt – von acht auf 18 Prozent. Auch das Interesse an nachhaltigen Anlageprodukten stieg im selben Zeitraum deutlich, von elf auf 20 Prozent.
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Italien: Leere Staatskassen erfordern „Opfer“
Die Maßnahme ist Teil eines größeren Haushaltsentwurfs für das Jahr 2025, der mehrere Steuererhöhungen und Sparmaßnahmen umfasst, um die klammen Staatskassen Italiens zu füllen. Der Haushaltsentwurf sieht insgesamt Maßnahmen im Wert von 30 Milliarden Euro vor. Darunter sind Steuererleichterungen für Familien mit geringem Einkommen sowie eine Sondersteuer für Banken und Versicherungen, die zusätzliche 3,5 Milliarden Euro in die Staatskassen spülen soll.
Finanzminister Giancarlo Giorgetti betonte jedoch, dass diese Maßnahmen notwendig seien, um das Gesundheitswesen zu finanzieren. „Manche nennen es eine Übergewinnsteuer, ich nenne es ein Opfer“, erklärte Giorgetti. „Banken, Versicherungen und Ministerien müssen Opfer bringen.“
„Harter Schlag“
„Große Besorgnis“ äußerte auch Gianluca Sommariva, CEO von Hodlie, einer italienischen Plattform für AI-Krypto-Management. „Eine Erhöhung der Besteuerung auf 42 Prozent auf Kapitalgewinne wäre ein harter Schlag, besonders für Kleinanleger:innen, die mit einer der höchsten Steuern weltweit konfrontiert wären“, sagte der Manager.
Sommariva wies zudem darauf hin, dass Käufer:innen von Kryptowährungen über ETFs, die die Entwicklung von Bitcoin und Ethereum nachbilden und in Italien immer beliebter werden, möglicherweise „das Problem umgehen“ könnten, da sie „weiterhin mit 26 Prozent besteuert werden würden.“
Von potenziellen Kapitalgewinnen profitieren
Die italienischen Ausgabe der US-Computerzeitschrift Wired vermutet, dass die Regierung die Steuererhöhung beschlossen hat, um von der wachsenden Zahl an Verkäufen zu profitieren, die nach dem Anstieg des Bitcoin-Preises über 73.000 Dollar stattfanden.
Laut OAM (Organismo Agenti e Mediatori, Registrierungssystem für Kryptowährungshändler:innen) besitzen derzeit 1,3 Millionen Italiener:innen Kryptowährungen im Wert von 2,2 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 22 Prozent im Vergleich zum vorherigen Quartal entspricht.
Bis Juni wurden Kryptowährungen im Wert von 1,76 Milliarden Euro gekauft und über 3,5 Milliarden Euro verkauft. Da also mehr Kryptowährungen verkauft als gekauft werden, könnte die Regierung von potenziellen Kapitalgewinnen profitieren. Die Regierung hat 38 Prozent der Krypto-Anleger:innen als langfristig Haltende identifiziert. Ein Beispiel: Eine Investorin, die im Januar 2022 Bitcoin für 33.000 Euro erwarb, könnte jetzt für über 61.000 Euro verkaufen. Dabei würde die Steuerlast bis Ende Dezember 7.280 Euro betragen. Ab Jänner könnte sie auf 11.760 Euro ansteigen.
In Österreich unterliegen Einkünfte aus Kryptowährungen seit 2022 demselben Steuersatz wie Aktien, nämlich 27,5 Prozent.
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