iTranslate: Grazer Startup bringt mit Headphone-Macher Bragi Übersetzer-Ohrstöpsel auf den Markt
Im Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams ist der Babelfisch eine kleine Kreatur, die man sich ins Ohr setzt und die seinem Wirten dann erlaubt, jede Sprache zu verstehen. Im echten Leben tritt jetzt das Grazer Startup iTranslate (Trending Topics berichtete mehrmals) gemeinsam mit dem Kopfhörer-Hersteller Bragi an und bringt Headphones auf den Markt, die Ähnliches ermöglichen sollen. Die „The Dash Pro“ (350 Euro) sind quasi In-Ear-Computer, die Echtzeitübersetzungen in rund 40 Sprachen ermöglichen sollen. Dazu verbindet der Nutzer die Wearables per Bluetooth mit dem Smartphone. Die iTranslate-App fungiert anschließend als Dolmetscher, übersetzt die vom integrierten Mikrofon des „Dash Pro“ und liefert die Übersetzung an den Ohrstöpsel.
Wenn zwei Personen aufeinandertreffen, die beide das Dash-Pro-Wearable nutzen, dann soll eine Konversation nahezu in Echtzeit möglich sein, auch wenn beide unterschiedliche Sprachen sprechen. Die Sprachübersetzung wird dabei über Berührung des Ohrstöpsels oder per Kopfnicken gestartet, läuft also nicht permanent. Zur Nutzung ist die kostenpflichtige „iTranslate Pro“-App (3 Euro/Monat, derzeit nur iPhone, Android folgt) notwendig, „The Dash Pro“-Nutzer erhalten einen kostenlosen Probemonat. Verfügbar sind Sprachen wie Arabisch, Chinesisch, Englisch, Deutsch, Hebräisch, Italienisch, Japanisch, Portugiesisch, Russisch, Slowakisch, Spanisch, Thai oder Türkisch.
Sprachbarrieren überwinden
Mit dem Dolmetscher-Gadget wolle man „Sprachbarrieren ein Ende zu setzen”, so iTranslate-CEO Alexander Marktl, deswegen habe man mit Bragi das „weltweit erste Translation-Wearable“ auf den Markt gebracht. Seine Firma, die ihren Sitz in Graz hat und schon von Apple abgefeiert wurde, hält eigenen Angaben zufolge bei 60 Millionen App-Downloads und verzeichnet mehr als sechs Millionen Nutzern monatlich. Präsentiert wurden die neuen Gadgets gemeinsam mit Bragi in New York – kein Wunder, immerhin ist der US-Markt für iTranslate einer der wichtigsten Märkte. Lieferbar sind die Stöpsel in zwei Wochen, allerdings nur in den USA und Kanada.
Mit Bragi haben die Grazer einen Partner gefunden, der 2013 gegründet wurde und mit einer Kickstarter-Kampagne, die 3,3 Millionen Dollar einsammelte, auf sich aufmerksam machte. Seither hat sich die Münchner Firma auf smarte Ohrstöpsel spezialisiert, die viele Funktionen (wasserdicht, Durchlassen von Umgebungsgeräuschen, Erfassung biometrischer Daten) in sich vereinen. Bragi will außerdem im Hearables-Bereich 150 Patente halten. Laut Bragi-Gründer Nikolaj Hviid sei die neueste Hardware etwa spannend für Reisende, aber auch für Einwanderer, die die Landessprache noch nicht beherrschen. Ein entscheidender Vorteil im Ausland: Die iTranslate-App funktioniert in der Pro-Version auch offline, wodurch oftmals teure Roaming-Gebühren für eine Internetverbindung entfallen.
Die Konkurrenz hört mit
Die Idee, Ohrstöpsel per smarter Technologie zum Dolmetscher zu machen, hatten auch andere. Das New Yorker Startup Waverly Labs verkündete im Jänner 2017, dass es für eine Crowdfunding-Kampagen rund vier Millionen Dollar eingesammelt hat. Das Produkt, dass sich Unterstützer via Indiegogo vorbestellen konnten: Ohrstöpsel namens „Pilot“, die im Zusammenspiel mit einer Smartphone-App gesprochene Sprache übersetzen können sollen. Sie sind derzeit um rund 300 Dollar vorbestellbar und sollen im Herbst 2017 ausgeliefert werden.
Intelligente Ohrstöpsel haben es noch mehreren Firmen angetan – allen voran Apple. Der iPhone-Konzern hat mit den AirPods – noch ausbaufähige – kabellose In-Ear-Headphones auf den Markt gebracht, die mit Bewegungssensoren ausgestattet sind und via Berührung die Sprachsteuerung Siri aktivieren. Außerdem gibt es die „Here One“ von Doppler Labs, die zielgerichtet Umgebungsgeräusche verstärken oder abschwächen können. Sie sollen dem Träger neue Möglichkeiten in Sachen selektiver Wahrnehmung bringen.