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Iwondo: Polnischer Unternehmer kauft Wiener Immobilien-Start-up – Gründer ziehen ins Silicon Valley

Vincent Scheifinger, Bertrand Kaufmann, Branko Markovic und Florian Bösenkopf sind vor wenigen Monaten mit Iwondo.at Online gegangen und haben jetzt an einen polnischen Investor verkauft. © Iwondo
Vincent Scheifinger, Bertrand Kaufmann, Branko Markovic und Florian Bösenkopf sind vor wenigen Monaten mit Iwondo.at Online gegangen und haben jetzt an einen polnischen Investor verkauft. © Iwondo
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Branko Markovic und Florian Bösenkopf, zwei der vier Gründer des Immobilien-Start-ups Iwondo (Wienerisch für „ich wohne da“) machen sich dieser Tage selbst auf die Suche nach einer Wohnung – allerdings nicht in Österreich, sondern im Silicon Valley, wo die beiden im Research-Zentrum von Bosch als Start-Up-Scouts arbeiten werden. Iwondo, beziehungsweise die dahinterstehende Viberti GmbH, haben die Gründer Markovic, Bösenkopf sowie Bertrand Kaufmann und Vincent Scheifinger verkauft – an den Polen Michael Zoladek und seinen Vater Marek Zoladek. Tätig sind die beiden Käufer einerseits im B2B-Bereich als Zulieferer für Glaserzeugnisse, andererseits im Bereich 3D-Printing mit der eigenen Marke Spectrum Filaments. Nun soll der Bereich Immobilien als dritte Säule hinzukommen.

„Wir haben bereits seit einer Weile nach einem Käufer gesucht, vor allem seitdem sich abgezeichnet hat, dass Florian und ich nach Kalifornien ziehen werden. Der Käufer war zeitgleich auf der Suche nach einer digitalen Lösung im Real-Estate-Bereich und ist durch unsere Pressearbeit, Werbung und persönliche Empfehlungen auf uns aufmerksam geworden“, blickt Markovic zurück und fügt hinzu: „Wir standen zu diesem Zeitpunkt mit mehreren potenziellen Käufern in Kontakt, waren nach mehreren Meetings aber davon überzeugt, dass er die richtige Wahl ist, weil er die klarsten und überzeugendsten Aussagen getroffen hat.“

Die Pläne der Käufer

Was den Verkaufspreis betrifft, darf Markovic nichts verraten, sagt nur so viel: „Jedenfalls sichert das Investment die konzeptionelle und technische Weiterentwicklung von Iwondo inklusive Applikationen. Zudem sind signifikante Marketing-Maßnahmen für das nächste Jahr gesichert sowie eine Internationalisierung nach Polen.“ Der Name der Plattform, das Konzept und das Design sollen gleich bleiben. Zudem erklärt Markovic, dass Iwondo in Österreich verankert bleibt, denn: „Die Käufer haben als Teil ihres Handelsnetzwerks auch einen Sitz in Wien, von welchem sie aus Iwondo leiten wollen.“

Das operative Geschäft haben Markovic, Bösenkopf, Kaufmann und Scheifinger abgegeben. Während es für Markovic und Bösenkopf bereits Anfang Juli nach Kalifornien geht, wird sich Scheifinger auf das Familienunternehmen Scheifinger Immobilien konzentrieren und Kaufmann auf das Immobilien-Start-up Adonia Immobilien KG. „Ich bin überzeugt davon, dass wir in Kalifornien sehr viel lernen und tolle Kontakte knüpfen werden. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt, Florian und ich sind jedenfalls offen, bald mit einem neuen Produkt auf den Markt zu gehen“, schließt Markovic.

Was hinter Iwondo steckt

Die Suche nach einer neuen Wohnung kann – vor allem in der Bundeshauptstadt – frustrierend sein. Wer auf einer der zahlreichen Immobilienportale ein passendes Objekt findet und eine Besichtigung vereinbart, hat oft damit zu rechnen, gemeinsam mit zig anderen Anwärtern auf der Türschwelle zu stehen. Lässt man sich davon nicht abschrecken und ist immer noch überzeugt, beginnt das Bangen darum, ob man die Wohnung auch bekommt.

Vice versa ist die Suche nach einem Mieter für private und professionelle Anbieter oft ein schwieriges Unterfangen: Inseriert man eine Wohnung, folgen binnen kürzester Zeit Fluten an Mails, Anrufen und Besichtigungsterminen und dann die Entscheidung, wen man einziehen lässt. Insbesondere in Wien ist günstiger Wohnraum knapp, 100.000 mehr Wohnungen bräuchte es hier, um eine nahende Wohnungskatastrophe abzuwenden, warnte etwa Michael Pisecky, Obmann der Fachgruppe der Wiener Immobilientreuhänder, Anfang 2016.

Anbieter kontaktieren Suchende aktiv

Branko Markovic und Florian Bösenkopf waren vor knapp einem Jahr auf der Suche nach einem neuem Dach über dem Kopf in Wien. Eine, wie erwartet, mühsame Erfahrung für die beiden aus den Bereichen Corporate Finance und E-Business kommenden Jungunternehmer. Als Markovic und Bösenkopf auf Bertrand Kaufmann und Vincent Scheifinger trafen – beide waren bereits damals im Fachbereich Immobilien tätig – kam die gemeinsame Erkenntnis, dass die Vermittlung von Wohnungen auch für die Anbieter durchaus frustrierend sein kann.

Zu viert gründeten sie Iwondo, abgeleitet von „I wohn‘ do“. Auf der Immobilienplattform sind keine öffentlichen Inserate gelistet, Anbieter können ihre Objekte qualifizierten Suchkunden direkt anbieten, während Suchende lediglich angeben, wie sie sich ihre Traumwohnung vorstellen und ein persönliches Profil anlegen – und sich damit im Idealfall von ihrer besten Seite zeigen. „Es ist ja so: Anbieter versuchen heutzutage über Google, Facebook und Co. nähere Informationen über den potenziellen Mieter oder Käufer herauszufinden – das ist nicht effizient, wird aber so gemacht“, erklärt Markovic. Indem Anbieter auf Iwondo die Profile von potenziellen Mietern oder Käufern einsehen können, ersparen sie sich die mühsame Selektion und „oft unnötige Besichtigungstermine“, so Markovic.

Sich ins rechte Licht rücken

Zwischen 24 und 48 Stunden wartet ein Wohnungssuchender durchschnittlich, bis ihm erstmals eine Immobilie angeboten wird, „das hängt natürlich sehr von den Suchkriterien ab und dem aktuellen Markt. Wer eine 100 Quadratmeter-Wohnung am Stephansplatz um 400 Euro sucht, wird vermutlich lange warten, kontaktiert zu werden“, erklärt der Gründer. Um von Anbietern als attraktiver Kandidat wahrgenommen und weiters kontaktiert zu werden, spielt natürlich vor allem das Finanzielle eine Rolle, und so können Suchende auf der Plattform auch ihren Beschäftigungsstatus und ihr Netto-Haushaltseinkommen angeben.

Markovic stellt klar: „Das ist natürlich wichtig und am Ende des Tages muss man ohnehin einen Gehaltszettel vorlegen, das ist Usus – man will ja sicherstellen, dass eine Mietzahlung erfolgen kann. Aber: aus unserer Sicht spielt das Finanzielle nicht die primäre Rolle, sondern viele zusätzliche persönliche Komponenten.“ Beispielsweise: Anbieter, die ihre Wohnung eher kurzfristig vermieten möchten, würden sich eher an Studenten wenden, während langfristig zu vergebene Objekte eher Familien angeboten werden würden.

Zeit sparen und Vertrauen aufbauen

Rund 1.000 aktive Nutzer zählt die Plattform derzeit, Tendenz steigend, heißt es seitens der Gründer. Suchende müssen auf iwondo.at nichts zahlen, Geld verdient das Start-up mit den Anbietern. Gewerbliche Anbieter entrichten eine monatliche Pauschale von 149,90 Euro, private Anbieter bezahlen 19,90 Euro. „Momentan gibt es durch die Beta noch kostenfreie Testprofile für Anbieter“, ergänzt Markovic. Für gewerbliche Anbieter sei Iwondo ein effizientes und zeitsparendes Tool, für private Anbieter wiederum sei Iwondo vor allem aus einem Grund attraktiv, wie Markovic skizziert: „In dem Moment, in dem man seine Wohnung als Inserat auf eine Plattform stellt, könnte theoretisch jeder kommen – davor haben viele Leute Angst.“

Dadurch, dass sich die Anbieter das Profil der Suchenden ansehen können, steigt das Vertrauen im Vorfeld.“ Um zusätzlich User-Akquise zu betreiben, haben die Jungunternehmer auf sozialen Netzwerken geworben, Pressearbeit betrieben und eine Kooperation mit der Universität Wien aufgestellt. Iwondo war dort Bestandteil einer Vorlesung im Fachbereich E-Business der Fakultät Wirtschaftswissenschaften in Kooperation mit Google.

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