China

Jack Ma und das provozierte Ant-Group-Debakel

Alibaba-Gründer Jack Ma © WTO/ Cuika Foto
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Er ist geschätzte 60 Milliarden Dollar schwer, der zweit reichste Mann in China und hat mit Alibaba das siebt wertvollste Unternehmen der Welt aufgebaut. Doch der Einfluss und die Macht des chinesischen Unternehmers Jack Ma reicht genau – bis Peking. Das zeigt sich jetzt rund um das Debakel des Börsengangs des chinesischen Fintechs Ant Group, der eigentlich das größte IPO aller Zeiten hätte werden sollen. Mehr als 34 Milliarden Dollar hätte Ant Group, die aus Alibaba hervor gegangen ist, an den Börsen in Shanghai und Hongkong einnehmen wollen. Doch dann sind die chinesischen Regulierungsbehörden aktiv geworden.

Wie berichtet haben die Börsen in Hongkong und Shanghai plötzlich „Änderungen im regulatorischen Umfeld der Finanztechnologie und andere wichtige Probleme“ ins Feld geführt, die das IPO plötzlich verunmöglichen – zwei Tage, bevor er den bisher größten Börsengang von Saudi Aramco an der Spitze der ewigen IPO-Charts hätte ablösen sollen. Warum sagt China, das sich als Gewinner der Corona-Krise und künftigen Digitalisierungs-Leader sieht, plötzlich ein solches Prestige-Projekt ab? Zuallererst ist es Ma’s Schaden: Der Aktienkurs von Alibaba stürzte als Reaktion auf die IPO-Absage um 8 Prozent ab und vernichtete etwa 60 Milliarden Dollar Börsenwert an einem Tag.

Kritik an Chinas Regulierung

Hauptgrund ist, dass sich Alibaba-Gründer Ma, der über Alibaba noch etwa 33 Prozent des Fintechs kontrolliert, wohl etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt hat. Am 25. Oktober, also zwei Wochen vor dem anvisierten IPO, hat er beim China Financial Forty Forum (CF40) eine Aufsehen erregende Rede gehalten und darin offen beklagt, dass der Finanzsektor in China überreguliert sei und dass niemand Risiko nehmen können, weil es kein System dafür gebe. Damit beklagte er indirekt die strengen staatlichen Vorgaben, die es Unternehmern wie ihm schwierig machen, ein Business aufzubauen. „Es gibt keine risikofreie Innovation auf dieser Welt. In vielen Fällen ist die Kontrolle des Risikos das größte Risiko“, so Ma.

Das haben sich die chinesischen Regulierungsbehörden offenbar nicht gefallen lassen. Anfang der Woche zitierten sie Eric Jing, den CEO von Ant Group, zu einem Meeting mit der Chinesischen Volksbank und der China Securities Regulatory Commission. Dabei soll es um Regulierungsthemen gegangen sein, die die Ant Group auch in Bälde implementieren will. Tags danach wurde der IPO dann plötzlich abgesagt. Bei diesem hat Zhejiang Tmall Technology, eine Alibaba-Tochter, bereits zugesagt, Anteile zu den Preisen kaufen wird, um ihre 33 Prozent an Ant Group zu halten und nicht zu verwässern.

Kreditgeschäft gerät ins Visier

Doch nun sieht es danach aus, als müsste Ant Group seine Produkte und Dienstleistungen nachschärfen. Am bekanntesten ist die Mobile-Payment-App Alipay, doch daneben gibt es noch weitere Angebote, und zwar:

Und da legt sich Peking nun quer. Wie Bloomberg berichtet, geht es vor allem um die Mikrokredite, die die Ant Group vergibt. Neue Regeln sehen vor, dass Plattform-Betreiber mindestens 30 Prozent der Mittel für Kredite bereitstellen müssen, während es bei Ant bisher nur lediglich 2 Prozent sind. Das könnte in einem weiteren Schritt, bei einer Adaptierung dieser Regeln, bedeuten, dass das Fintech sein bisher lukratives Kreditgeschäft (macht 40 Prozent des Gesamtumsatzes aus) neu strukturieren muss. Bisher schon kommt der große Teil des Geldes, das verliehen wird, von Partnerfirmen von Ant. Weiters sind noch zusätzliche Hürden geplant, etwa sollen Kredite über die Grenzen von Provinzen hinweg nur mit Erlaubnis der Behörden möglich sein, und es soll eine Obergrenze für Online-Kredite von umgerechnet 45.000 Dollar geben.

Für Beobachter der Entwicklungen kommt die Reaktion der Regulierungsbehörden auf Ant Group nicht ganz überraschend. Technode, ein auf China spezialisiertes Tech-Medium, schreibt etwa, dass sich die Angelegenheit immer weiter zugespitzt hat. So sollen staatliche Banken keine Fans davon sein, dass Ant Group und Webank „in einem relativ entspannten regulatorischen Umfeld zu De-facto-Banken heranwachsen durften“, schreibt Technode. „In diesem Umfeld trat Ma mit seiner Kühnheit, die Bemühungen der Regulierungsbehörden zur Verschärfung der Kontrollen abzulehnen, auf die falschen Füsse. Der Personenkult rund um Alibaba-Vorsitzenden passt nicht gut zur konventionellen chinesischen Führung.“

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