Japan: Tokio will mit 4-Tage-Woche Geburtenrate erhöhen
Seit den 1970er-Jahren ringt Japan mit einer stetig sinkenden Geburtenrate. Im vergangenen Jahr erreichte das Land einen historischen Tiefpunkt: Laut dem Gesundheits- und Wohlfahrtsministerium wurden nur noch 758.631 Kinder geboren. Um diesem Trend entgegenzuwirken, setzt Tokio nun die Einführung einer 4-Tage-Arbeitswoche.
Bevölkerungszahl stabil halten
Dass die japanische Bevölkerung immer älter wird, liegt laut der Regierung an einer Kombination aus hoher Lebenserwartung und niedriger Geburtenrate. Wurden 2005 durchschnittlich 1,26 Kinder pro Frau geboren, so waren es im vergangenen Jahr 2023 nur noch 1,2. Japans Fruchtbarkeitsrate liegt damit weit unter dem notwendigen Wert von 2,1, um die Bevölkerungszahl ohne Migration stabil zu halten. 2023 war das achte Jahr in Folge mit einem Rückgang.
Geht es nach der Regierung, sollen Frauen wieder mehr Kinder bekommen. Deshalb hat sich Tokio eine Strategie überlegt: Ab April 2025 soll es für alle Beschäftigten der Stadtverwaltung von Tokio eine viertägige Arbeitswoche geben. Die Maßnahme wird für mehr als 160.000 Angestellte gelten, da die Stadtverwaltung einer der größten Arbeitgeber des Landes ist.
Mehr Freizeit für weniger Gehalt
Zusätzlich soll eine Regelung eingeführt werden, die vorsieht, dass Eltern früher Feierabend machen, dafür aber auf einen Teil ihres Gehalts verzichten. Dies soll für Mütter und Väter mit Kindern in der ersten bis dritten Volksschulklasse gelten.
Laut Japan Times ist vorgesehen, die Arbeitszeit täglich um bis zu zwei Stunden zu reduzieren. Die Regierung hofft, mit dieser Maßnahme die Belastung der Kindererziehung vor allem für berufstätige Mütter zu verringern.
Warum Japans Frauen wenig Kinder bekommen
Die Ursachen für die geringe Geburtenrate der letzten Jahre sind unter anderem späte Heiraten, hohe Lebenshaltungskosten, zu kleine Wohnungen und die zunehmende Berufstätigkeit von Frauen. Aber auch ein großes geschlechtsspezifisches Lohngefälle und teure Kinderbetreuung zählen laut dem International Monetary Fund zu den Gründen.
„Wir werden weiterhin die Arbeitsformen flexibel überprüfen, um sicherzustellen, dass Frauen ihre Karriere nicht aufgrund von Lebensereignissen wie Geburt oder Kindererziehung opfern müssen“, zitierte die Japan Times Yuriko Koike, Tokios Gouverneurin.
Weitere kreative Ansätze
Japans Regierung investiert Milliarden, um den Geburtenrückgang zu stoppen, etwa durch besseren Zugang zu Kinderbetreuung und die Förderung des Einfrierens von Eizellen. In Tokio wird sogar eine Dating-App getestet, bei der Einkommen und Heiratswunsch verifiziert werden. So sollen mehr Ehen zustande kommen.
Japan ist bei weitem nicht das einzige asiatische Land, das mit einem Rückgang der Heirats- und Geburtenraten zu kämpfen hat. Dies gilt vor allem auch für Südkorea.
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