Jetzt meldet auch Volocopter Insolvenz an – Investoren müssen Firma retten
Der deutsche Flugtaxi-Entwickler Volocopter hat beim Amtsgericht Karlsruhe Insolvenz angemeldet. Das Bruchsaler Unternehmen, das an elektrischen Senkrechtstartern arbeitet, wird nun vom vorläufigen Insolvenzverwalter Tobias Wahl betreut, der bis Ende Februar ein Sanierungskonzept vorlegen will. Bis zuletzt wurde noch um eine Fnanzierungsrunde gerungen, wie berichtet sollte Volocopter 95 Mio. Euro von einem Konsortium rund um den chinesischen Autobauer Geely und des Family Office des deutschen Industriellen Gerhard Sturm bekommen.
Doch nun muss man Insolvenz anmelden. Volocopter steht eigentlich kurz vor einem wichtigen Meilenstein: Die finale Musterzulassung der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) für den kommerziellen Passagierbetrieb wird in den kommenden Monaten erwartet. Das Unternehmen hatte ursprünglich geplant, während der Olympischen Spiele 2024 in Paris erste kommerzielle Flüge durchzuführen.
„Wir sind unseren Branchenkollegen in Sachen Technologie, Flugerprobung und Zertifizierung voraus. Das macht uns zu einem attraktiven Unternehmen, in das man investieren kann, während wir uns intern umstrukturieren“, heißt es in einem offiziellen Statement seitens CEO Dirk Hoke. Man hätte mit „einer der niedrigsten Burn-Rates in der Branche“ in einem 2extrem schwierigen finanziellen Umfeld erfolgreich gearbeitet“. Trotz intensiver Fundraising-Bemühungen war es jedoch nicht möglich, eine tragfähige Lösung für die Aufrechterhaltung des regulären Betriebs außerhalb eines Insolvenzverfahrens zu finden.
Bis Ende Februar wird ein Sanierungskonzept entwickelt
Das Unternehmen braucht eine Finanzierung, um die letzten Schritte zum Markteintritt zu gehen. Wir werden uns bemühen, bis Ende Februar ein Sanierungskonzept zu entwickeln und dieses mit Investoren umzusetzen“, so Insolvenzverwalter Tobias Wahl in einer Aussendung. Der Geschäftsbetrieb läuft trotz des Insolvenzverfahrens weiter. Unter der Führung des scheidenden CEO Dirk Hoke wurde die Mitarbeiterzahl bereits von 700 auf 500 reduziert. Erst kürzlich wurde mit Oliver Vogelgesang ein neuer Finanzchef ernannt, der zuvor beim ebenfalls insolventen Konkurrenten Lilium tätig war. Lilium hat vor einigen Monaten Insolvenz angemeldet und wurde dann zu Weihnachten in letzter Sekunde von einem neuen Investor gerettet.
Volocopter hatte in der Vergangenheit mehrere erfolgreiche Finanzierungsrunden durchgeführt. Zuletzt scheiterten jedoch Gespräche über staatliche Unterstützung aus Baden-Württemberg und Bayern. Medienberichten zufolge zeigt der chinesische Mischkonzern Geely Interesse an einer Übernahme des Startups.
Das Unternehmen hat bereits verschiedene Show- und Testflüge absolviert, unter anderem in Paris nahe Schloss Versailles. Neben der geplanten kommerziellen Nutzung in Metropolen wie Rom und Osaka arbeitet Volocopter in Deutschland mit der ADAC-Luftrettung an Einsatzmöglichkeiten im Rettungswesen.
Eine aktuelle Analyse des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zur urbanen Luftmobilität zeigt jedoch, dass Flugtaxis im Vergleich zu E-Autos höhere CO2-Emissionen aufweisen und kaum Zeitvorteile bieten. Als besonders sinnvoll werden die Fluggeräte vor allem für Notfalleinsätze und die Anbindung abgelegener Regionen eingestuft.