Hintergrund

Jetzt schauen alle auf Binance: Wie stabil ist die führende Krypto-Börse?

Changpeng Zhao, Co-Founder & CEO Binance. © Ben McShane/Web Summit via Sportsfile (CC BY 2.0)
Changpeng Zhao, Co-Founder & CEO Binance. © Ben McShane/Web Summit via Sportsfile (CC BY 2.0)
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„So, the thing that is bringing down crypto is: The largest exchange, which launders money for the Iranians, lost trust in the second largest exchange, whose founder said that crypto is basically a ponzi scheme on the Odd Lots podcast?“

Dieser viel gelesene Tweet des US-Reporters Evan Lorenz hat es schon in sich. Dass die zweit größte Krypto-Börse rund um Gründer Sam Bankman-Fried (SBF; nunmehr Ex-Milliardär) innerhalb weniger Tage vor der Zahlungsunfähigkeit steht und vom Branchen-Primus Binance innerhalb weniger Stunden durch Kauf gerettet werden muss, zeigt, wie instabil das Krypto-Geschäft geworden ist. In zehn Monaten von einer Bewertung von 32 Milliarden Dollar zum Beinahe-Bankrott – FTX stellt gerade Negativrekorde auf.

Und jetzt schauen alle auf Binance. Waren FTX und SBF in den letzten Monaten eigentlich zum Retter der gecrashten Krypto-Branche (Zukauf von Voyager; Kauf-Option für BlockFi; SBF steigt bei Robinhood ein) hochstilisiert worden, wendet sich live vor den Augen der interessierten Weltöffentlichkeit das Blatt komplett. SBF verliert innerhalb von wenigen Tagen 94 Prozent seines 16-Miliarden-Vermögens und den Milliardär-Status (mehr bei Bloomberg), und der einzige, der ihn kurzerhand retten kann, ist sein erster Investor – CZ. Dabei hat Binance-Chef Changpeng „CZ“ Zhao Mitschuld am Crash, weil er öffentlich den Wert des FTX-Tokens FTT (eine art Gutschein für billigere Trades bei FTX) in Frage stellte. Ein paar Tweets später: Zack, FTX ist fast tot, und Binance kann zuschlagen.

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Binance – die letzte große Stütze des Krypto-Markts

Binance scheint der letzte Dominostein einer Reihe von Firmen, die seit dem Krypto-Crash in Folge der hohen Inflation umfielen. Zuerst kollabierte der Krypto-Fonds Three Arrows Capital (3AC) wegen dem Terra/LUNA-Crash, dann purzelten schnell Voyager Digital, Celsius Network, BlockFi, Vauld oder Nuri, die allesamt (über Umwege) Exposure zu dem Terra-Ökosystem hatten. Dann trat SBF mit FTX auf den Plan und schickte sich an, einige dieser Firmen (und damit vor allem ihre User) zuzukaufen. Dann plötzlich muss Binance FTX stützen.

Wie stabil ist Binance? Mit einem Handelsvolumen von 45 Milliarden Dollar in den vergangenen 24 Stunden und 16 Millionen wöchentlichen Visits von Usern ist die Krypto-Börse grob zehn Mal größer als Mitbewerber wie Coinbase, Kraken oder eben FTX. Der Marktanteil bei zentralisierten Krypto-Exchanges liegt bei 50 Prozent und mehr. Dazu kommt, dass der hauseigene BNB-Token (ähnlich wie FTT ein Utility-Token, um Gebühren an der Binance-Börse zu zahlen) mit einer Marktkapitalisierung von 50 Milliarden Dollar hinter Bitcoin, Ethereum und dem Stablecoin Tether die größte Kryptowährung der Welt ist. Mit BUSD hat Binance außerdem den dritt größten Stablecoin im Markt und versucht, den beiden Marktführern USDT und USDC Marktanteile abzuringen.

Zusätzlich wurde Binance mit 500 Millionen Dollar zum Großinvestor in Twitter und startete mit weiteren 500 Millionen Dollar einen eigenen Fonds, um angeschlagene Bitcoin-Mining-Unternehmen zu retten. Würde nun theoretisch auch Binance in Schieflage geraten – es wäre eine Bedrohung für die komplette Krypto-Industrie.

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Wo ist eigentlich die Firmenzentrale?

Dabei ist Binance selbst keineswegs stabil. Seit vielen Monaten ist das Unternehmen dabei, Tochterfirmen und Lizenzen in dutzenden Ländern, darunter Österreich, Italien, Deutschland oder Frankreich, zu erlangen. Denn bisher operierte die Krypto-Börse aus dem virtuellen Space heraus und kann nicht einmal konkret angeben, wo denn nun der Firmenhauptsitz ist. Binance-Chef CZ reist derweil ständig zwischen Paris und Dubai hin und her und wirbt auf Konferenzen wie dem Web Summit in Lissabon für seine Sache.

Wie gefährlich dieser Schwebezustand für Binance ist, zeigt das Beispiel Niederlande. Dort verhängte die Zentralbank eine Strafe von drei Millionen Euro, weil Binance ohne die nötige Erlaubnis der dortigen Behörden seine Services anbot – und so gegen Bestimmungen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung verstoßen hat. Die Niederlande könnten zum Präzedenzfall werden, und deswegen sucht Binance in so vielen Ländern wie möglich mehr Rechtssicherheit. Aktuell sieht es so aus, als würde Paris zur Europazentrale des Unternehmens werden.

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Im Visier der Behörden

Aufsichtsbehörden haben sich längst auf Binance eingeschossen. Etwa die mächtigen US-Behörden. Im September 2022 wurde via Reuters bekannt, dass die US-Justiz bereits 2020 Dokumente der größten Krypto-Börse der Welt in Bezug auf Maßnahmen gegen Geldwäsche herausgefordert haben soll. Besonders delikat ist die Sache deswegen, weil Binance die Sanktionen gegen den Iran gebrochen haben soll; laut Reuters soll Binance iranischen Firmen geholfen haben, trotz Sanktionen 8 Milliarden Dollar zu handeln.

Geldwäsche und Terrorfinanzierung und diesbezügliche Vorwürfe sind ohnehin ein Dauerbrenner bei Binance. Kryptowährungen sind bei Cyber-Kriminellen wegen der vermeintlichen Anonymität beliebt, um international Werte zu verschieben. ebenfalls via Reuters wurde im Sommer 2022 publik, dass Binance von Hackern, Betrügern und Drogenhändlern verwendet worden sein soll, um Krypto-Assets im Gegenwert von 2,35 Milliarden Dollar zu waschen. Wirklich dementiert hatte Binance das nie, sondern verwies darauf, dass Zahlen und Fakten in dem Bericht nicht stimmen würden, versehen mit dem Zusatz: „Weder unsere Branche noch Binance sind perfekt.“

Die US-Börsenaufsicht SEC interessiert sich außerdem für Details zum Binance-Token BNB, den Trader dazu verwenden können, um günstigere Trading-Gebühren bei der Börse zu bekommen – eine Art digitaler Gutschein. Aber ist es wirklich nur ein Utility-Token, oder ist es nicht doch eher ein Wertpapier, das einen virtuellen Anteil an der Krypto-Börse repräsentiert? Wäre das so, dann hätte Binance illegal Aktien auf den Markt geworfen.

CZ versucht, den Markt zu beruhigen

Dass nun Binance vollends durch den FTX-Deal im Zentrum der Aufmerksamkeit steht, dass ist Gründer CZ vollends bewusst. Deswegen twitterte er am Dienstag Abend auch gleich vorsorglich, dass er bald Beweise vorlegen wolle, dass es sämtliche Einlagen der Nutzer:innen auch wirklich gebe und es nicht wie bei FTX zu einem Auszahlungsstopp kommen könne. Im „SAFU Insurance Fund“ (SAFU steht für „Secure Asset Funds for Users“) würden eine Milliarde Dollar in Form von BTC, BUSD und BNB liegen.

Und außerdem versucht er, zu zeigen, dass Binance nicht wie FTX wäre. Seine Firma würde keine eigens kreierten Token als Sicherheiten verwenden, und man würde auch keine Krypto-Assets verleihen – also alles Dinge, die FTX, Celsius Network, Voyager Digital und Co ins Straucheln brachten.

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