AI kostete im Mai bereits 3.900 Amerikaner:innen den Job
Seit vielen Jahren wird es befürchtet, jetzt gibt es erstmals konkrete Zahlen dazu: In den USA hat sich in den Entlassungswellen in einigen Branchen im Mai 2023 gezeigt, dass die Einführung von Künstlicher Intelligenz tausende Arbeitsplätze gekostet hat. Aus den Daten von Challenger, Gray & Christmas (CGC), einem auf Outplacement spezialisierten Unternehmen aus Chicago, geht hervor, dass AI alleine im Mai 2023 etwa 3.900 US-Amerikaner:innen den Job gekostet hat.
„Arbeitgeber in den USA kündigten im Mai 80.089 Entlassungen an, ein Anstieg um 20 % gegenüber den 66.995 Entlassungen, die einen Monat zuvor angekündigt wurden. Das sind 287% mehr als die 20.712 angekündigten Entlassungen im gleichen Monat des Jahres 2022“, heißt es in dem Report. „In diesem Jahr haben die Unternehmen bisher den Abbau von 417.500 Stellen angekündigt, was einem Anstieg von 315 % gegenüber dem 100.694 angekündigten Stellenstreichungen im gleichen Zeitraum des letzten Jahres. Dies ist die höchste Zahl von Januar bis Mai seit 2020, als 1.414.828 Stellenstreichungen verzeichnet wurden.“ Neben dem Krisenjahr 2020, als die COVID-Pandemie einschlug, gab es nur 2009 im Zuge der Finanzkrise so viele Kündigungen in den ersten fünf Monaten eines Jahres.
Us-Firmen geben an, dass etwa 5 Prozent der 80.000 Job-Kürzungen direkt auf AI zurückzuführen sind. Immer öfter gibt es in den US-Medien Storys über Betroffene, die sich von ChatGPT und Co. ersetzt sehen. Besonders betroffen sind Sektoren wie Tech, Handel und Automotive. „Das Verbrauchervertrauen ist auf ein Sechsmonatstief gesunken, und die Zahl der offenen Stellen stagniert. Die Unternehmen scheinen in Erwartung einer Konjunkturabschwächung auf die Bremse zu treten“, sagte Andrew Challenger, Arbeitsmarktexperte und Senior Vice President von CGC. Alleine im Tech-Sektor gab es weltweit, wie aus Daten von layoffs.fyi hervorgeht, seit Jahresbeginn mehr als 200.000 Stellenkürzungen. Bis auf Apple haben alle großen Tech-Unternehmen tausende oder sogar zehntausende Jobs gekürzt.
KI-Systeme könnten das Äquivalent von 300 Millionen Arbeitsplätzen ersetzen
Disruption durch generative AI
In US-Medien mehren sich mittlerweile Stories wie jene von Olivia Lipkin oder Eric Fein, die als Content-Schreiber:innen in den USA arbeiteten, sich aber nunmehr von ChatGPT ersetzt sehen. Die tausenden Jobs, die bis dato in den USA vernichtet wurden, könnten nur der Anfang einer großen Disruption am Job-Markt sein. Einer Studie von Goldman Sachs zufolge hat KI das Potenzial, weltweit bis zu 300 Millionen Jobs zu ersetzen – also doppelt so viele wie die etwa 150 Millionen Erwerbstätigen in der gesamten Eurozone.
Eine Vorhersage von OpenAI, also der Firma hinter ChatGPT, hat KI das Potenzial, bis zu 80 Prozent aller Jobs zu beeinflussen. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass bei etwa 80 % der US-Arbeitskräfte mindestens 10 % ihrer Arbeitsaufgaben von der Einführung von GPT betroffen sein könnten, während bei etwa 19 % der Arbeitnehmer mindestens 50 % ihrer Aufgaben betroffen sind. Der Einfluss erstreckt sich über alle Lohnstufen, wobei Arbeitsplätze mit höherem Einkommen potenziell stärker betroffen sind“, heißt es in der Zusammenfassung der Forschungsergebnisse.
Dem gegenüber stehen aber auch Zahlen am Arbeitsmarkt, dass neue Stellen im AI-Bereich ausgeschrieben sind bzw. dass auch neue Berufsbilder entstehen – etwa die mittlerweile berühmt gewordenen Prompter, die darauf spezialisiert sind, die generativen AI-Systemen die richtigen befehle zu geben, damit diese den Content generieren.