journi-Cofounder: „Wir haben uns nicht unterkriegen lassen“
Bianca Busetti, Andreas Röttl und Christian Papauschek haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Zuerst starteten sie mit einer App für Urlaubserlebnisse namens miavia, sattelten dann auf die App journi für digitale Reisetagebücher um und sind schließlich bei einer App für die Bestellung von Fotobüchern angelangt. Mit Mairdumont Ventures hat sich das Wiener Startup nun einen großen deutschen Investor an Bord geholt (Trending Topics berichtete).
„Mairdumont hat für uns zwei sehr wichtigen Bereichen sehr viel Erfahrung, und zwar sowohl im Print- als auch im Reisebereich“, sagt journi-Mitgründer Andreas Röttl im Interview mit Trending Topics. denn Mairdumont ist am Buchmarkt vor allem für Reiseführer wie „Lonely Planet“, „Marco Polo“ oder „Baedeker“ bekannt und hat mit seinem Ventures-Arm schon länger die Fühler in Richtung Startups ausgestreckt. journi ist neben zizoo (ein „Airbnb für Bootsurlaube“) oder Gronda (eine Plattform für Gastronomie-Jobs) die nunmehr elfte Firma im Portfolio. „Der Investment-Arm von Mairdumont ist losgelöst vom Verlagswesen und fokussiert sich auf neue Entwicklungen im Reisebereich“, so Röttl.
Lebendiger denn je
Fotobücher sind in Zeiten der Digitalisierung dabei kein verstaubtes Relikt der Vergangenheit. „Das Schöne ist: Der Markt wächst. Immer mehr Leute sehen die Möglichkeit ein Fotobuch zu machen, eben mit Apps wie journi. Somit überlegen sich auch Leute, die vorher kein Fotobuch gemacht haben, weil es zu viel aufwand war, jetzt welche zu bestellen“, sagt Röttl. „In dem Markt tummeln sich einige große Player. Erst unlängst hat ein Finanzinvestor am US-Markt die beiden größten Player für viele Milliarden Dollar gekauft.“ Er meint damit die (geplanten) Übernahmen von Snapfish und Shutterfly durch die Private-Equity-Firma Apollo Global Management.
Den Trend zum Fotobuch feuert eine einfache Sache an: das Smartphone. „Das Fotobuch war nie weg. Wenn man etwas erlebt hat, dann gibt es dieses innere Bedürfnis, die Fotos zu drucken, anstatt sie irgendwo in einem Datenspeicher zu haben und sie zu vergessen“, sagt Röttl. „Wir haben eine irre Anzahl an Bildern in unseren Cloud-Speichern, aber wir machen nichts daraus.“ Nun könnten Apps mit Zeitersparnis, Einfachheit und hoher Qualität bei Konsumenten punkten, die vorher keine Fotobücher bestellt haben.
Algorithmus als „persönlicher Designer“
Zwischen 20 und 80 Euro bezahlt man bei journi für ein Buch mit den eigenen gedruckten Fotos. Bei manchen Konkurrenten gibt es ähnliche Ware zwar günstiger, doch journi will sich in einigen Punkten von den Mitbewerbern unterscheiden. „Wir verwenden nur Papier aus nachhaltigem Holzanbau und setzen auf eine Null-Plastik-Philosophie“, sagt Röttl. Und: Der eigens entwickelte lernende Algorithmus soll als „persönlicher Designer“ dienen, der die perfekten Fotobücher auf Knopfdruck liefert.
„Unser Algorithmus kann 1.000 Bilder innerhalb von 55 Sekunden verarbeiten“, sagt Röttl. Das sei eine komplexe Sache. „Wenn man nur fünf Elemente auf einer Seite hat, gibt es bereits 2.000 Möglichkeiten, diese auf einer Buchseite anzuordnen.“
„Durchhaltevermögen ist entscheidend“
Dass es journi, das bereits 2014 gegründet wurde, auch nach zwei Pivots noch am Markt ist (und besser läuft als jemals zuvor), hat viel mit dem Gründerteam zu tun. „Eine Siegermentalität und Durchhaltevermögen ist entscheidend. Man wird auch nicht von heute auf morgen Marcel Hirscher oder Dominik Thiem. Man muss hart an sich arbeiten. Diese One-Night-Success-Stories sind Märchen. Man muss eher der Marathon-Läufer sein“, sagt Röttl. „Wir haben uns nicht unterkriegen lassen, wenn etwas schief gegangen ist, und sind immer ein bisschen stärker zurück gekommen.“