YEP & FLiP

Jugendstudie: Großer Nachholbedarf bei Finanzbildung an Schulen

Die Pressekonferenz zur Vorstellung des aktuellen Jugendberichts. © FLiP
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Die aktuelle Jugendstudie des Socia Startups YEP in Kooperation mit dem Erste Financial Life Park (FLiP) offenbart erheblichen Nachholbedarf in der Finanzbildung österreichischer Jugendlicher. Obwohl Finanzthemen teilweise im Lehrplan integriert sind, zeigen die Ergebnisse alarmierende Defizite.

Die Studie enthüllt, dass 48 Prozent der befragten Jugendlichen sich „eher nicht“ oder „gar nicht“ mit Geld und Finanzen auskennen. Im Vergleich zu 2021, als noch 60 Prozent mangelndes Finanzwissen angaben, gibt es zwar Fortschritte, jedoch sind geschlechtsspezifische Unterschiede deutlich. Während 56 Prozent der weiblichen Befragten nach eigenen Angaben kein Finanzwissen vorweisen, sind es bei den männlichen „nur“ 36 Prozent. Jede:r fünfte Jugendliche hat keinen Überblick über die eigene Ausgaben. Finanzen seien nicht „cool“, doch das müsse sich ändern, meint Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank Oesterreich, im Rahmen des heutigen Pressegesprächs. Ein wichtiger Schritt für das gesellschaftliche Tabuthema Geld, wäre Offenheit, erklärt sie: „Der richtige Umgang mit den eigenen Finanzen muss zu einem Lifestylethema werden.“

Genderspezifische Unterschiede groß

Studien belegen, dass Frauen schlechter abschneiden in Finanzthemen. Das beginnt bei Finanzbildung, Sicherheit und Interesse und zieht sich über das gesamte Leben. Und endet darin, dass Altersarmut vermehrt weiblich ist. „Diese Zahlen zeigen, wir sind noch nicht in einer gleichberechtigten Gesellschaft angekommen. Selbstvertrauen nicht gleich verteilt unter den Geschlechtern”, sagt Holzinger-Burgstaller.

Die Auswirkungen dieser Wissenslücken sind gravierend. 51 Prozent der weiblichen Jugendlichen fühlen sich vom Umgang mit Geld gestresst, während es bei den männlichen Befragten nur etwa jeder Vierte ist. Zukunftsängste, vor allem in Bezug auf die Finanzplanung, sind weit verbreitet, wobei 17 Prozent der Jugendlichen befürchten, geliehenes Geld nicht zurückzahlen zu können.

Die Zahl der Privatinsolvenzen unter 24-Jähriger stieg im Jahr 2023 laut dem Alpenländischen Kreditorenverband um 22 Prozent. Besonders besorgniserregend ist der Anstieg von 45 Prozent bei weiblichen Betroffenen. Konsumschulden, vor allem aus dem Onlinebereich, gelten als Hauptursache für diese Entwicklung. Aber auch der „fehlende Überblick“ wird als Grund angegeben. Unseriöse Angebote auf Social Media verstärken diesen Trend. Junge Menschen fallen oftmals auf die Versprechen falscher Investitionsgurus hinein.

Erste Bank: Hälfte der Jugendlichen hat nicht genug Finanzbildung

Über Geld sprechen

Expert:innen betonen die Wichtigkeit früher Finanzbildung und kritisieren die „mangelnde Aufklärung über die realen Folgen von Verschuldung“. Auch die Politik hat dieses Problem bereits erkannt und versucht Lösungsansätze zu erarbeiten. Im Rahmen der österreichischen Jugendstrategie hat das Bundesministerium für Finanzen die Förderung der Finanzbildung als Jugendziel festgelegt und arbeitet an konkreten Maßnahmen in diesem Bereich.

Trotz der teilweisen Integration von Finanzbildung in den Lehrplan bestimmter Schultypen wie HAK und HLW wünschen sich die Jugendlichen mehr Praxisorientierung. Finanzbildung sollte laut Expert:innen nicht nur auf komplexe Finanzmarktthemen abzielen, sondern Grundlagen des täglichen Geldmanagements vermitteln. “Das österreichische Schulsystem ist nicht so extrem flexibel, das ist eher ein Tanker. Lehrer:innen müssen erst ausgebildet werden, aber ich bin optimistisch, dass sich hier in den nächsten drei bis vier Jahren einiges tun wird!”, erklärt Philip List, Leiter des Erste Financial Life Park, im Rahmen der Pressekonferenz.

Eltern spielen in der Finanzbildung junger Menschen eine Schlüsselrolle, jedoch geben 30 Prozent der befragten Jugendlichen an, zu Hause „selten oder gar nicht“ über Geld zu sprechen. Die Jugendlichen selbst sehen mangelnde Bildung und den Druck, bestimmten Konsumgewohnheiten nachzugehen, als Ursachen für Jugendverschuldung.  Mehr als die Hälfte der Jugendlichen fühlt sich nicht auf die Zukunft vorbereitet.

Keine Rocket-Science

Über 1.800 Jugendliche im Alter von 14 bis 20 Jahren beteiligten sich von September bis November 2023 an der Studie in Kooperation mit FLiP. Nach 2021 wurde die Studie nun zum zweiten Mal durchgeführt.  Ein niederschwelliges, partizipatives Forschungsdesign zeige den „demokratische Ansatz“ der Studie. Junge Menschen wurden auch in der Erarbeitung der Fragen mit eingebunden, der Bericht ist so auch ein Jugendbeteiligungsprojekt.

Der Erste Financial Life Park (FLiP) am Erste Campus in Wien ist eine Einrichtung, die praxisnahes Wissen und wichtige Kompetenzen im Bereich wirtschaftlicher und finanzieller Themen vermittelt. Bisher wurden mit dem Programm etwa 350.000 Jugendliche erreicht. “Wir wollen jungen Menschen die Angst und Scheu sich mit Finanzen zu beschäftigen nehmen. Das ist nicht Rocket Science!”, ermutigt Philip List.

Das Sozialunternehmen „YEP – Stimme der Jugend“ ist ein „Umsetzungspartner für inklusive Partizipationsprozesse“. Das Startup will durch seinen pädagogischen Ansatz erlebte Demokratiebildung und Partizipation für junge Menschen in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft fördern. Die Ergebnisse des Berichts sollen über einen Jugendbeirat in die Entwicklung neuer FLiP-Angebote einfließen.

Nationale Strategie: Finanzminister Blümel will mehr Finanzbildung

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