Kryptowährungen

Julian Hosp ist zurück. Jetzt surft er auf der DeFi-Welle.

Julian Hosp mit neuem Geschäftspartner U-Zyn Chua. © J. Hosp
Julian Hosp mit neuem Geschäftspartner U-Zyn Chua. © J. Hosp
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Nachdem Startups in den letzten Jahren alles – von Social Media über Logistik bis hin zu Stromhandel – auf die Blockchain heben wollten, findet derzeit eine Rückbesinnung zu den Wurzeln statt: die Disruption der Finanzwelt, um die es ja bei Bitcoin und und Blockchain im Kern geht. Das neue Marketing-Schlagwort dazu: DeFi, kurz für Decentralized Finance. Versprochen wird, Finanzprodukte ohne provisionierte Mittelsmänner zu schaffen, für Kredite, Trading oder Payment.

Und mittendrin: der österreichische Unternehmer Julian Hosp, der sich in der Branche wegen seiner fragwürdigen Rolle beim Krypto-Startup TenX schon mal Vorwürfen des Insider-Handels stellen musste (Trending Topics berichtete). Bei TenX ist Hosp nun schon lange wieder draußen. Dafür hat er gemeinsam mit U-Zyn Chua in Singapur eine neue Firma am Start, die den Hype-Begriff gleich im Namen trägt: Cake DEFI verspricht Nutzern, dass sie aus ihren Kryptowährungen Cashflow generieren könnten, indem Bitcoin und Ethereum an einen Fonds geliehen werden. Dabei werden satte Jahresrenditen von 9 Prozent für Bitcoin und 8 Prozent für Ethereum in Aussicht gestellt. Einen Token gibt es in dem neuen Spiel natürlich auch – er hat das Kürzel DFI bekommen.

Viel beschworene „Transparenz“

Hosp und Chua bieten Besitzern der Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum an, diese bei ihnen in so genannten Batches einzahlen zu können. Vier Woche später soll man die Coins und Token plus Rendite zurück bekommen. Während der vier Wochen werden die Krypto-Assets über Partner-Plattformen wie Genesis und Compound an Krypto-Anleger verliehen, die diese zumeist als Kollateral im Handel mit Optionen verwenden. Damit die Verleiher wissen, was die Leiher mit den Assets machen, werden deren Anlagestrategien auf der Webseite von Cake DEFI öffentlich gemacht. Die Leiher bezahlen nicht nur den Verleihern Zinsen zurück, sondern entrichten an Hosps Unternehmen auch eine Gebühr von einem Prozent.

Lapis-Service nennt die Firma das – benannt nach einem für Singapur typischen Schichtkuchen. „Cake’s Partner verwenden hier je nach Marktumfeld Call Option Writing oder Spot Lending. Dies ist eine gängige Cashflow-Strategie auch im Aktienmarkt“, heißt es dazu seitens Hosp. „Wie du auf der Webseite klar erkennen kannst, sind wir die einzige Firma, welche die Informationen komplett transparent an den Nutzer gibt, sodass dieser genau sieht, wie die Renditen erwirtschaftet werden – etwas das sonst niemand im Kryptobereich macht“, behauptet er.

In Videos und Texten betont Hosp das immer wieder: Cake DEFI sei voll transparent für den Nutzer, weil jeder nachsehen könne, was die Leiher mit den BTC und ETH machen würden. Durchschaubar ist das Ganze aber nur für Profis. Denn so wird die viel beschworene Transparenz etwa folgendermaßen dargestellt:

TRADE 2020-07-24 BTC/USD SELL CALL 227.4 $11,500 $2,051.15 2020-07-31 850cd758-74f6-4bcb-b7f9-9e7a39fd27cd

Auch ratlos? Übersetzt heißt das:

„Am 24.7.2020 wurde eine Call Option mit Strike Preis 11500 USD mit Strike Datum 31.7.2020 verkauft. Dafür wurden 2051.15 USD eingenommen.“

Hinter dieser Call-Option wiederum steckt eine so genannte „gedeckte Kaufoption“, bei der Wertpapiere und Optionen kombiniert werden. Wer diese Call-Option wo ausführt, erfährt man allerdings nicht. Wie getradet wird, erfährt man auch nur im Nachhinein – also dann, wenn man seine BTC oder ETH bereits bei Cake DEFI eingezahlt hat.

Was bringt der DFI-Token bloß?

Verläuft nun alles nach Hosps versprochenem Plan, dann bekommen Nutzer ihre Bitcoins und Ether plus Zinsen zurück. Aber Achtung: Die Zinsen werden von Hosps Firma nur zu einem Teil (5 Prozent bei Bitcoin, 4 Prozent bei Ethereum) in BTC bzw. ETH ausbezahlt. Die restlichen vier Prozentpunkte auf die versprochenen 8 bzw. 9  werden in hauseigenen, noch weitgehend unbekannten DFI-Token ausbezahlt. Diese haben im August zwar deutlich an Wert zugelegt, aber wirklich viel machen kann man nicht mit ihnen. Gehandelt wird DFI derzeit lediglich auf den kleinen Exchanges Latoken, InoEx und Hotbit.

Künftig soll diese DeFiChain ausgebaut werden. „Bei Cake bieten wir bereits volle Transparenz und wollen durch die Entwicklung der DeFiChain auch dem Nutzer volle Kontrolle übergeben – das ist jedoch erst in Arbeit“, so Hosp.

„Dein Kapital und deine Renditen sind vollständig garantiert und risikofrei“, behauptet das Unternehmen neuerdings auf seiner Webseite. „Wir arbeiten seit letztem Freitag mit institutionellen Fonds zusammen, die die Rendite garantieren. Dafür verlieren die Leute jetzt auch ein bisschen an der Rendite“, heißt es neuerdings. Das würde man aber mit DFI-Token ausgleichen, heißt: Die Nutzer bekommen seither weniger Zinsen in BTC oder ETH zurück, sondern mehr Anteile in DFI (wie oben beschrieben eben 4 der 8 bzw. 9 Prozent).

Fonds bekommt Stück vom Kuchen

Bis vor kurzem stand an selbiger Stelle noch: „Bitte beachte, dass die Teilnahme am Lapis Service ein hohes Risiko bergen kann und dass dein Beitrag ganz oder teilweise verloren gehen kann. Die Verantwortung und Entscheidung zur Teilnahme am Lapis Service liegt allein bei dir.“ Dieses Risiko soll der institutionelle Fonds den Nutzern nun abnehmen.

Der Fonds sorgt nicht nur für eine Kürzung der Rendite, sondern auch dafür, dass die Trades nicht wie früher transparent gemacht werden können. Hosp: „Nachdem die Rendite jetzt von einer Drittpartei garantiert wird, werden nicht mehr alle individuellen Trades dargestellt werden können, sondern nur mehr das Gesamtergebnis. Weiters möchte dieser für seine Garantieleistung nun natürlich auch ein Stück vom Kuchen abhaben und erhält einen kleinen Teil der Rendite.“

Insgesamt sollte man sich wohl an den Rat von Ethereum-Mitgründer Vitalik Buterin halten. Der twitterte kürzlich in Bezug auf den DeFi-Hype:

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