Junge Wirtschaft: „Es muss endlich leichter sein, Mitarbeiter am eigenen Unternehmen zu beteiligen“
Diskussionen über Gründungs- und Standortfragen werden in letzter Zeit immer häufiger mit dem ausschließlichen Blick auf hochtechnologische, durch und durch digitalisierte Unternehmen und ihren disruptiven Geschäftsmodellen geführt. Bitte nicht falsch verstehen. Es ist großartig, dass Unternehmen wie Runtastic, Zoomsquare, FoodNotify, Kiweno und viele andere mit innovativen Ideen für einen Push der österreichischen Start-up-Szene sorgen. Viel zu leicht verlieren wir dabei aber das große Gesamtkonstrukt, den Wirtschaftsstandort Österreich, aus den Augen. Wir vergessen dabei auch, dass Start-Ups als GründerInnen und JungunternehmerInnen vielfach vor denselben Problemen stehen wie ihre Kollegen in den „klassischen“ Unternehmens-, Betriebs- und Handwerksformen.
„Geschäftskonzepte müssen modernisiert werden“
Wo bleibt die Modernisierung des politischen Mindsets? Ein Umdenken innerhalb der Wirtschafts- und Steuerpolitik, das wiederum für den notwendigen Schwung sorgen muss, der sowohl Start-Ups als auch die Wirtschaftstreibenden in den „klassischen“ Branchen belebt, muss stattfinden. Viele klassische Geschäftskonzepte müssen aufgrund der Digitalisierung umgekrempelt und modernisiert werden. Disruption ist das Stichwort der Stunde in der Wirtschaft, darum sollte es auch endlich jenes der Wirtschaftspolitik sein:
- MitarbeiterInnenbeteiligungen ausbauen: Es muss endlich leichter möglich und auch wirtschaftlich sinnvoll sein, die MitarbeiterInnen am eigenen Unternehmen zu beteiligen. Der jährliche, steuerfreie Höchstbetrag dafür wird ab 2016 zwar auf knapp 3.000 Euro pro Jahr und Unternehmen verdoppelt, wir setzen uns aber schon lange für eine Erhöhung auf 15.000 Euro ein, ansonsten verlieren wir noch viel mehr junge und motivierte Menschen an ausländische Unternehmen, die sie mit Freude an ihrem Erfolg beteiligen werden. Noch dazu, wo Beteiligungsmodelle in Österreich aufgrund der Vielzahl an steuer-, sozial- und arbeitsrechtlichen Richtlinien und den Mehrkosten für Steuer- und Rechtsberatung, zusätzlich unattraktiv sind.
- Vorsteuerabzugsberechtigung für betriebliche Carsharing-Nutzung schaffen: Viele JungunternehmerInnen brauchen heute keine großen, teuren LKWs oder Transporter mehr und wollen sie oft gar nicht mehr selbst besitzen. Die Kosten für kleine, umweltschonende Carsharing-PKW können sie aber nicht von ihrer Vorsteuer absetzen, hier braucht es endlich eine Veränderung! Dafür stehen wir bereits in Kontakt mit dem österreichischen Finanzminister und der Wiener Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin. Den offenen Brief hierzu und noch genauere Informationen zu dieser Forderung, kann man auf unserer Webseite einsehen – Wie beim Carsharing gilt auch hier: Sharing is caring!
- Finanzierungsmöglichkeiten wieder ausweiten: Das Alternativfinanzierungsgesetz geht mit der rechtlichen Absicherung von Crowdfunding und Crowdinvesting endlich in die richtige Richtung, nicht umsonst war es eine unserer jahrelangen Forderungen, die wir gemeinsam mit vielen Partnern vollinhaltlich umsetzen konnten. Es ist nun Aufgabe der Politik, über Wirtschafts- und Konjunkturimpulse die klassische Finanzierung über Banken wieder zu forcieren und damit die Kreditklemme zu lösen.
- Vernetzung fördern: Es gibt viele Organisationen, die so wie wir, di kostenlose Hilfestellungen und Serviceangebote für GründerInnen und JungunternehmerInnen anbieten. Heute nennt man sie bloß anders, „Business Angels“ oder „Networking-Initiatives” zum Beispiel – das Angebot ist aber sicherlich vorhanden. Über Veranstaltungen wie den Jungunternehmertag oder das Pioneers-Festival bekommt der Gründungsstandort zusätzlich medialen Aufschwung und die Branche kann sich untereinander vernetzen, voneinander lernen und über den Kontakt zu Investoren weiter wachsen. Es wäre schön, wenn es hier noch mehr Unterstützung von staatlicher Seite geben würde.