Just Eat Takeaway: Europäischer Lieferdienst kauft US-Konkurrenten Grubhub
Es ist mit Sicherheit eine der außergewöhnlichsten Erfolgs-Stories, die die europäische Tech- und Internet-Branche zu erzählen hat. Im Jahr 2000 gründete der niederländische Student Jitse Groen Thuisbezorgd.nl – eine Webseite, bei der man Hauszustellungen in Amsterdam ordern konnte.
20 Jahre später heißt das Unternehmen Just Eat Takeaway und übernimmt um satte 7,3 Milliarden Dollar den US-Mitbewerber Grubhub – und kauft den Lieferdienst Uber und Delivery Hero vor der Nase weg. Die Aktie von Grubhub machte einen satten Sprung nach oben, die von Just Eat Takeaway gab kurz nach, erholte sich aber wieder.
Just Eat Takeaway, in Österreich früher unter der Marke Lieferservice.at und heute unter der Brand Lieferando als Hauptkonkurrenz von Mjam bekannt, schwingt sich zu einem internationalen Liefer-Imperium auf, das seinesgleichen sucht. Erst im April gab es grünes Licht der Behörden für einen 7,8-Milliarden-Dollar-Merger zwischen Takeaway.com und dem britischen Rivalen Just Eat. Dass nun die britisch-niederländische Firma den US-Marktführer Grubhub schnappt, ist ein starkes Signal für Europa und seine Tech-Szene. Der Übernahme müssen noch die Wettbewerbsbehörden zustimmen, die Transaktion soll bis zum ersten Quartal 2021 durch sein.
Winner eats it all
Jitse Groen ist nun Chef eines global agierenden Unternehmens, das eigenen Angaben zufolge nun der größte Essenslieferant außerhalb Chinas ist – dort gibt es mit Ele.me (Alibaba) und Meituan-Dianping (mit Tencent als Investor) zwei Riesen. Just Eat Takeaway ist in zahlreichen Märkten verfügbar und hat insgesamt 155.000 Restaurants angebunden. Mit Grubhub gewinnt man nun 300.000 Restaurants in 4.000 US-Städten dazu. Gemeinsam will man nun auf 70 Millionen Kunden kommen.
Der neue Riese sieht sich nunmehr als Marktführer in den vier profitabelsten Märkten für Essenslieferungen weltweit: die USA, Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland. Denn die Kunst im Liefermarkt ist es, Gewinne zu machen und sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen – die „Winner takes it all“-Strategie von Groen dürfte aufgehen. Der deutsche Konkurrent Delivery Hero, wo auch Mjam dazu gehört, hat das am eigenen Leib erfahren müssen. Nach einem harten Kampf mit Takeaway.com hat das deutsche Startup von Gründer Niklas Östberg sein Deutschlandgeschäft an die Niederländer verkauft und konzentriert sich selbst auf die Asien-Expansion – etwa Indien oder Südkorea.