Forschung

Kälber lernen für’s Klima auf die „Toilette zu gehen“

'@Annie Spratt / unsplash
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Die Kühe und das liebe Klima – ein altbekanntes Problem. Um den Hunger der Menschen nach Rindfleisch und Kuhmilch zu stillen, werden immer mehr Waldräume für Weideflächen gerodet. Dazu kommt ein natürlicher Prozess im Inneren der Tiere, welche die Umwelt stark belastet. Die Magen- und Darmgase von Kühen enthalten so viel Methan, dass die Tiere für bis zu fünf Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich gemacht werden. Dieses entsteht im Pansen der Kühe, wenn dort die Bakterien Gras zersetzen. Da die Nachfrage nach Fleisch bislang ungebrochen ist, laufen Forschungen für klimafreundlichere Kühe auf Hochtouren. Nun wurde ein erfolgreiches Forschungexperiment eines deutsch-neuseeländischen Teams bekannt. Die Forschenden haben den Kühen antrainiert auf eine bestimmte Fläche zu urinieren.

Auf der Suche nach der Latrinenbox für das Klima

Kinder lernen die Toilette aufzusuchen, Katzen das Katzenklo und nun eben die Kühe eine Latrinenbox. Dadurch wollen die Forschenden einen bedeutenden Beitrag für die Verringerung von Wasserverschmutzung und Treibhausgasemissionen erbringen. „Der Urin von Rindern ist eine der Hauptursachen für unser Stickstoffproblem. Jede Verringerung dieses Anteils würde etwas bewirken“, so Douglas Elliffe von der University of Auckland in einer entsprechenden Aussendung. Gemeinsam mit seiner Kollegin Lindsay Matthews und deutschen Forschenden haben sie die Kühe trainiert.

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Trainiert wurden 16 Kälber in in einem Betrieb des Forschungsinstituts für Nutztierbiologie in Deutschland. Den Forschenden zufolge lernten die zunächst den Urin zu „halten“. Dafür wurden den Tieren Halsbänder angelegt, welche vibrierten wenn die Jungtiere an die falsche Stelle urinierten. Laut den Forschenden entstanden diesen dabei keine Schmerzen, sie hätten lediglich gelernt zur Latrinenbox zu laufen. Wenn die Tiere  in die Latrinenboxen, welche sich angestrichen in grün auch farblich von den anderen Boxen unterschied, gab es zur Belohnung ein Leckerbissen. Auch bei weiteren Entfernungen zwischen den eigentlichen Boxen der Kühe und der Latrinenbox lernten die Kühe die Strecke zurückzulegen. Wenn doch mal etwas daneben ging, wurden die Tiere ein wenig mit kaltem Wasser abgespritzt, so die Forschenden.

„Sehr schnell, im Durchschnitt nach 15 bis 20 Mal Urinieren, gingen die Kühe von selbst auf die Toilette. Das ist sehr aufregend, denn es bedeutet, dass sie darauf achten, dass ihre Blase immer voller wird“, so Matthews. „Am Ende haben drei Viertel der Tiere drei Viertel ihres Urins auf der Toilette abgesetzt.“ Insgesamt wurden die Tiere 15 Tage trainiert so die Forschenden. Davon hätten drei Viertel der Kälber das „Toilette gehen“ erlernt.

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Forschung wird in Neuseeland weitergeführt

Auch wenn sie teilweise als „verrückte Wissenschaftler:innen“ bezeichnet werden, macht das Team rund um die neuseeländischen Forschenden in der aktuellen Aussendung auf den Klima-und Umweltnutzen dieser neu erlernten Fähigkeit der Kälber und das Potenzial ihrer Forschungen aufmerksam. So sei der Urin der Tiere reich an Stickstoff, welcher sich am Boden in Nitrat und Lachgas zersetzt. Das Nitrat sickert dann in das Grundwasser und führt unteranderem zum übermäßigen Wachstum von Unkräutern und Algen. Lachgas hingegen ist ein langlebiges Treibhausgas, welches die Erderwärmung weiter voran treibt.

Daher sieht das Forschungsteam nun nach ihrem geglücktem Training in Deutschland viel Potenzial darin, die Mengen von Kuhurin in der freien Natur zu verringern. „Wenn wir 10 oder 20 Prozent der Urinausscheidungen auffangen könnten, würde das ausreichen, um die Treibhausgasemissionen und die Nitratauswaschung erheblich zu reduzieren“, so Elliffe. In einem nächsten Schritt soll die Methode nun in Neuseeland auf großen Weideflächen ausprobiert werden. In weiterer Zukunft könnten die Forschenden sich das Trainieren der Tiere auch durch den Einsatz von Sensoren zur Erkennung von Urinieren und automatischen Belohnungssystemen vorstellen. So soll das Trainieren der Kühe auch wirtschaftlich und praxisnah umsetzbar sein.

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