So will Kärnten zu einem wichtigen Wirtschaftspartner für China werden
Die Einstellung Europas zu China ist in wirtschaftlichen Fragen kompliziert. Geht es um hohe Investments in zukunftsträchtige Unternehmen oder gar deren Übernahme, sorgen immer mehr Länder für hohe Hürden. In Deutschland soll ein Staatsfonds solche Übernahmen künftig verhindern und auch in Österreich liegen solche Vorschläge am Tisch.
Geht es hingegen um Investments in Infrastruktur, gibt es kaum eine europäische Regierung, die nicht die Attraktivität ihres Standortes betont. Das betrifft derzeit vor allem die „Neue Seidenstraße“ – ein Megaprojekt, das mit einem geschätzten Investitionsvolumen von acht Billionen Dollar das bisher weltweit größte Infrastrukturprojekt werden soll und auf die Erneuerung aller Transportwege zwischen China, Europa und Afrika abzielt.
Fürnitz soll Drehscheibe für China werden
Jetzt will auch Kärnten ein Stück vom Kuchen. Wie „Die Presse“ berichtet, ist geplant, in Fürnitz einen Trockenhafen zu errichten, der zur Drehscheibe für China in Europa werden soll. Zwischen Triest und Fürnitz wird es laut Kärntner Landesrat für Logistik, Ulrich Zafoschnig, einen Zollkorridor geben, der einen rascheren Weitertransport ermöglicht und in dem Kärntner Ort können dann längere Züge den Weitertransport übernehmen, als in Triest.
„Die Verbindungen zu chinesischen Unternehmen sind für den Wirtschaftsstandort Kärnten sehr wichtig und werden besonders in der Logistik durch die neue Seidenstraße eine entscheidende Rolle spielen“, wird Zafoschnig von der Wiener Tageszeitung zitiert. Konkret hätten unter anderem bereits die Bank of China und die staatliche Reederei Cosco Interesse an dem Fürnitzer Logistikprojekt.
Großer Wirtschaftskongress in Pörtschach
In Kärnten veranstaltet die Wirtschaftskammer zudem kommende Woche einen großen Wirtschaftskongress, der Dutzende hochrangige Vertreter aus Politik und Wirtschaft in China nach Pörtschach locken soll. Die seien laut Ankündigung beim „China Businessforum“ in Kärnten auf der Suche nach österreichischen Kooperationspartnern, Dienstleistungen, Produkten und Lieferanten, „sowie Investmentchancen in allen Branchen“. Und weiter: „Die heimischen Unternehmen müssen die Chance, die sich hier bietet, nur ergreifen“.
+++ Österreichischer Staatsfonds für Schlüsselindustrien nimmt Gestalt an +++
Zu der eintägigen Veranstaltung am 30. Oktober kommen unter anderem der Vize-Gouverneur der Provinz Guizhou, Yong Zheng Lu, Xi Chen, der Dekan des ZTE Smart City Colleges und der Europa-Manager von Cosco halten Vorträge über die Seidenstraßen-Initiative „One Belt, One Road“ und die Österreicherin Angelika Sodian, die für den E-Fahrzeug-Hersteller NIO das Management in UK übernommen hat spricht über E-Mobility in China. Auch die Bank of China schickt ihren General Manager für Österreich und Ungarn, Zheng Liu, der über die „Finanzierung des China-Geschäfts“ spricht. Albert Kreiner vom Land Kärnten wird dem chinesischen Publikum das Logistikprojekt in Fürnitz vorstellen.
China ist nach Deutschland, Italien, der Schweiz und den USA der fünftgrößte Handelspartner Österreichs. Das Handelsvolumen betrug 2017 mehr als zwölf Milliarden Euro – Tendenz steigend – und rund 900 österreichische Unternehmen sind in China tätig.
„Made in China 2025“
Der Grund dafür, dass trotz der wichtigen Handelsbeziehung das Verhältnis der Europäer zu China in letzter Zeit ambivalent ist liegt in der 2015 ausgerufenen Strategie „Made in China 2025“. Statt als billige Werkbank der Welt will sich das Land in zehn Jahren zum Weltmarktführer in allen wichtigen Schlüsselindustrien mausern. Übernahmen wie die des chinesischen Mischkonzerns Midea, der beim deutschen Roboterbauer Kuka zugeschlagen hat, Schüren die Ängste eines Ausverkaufs strategisch wichtiger Unternehmen nach Asien. In Österreich kam es übrigens bereits 2009 zu einem gewichtigen Deal: Der chinesische Flugzeugbauer XAC hat damals den Flugzeugzulieferer FACC übernommen.