Kaffee: Der weltweit erste Laborkaffee kommt aus Finnland
Für die einen ist es das Lebenselixier, für die anderen reiner Genuss, wieder andere können damit gar nichts anfangen: Kaffee. Diesen gibt es in unzähligen Variationen und er ist insbesondere in Österreich mit der Kaffeehauskultur ein fixer Bestandteil des Alltages. Doch das könnte sich in der Zukunft ändern. Wie auch die Kakaopflanze und die Teepflanze, gehört die Kaffeepflanze zu den Kulturpflanzen, welche von den Folgen der Klimakrise wie Dürren und mehr Starkregenfällen in den Anbaugebieten in ihren Erträgen besonders bedroht sein könnte. Zu diesem Ergebnis kamen verschiedene Studien der letzten Jahre. Zuletzt gelangte eine im April 2021 veröffentlichte Forschung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung PIK, zu dem Schluss, dass die Anbauflächen der beliebte Kaffeepflanze Arabica in Äthiopien durch die Klimakrise immer weiter verkleinert werden, während die für „schlechtere“ und wenig anspruchsvollere Sorten wächst.
Die Erkenntnisse eines Forschungsteams aus Finnland könnten vielleicht nun einige Kaffeejunkies ein wenig Beruhigung verschaffen. Die Forschenden des Technischen Forschungszentrum Finnland (VTT) haben es geschafft aus Pflanzenzellen im Labor Kaffee herzustellen. Das ist eine Premiere. Der Kaffe selber soll dabei genauso riechen und auch schmecken wie das herkömmliche Getränk.
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Herstellung im Bioreaktor
Die Herstellung ähnelt dabei der wie auch beim im Labor kultivieren Fleisch. Im Vorhinein gezüchtete Pflanzenzellen von Kaffeepflanzen werden in einem Bioreaktor durch ein Nährmedium versorgt, wodurch sie sich entsprechend zu einer Biomasse entwickeln. Für diese entwickelten die Forschenden den eigenen Angaben nach ein eigenes Röstverfahren, sodass schlussendlich Kaffeepulver, welches sich auf den ersten Blick nicht von dem zu Kaufenden unterscheidet, entstanden ist.
Bis dieser Kaffee im regulären Handel zu kaufen ist, wird es trotzdem noch ein wenig dauern. So sei diese Art der Kaffeezubereitung dem Leiter des Forschungsteams zufolge, Heiko Rischer, „eine Kunst“, wofür es zur Optimierung spezielle Geräte und die Aufsicht von Spezialisten brauche. „Ich schätze, dass wir nur noch vier Jahre davon entfernt sind, die Produktion hochzufahren und die behördliche Genehmigung zu erhalten. Die Züchtung von Pflanzenzellen erfordert besondere Fachkenntnisse, wenn es darum geht, den Prozess zu skalieren und zu optimieren. „, so Rischer. Speziell auf Europa bezogen, müsste der im Labor gezüchtete Kaffee dann zunächst als Novel Food zugelassen werden. Das steht auch bei anderen im Labor kultivierten Produkten, wie Fleisch- oder Fischprodukten, noch aus.
Mehr Nachhaltigkeit im Anbau
Wie die finnische Forschungseinrichtung angibt, sei der eigentliche Gedanke für ihre Forschung auch, die bisher unnachhaltige Anbauweise von Lebensmitteln durch neue Forschungen und Anwendungen zu ersetzen. Die Probleme der Klimakrise und den damit einhergehenden Existenzängste der Kleinbauern in bekannten Kaffeeanbaugebieten in äthiopischen oder brasilianischen Anbaugebieten sind damit nicht unbedingt gelöst. Einige Frosttage im Juli haben sich deutlich auf die Kaffeepflanzen und den zu erwartenden Erträgen in Brasilen ausgewirkt. Das wirkt sich auf die Preise auf. Diese sind bereits jetzt an den Rohstoffbörsen teilweise um bis zu 30 Prozent gestiegen. Somit wird die Nachfrage nach alternativen Anbauweisen vermutlich weiter steigen. Auch wenn die zukünftigen Preise für den Laborkaffee natürlich im Moment noch völlig unbekannt sind. Für die Sicherung der Existenzen der Kleinbauern und Bäuerinnen in den jetzigen Anbaugebieten braucht es dann aber noch weitere Lösungen.