Kamala Harris im Wahlkampf: Diese Milliärd:innen unterstützen die Demokratin
Sie war die erste Frau, die zur Vizepräsidentin gewählt wurde, als Joe Biden 2020 ins Weiße Haus einzog. Sie ist nun die erste farbige Frau, die im US-Wahlkampf als Spitzenkandidatin einzieht. Ihr Engagement und ihre Loyalität gelten den Demokrat:innen und umgekehrt scheint es genauso zu sein: Die Kampagnen für Kamala Harris haben in dieser Wahlsaison mehr als eine halbe Milliarde eingebracht: 754 Millionen Dollar laut OpenSecrets, wenn man die Mittel aus dem Wahlkampfkomitee und von externen Gruppen kombiniert.
„Einer der teuersten Wahlkämpfe aller Zeiten“
Harris, die ehemalige kalifornische Generalstaatsanwältin und US-Senatorin indischer und jamaikanischer Abstammung, wird von einer breit gefächerten Community finanziell unterstützt: Unter ihren Geldgeber:innen befinden sich Milliardäre aller Art: Tech-Größen, Medienmogule, Schauspieler, Fonds-Inhaber – und dann sind da noch die für die aufgestellten Crowdfunding-Kampagnen.
Das Demokratische Nationalkomitee und verschiedene Fundraising-Komitees geben an, innerhalb der ersten 24 Stunden nach Harris´ Ankündigung durch Präsident Biden die höchste jemals erreichte Spendensumme in der Geschichte der USA gesammelt zu haben – mehr als 81 Millionen Dollar, wie Kampagnensprecher Kevin Munoz berichtet. Doch das ist nicht alles: Der Wahlkampf 2024 zwischen Vizepräsidentin Kamala Harris und dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump wird als der teuerste in der US-Geschichte bezeichnet.
Kampf der Milliardär:innen
Dabei werden beide Seiten mehr und mehr von einigen Milliardärinnen und einigen Hundert Millionären finanziert. Böse Zungen behaupten, diese würden versuchen, die USA und deren Gesetzgebung ihrem Willen nach zu gestalten. Es stimmt, dass sowohl die Kampagnen von Harris als auch von Trump auch Unterstützung von Kleinspendern bekommen, dennoch lässt sich die Wahl 2024 durchaus als Kampf der Milliardäre bezeichnen. Laut OpenSecrets machen Großspenden bisher 16 Prozent aller Spenden aus, gegenüber 14,6 Prozent im Jahr 2022 und nur 9,5 Prozent im Jahr 2020. Die unabhängige Plattform konzentriert sich auf die Nachverfolgung und Transparenz von Geldflüssen in der amerikanischen Politik.
Geld von Sandberg, Gates und Jobs
Seit Joe Biden seinen Rücktritt als Präsidentschaftskandidat angekündigt hat, tauchten immer mehr Großspender:innen auf der Bildfläche auf, um Harris finanziell zu unterstützen und ihr öffentlich Support zuzusprechen.
Darunter die ehemalige Facebook-Chefin Sheryl Sandberg, die folgendermaßen argumentiert: “Sie (Anm.: Harris) ist eine erfahrene Führungspersönlichkeit, eine vehemente Verfechterin der Abtreibungsrechte und die stärkste Kandidatin, die unser Land voranbringen kann. Ich freue mich sehr, sie zu unterstützen“. Auch Melinda Gates, der IAC-Vorsitzende Barry Diller und der Silicon-Valley-Risikokapitalgeber Ron Conway befinden sich unter den Großspender:innen, genauso wie Laurene Jobs, die milliardenschwere Philanthropin und Ex-Frau von Steve Jobs (Apple). Letztere ist eine langjährige Freundin von Harris, soll sogar in ihrem Privathaus schon einmal eine Spendengala für Harris veranstaltet haben.
Je 7 Millionen oder mehr von Hastings und Hoffman
Apropos Tech-Milliardärinnen – auch der Netflix-Gründer und CEO Reed Hastings spendete sieben Millionen Dollar für den Harris-Wahlkampf. Dieselbe Summe nahm LinkedIn-Mitbegründer Reid Hoffman in die Hand, um die Demokratin zu unterstützen. Zuletzt hat er sogar angekündigt, die Summe verdoppeln zu wollen. Er habe „große Hoffnung“, dass Harris die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten wird.
Kamala Harris’ Präsidentschaftskampagnen greifen auf Großspender:innen zurück, die während Joe Bidens Kandidatur nicht gespendet hatten. Zuvor haben Persönlichkeiten aus dem Technologiesektor eher den republikanischen Kandidaten Donald Trump unterstützt. Dabei geht es nicht nur um große Spendensummen, sondern auch darum, dass die Tech-Avantgarde für Millionen Amerikaner:innen tonangebende Meinungsführer sind.
Auch von der Wall Street gab es finanzielle Unterstützung: Die Milliardäre Jonathan Gray, Präsident des Vermögensverwalters Blackstone, George Soros – und sein Sohn Alex Soros, auch als Hedgefonds-Baron bekannt sowie Marc Lasry von der Investmentfirma Avenue Capital Group. Letzterer zählte übrigens schon zu den frühen Unterstützern von Harris.
Wollten Spendenfluss an Demokraten stoppen
Beide Soros hätten ihre Wahlkampfspenden ausgesetzt, wäre der gesundheitlich angeschlagene Biden weiter im Rennen geblieben. So sah das auch der demokratische elitäre Spender Gideon Stein, Präsident des Moriah Fund. Mit dem Wechsel zu Harris verkündete er jedoch: „Wir werden uns bei der Finanzierung definitiv wieder auf den Spitzenkandidaten konzentrieren“. Ursprünglich hatte Stein Spenden in Höhe von 3,5 Millionen Dollar geplant. Auch die Sozialaktivistin, Dokumentarfilmerin und Walt Disney Erbin Abigail Disney, erklärte, sie würde ihre Wahlkampfspende nun doch nicht einfrieren, sondern für Harris aufwenden. Dabei waren Stein und Disney nicht die einzigen Großspender:innen, die ihre Spenden an Biden ausgesetzt und dann für Harris wieder reaktiviert haben.
Die meisten Großspender:innen wollten, dass Biden zurücktritt, ebenso wie die Mehrheit der demokratischen Stammwähler:innen. Disney unterstütze Harris “mit ganzem Herzen” und sei überzeugt, dass die Noch-Vizepräsidentin Trump bei den Parlamentswahlen „mit großem Vorsprung“ besiegen könnte.
Weitere Supporter und private Crowdfunding-Kampagnen
Große Fische an der Angel: Die frühe Unterstützer-Community stand Harris bereits vor fünf Jahren in ihrer Rolle als Senatorin zur Seite und trägt nun erneut mit finanziellen Mitteln zum demokratischen Wahlkampf bei.
“Liebesbrief von schwarzen Frauen“ – und Männern
Zusätzlich zu den großzügigen Einzelspender:innen gab es bis bislang einige Fundraising Initiativen wie zum Beispiel “Win With Black Women”, organisiert über einen Zoom-Call. Innerhalb von drei Stunden wurden dabei von mehr als 44.000 Teilnehmer:innen 1,5 Millionen Dollar mobilisiert. “We made history together”, verkündete die Organisatorin Jotaka L. Eaddy, Gründerin und CEO von “Full Circle Strategies” danach zufrieden. „Wir nennen es gerne einen kollektiven Liebesbrief von schwarzen Frauen an uns selbst,“ so Eaddy. Seit dem Start dieser Kampagne wurden insgesamt 2,5 Millionen US-Dollar für Harris Kampagnen aufgestellt.
Auch die Streaming-Veranstaltung „Black Men for Harris“ verzeichnete nur zwei Tage später, ebenfalls im Juli, 53.000 Teilnehmer und erzielte in nur vier Stunden insgesamt 1,3 Millionen Dollar.
Fundraising: White Dudes for Harris
Der virtuelle Fundraiser „White Dudes for Harris“ sammelte vier Millionen Dollar für die Vizepräsidentin und übertraf damit alle Erwartungen. Rund 190.000 Menschen nahmen daran teil, darunter Hollywood-Stars wie Jeff Bridges (berühmt für seine Rolle des Dude in The Big Lebowski), Mark Hamill und Mark Ruffalo. Hamill soll eine Spende in Höhe von 50.000 Dollar mobilisiert haben, indem er seinen berühmten Star Wars-Spruch vortrug: „Ich bin Luke Skywalker. Ich bin hier, um Sie zu retten.“ Die Veranstaltung zielte darauf ab, weiße Männer von der Notwendigkeit zu überzeugen, Kamala Harris als Präsidentschaftskandidatin zu unterstützen.
Zu den Rednern gehörten Gouverneure, Senatoren, Kongressabgeordnete, Schauspieler und Sänger, die betonten, dass nur ein gemeinsamer Kurswechsel von dem gefährlichen Weg abwenden könne, den Donald Trump einzuschlagen versuche. Andere Prominente, die an dem Anruf am Montag teilnahmen, waren Joseph Gordon-Levitt, Paul Scheer, Josh Gad, Sean Astin, JJ Abrams und Bradley Whitford. Der Anruf dauerte über drei Stunden.
„Obama war kein Kalifornier wie Kamala”
Andrew Byrnes, ein im Silicon Valley ansässiger Anwalt und Wahlkampfstratege für Harris, sagte, dass er diese Art der Mobilisierung bisher nur für Barack Obama erlebt habe. Und Harris verfügt über zusätzliches technisches Ansehen. „Obama war kein Kalifornier, wie Kamala es ist. Was er damit meint: Die demokratische Spitzenkandidatin genießt ein besonderes Ansehen in der Tech-Szene, sind ihre Wurzeln doch eng mit der Bay Area in Kalifornien verbunden. Und das, obwohl sie (noch) keinen konkreten politischen Standpunkt in Bezug auf Technologiefragen für das Silicon Valley eingenommen hat.