Kann Berlin wirklich London als Fintech-Hauptstadt Nummer eins überholen?
In der deutschen Hauptstadt wird gejubelt: Gestern hat Europas höchst bewertetes Fintech, Klarna, bekannt gegeben, in Berlin einen Tech Hub für mehr als 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Berlin zu eröffnen. Auf 7.400 Quadratmetern im hippen Stadtteil Mitte soll Raum entstehen, um das Produktportfolio und die Services von Klarna weiter auszubauen und die wachsende Anzahl neuer Händler und Endkunden in Europa und den USA besser bedienen zu können.
„Berlin zieht als eines der spannendsten Technologie- und Gründerzentren die besten Talente aus aller Welt an“, sagt Klarna-CEO Sebastian Siemiatkowski. „Wir befinden uns derzeit auf einer aufregenden Reise von einem reinen Zahlungsanbieter hin zu einem umfassenden, globalen Shopping-Ökosystem.“ Der neue Standort sei entscheidend, um den deutschsprachigen Markt zu bedienen und neue Produkte auch für die USA zu entwickeln. Weil Berlin selbst einen großen Talentpool biete und zudem eine „attraktive Option für potentielle Mitarbeiter aus aller Welt“ sei.
Klarna wählt Berlin
Der schwedische Payment-Dienstleister mit einer Bewertung von rund 5,5 Milliarden Euro ist nach Revolut das nächste große Fintech-Unternehmen, das nach Berlin kommt. Zuvor hat auch der N26-Konkurrent Revolut angekündigt, in der deutschen Hauptstadt ein Büro eröffnen zu wollen. Beides ist spannend: Die Challenger-Bank Revolut kommt aus London und braucht Berlin offenbar als Standort, um auch nach dem Brexit in Kontinentaleuropa ordentlich Geschäft machen zu können. Klarna mit Hauptsitz in Stockholm hat bereits ein Büro in London, jedoch aber Berlin und nicht die Finanzmetropole ausgewählt, um einen richtig großen neuen Standort zu errichten. Der große Platzhirsch in Berlin ist natürlich N26, der dort rund 1.300 Mitarbeiter beschäftigt.
Fintech ist in der Startup-Branche essenziell. In keinem anderen Vertical haben Investoren so viel Geld ausgegeben wie in diesem Bereich, 2019 waren es mehr als 9 Milliarden Euro. Bisher – und für viele auch weiterhin – galt London als der unangefochtene Fintech-Standort Nummer eins. Zahlen der Digitalberatung Hy zeigen, dass die britische Hauptstadt nach wie vor weit vorne liegt. In London sitzen mehr als 400 Fintech-Unternehmen, während es in Berlin nur 61 sind – da ist noch viel Luft nach oben.