KastlGreissler: Wie ein österreichisches Startup die Nahversorgung neu erfindet
Lebensmittel aus der eigenen Region, gesammelt an einem Ort: Das ist die grundlegende Idee von KastlGreissler, einem Nahversorger der neuen Art. 2016 unter der Marke MoSoMarkt von Gründer Markus Wegerth gestartet, greift das Konzept des neuartigen Selbstbedienungsladens mit Hilfe eines Franchise-Modells nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland (unter der Marke „Kistenkrämer“) um sich.
In Österreich hat es KastlGreissler, das mittlerweile zu etwa 40 Prozent der Goodshares GmbH rund um Impact-Investor Martin Rohla gehört, zu 15 Standorten in mehreren Bundesländern gebracht. In den Selbstbedienungsboxen finden Kunden etwa 450 verschiedene Produkte, wobei mindestens 50 davon von regionalen Herstellern in einem Umkreis von 40 Kilometern sind. 220 regionale Produzenten liefern den acht Franchise-Nehmern in mehreren Bundesländern ihre Ware zu.
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„Glauben nicht an die Zentralisierung der Logistik“
„Wir denken die Nahversorgung neu. Wir glauben nicht an die Zentralisierung der Logistik. Deswegen macht es für uns absolut Sinn, wenn die Franchise-Nehmer selbst mit den regionalen Produzenten die Lieferverträge machen“, sagte Gerald Gross, Geschäftsführer von KastlGreissler, bereits im Interview mit Trending Topics. Nur über das Franchise-Modell sei es möglich, so schnell zu wachsen, denn nur die Unternehmer vor Ort würden den Einkauf auch wirklich regional gestalten können. Bis Ende des Jahres soll das Netzwerk bereits 40 Standorte haben, dazu könnten noch weitere in Deutschland und der Schweiz kommen.
Essenziell für das Franchise-Modell ist, dass die Franchise-Nehmer ein gutes Geschäft machen können. Die Einstiegshürde ist mit etwa 20.000 Euro (dafür bekommt man die fertige Box mitsamt Kassa, Sicherheitssystem, Know-how etc.) hoch, danach ist der Vertrag aber gefällig. Vier Prozent des Nettoumsatzes müssen die KastlGreissler an ihren Franchise-Geber abdrücken, ein Viertel davon fließt dann aber auch gleich wieder ins Marketing, das allen zugute kommen soll.
Und besonders essenziell: Jeder Partner bekommt ein für ihn reserviertes Gebiet und damit Exklusivität in seiner Region. Konkurrenz sollen sich die KastlGreissler nicht gegenseitig machen, sondern den großen Supermarktketten, die auch verstärkt auf regionale Produkte setzen.
„Vertrauen, unterstützt von Kameras“
Sinn macht die Eröffnung eines Standorts in Gemeinden mit 600 und 2.000 Einwohnern, sagt Gross. Bevor man eröffnet, gilt es, Gespräche mit dem Bürgermeister und regionalen Produzenten zu führen, damit man später keine unnötigen Hürden in den Weg gestellt bekommt. Die Angst von regionalen Herstellern, dass der KastlGreissler ihnen Geschäft wegnimmt, hätte sich nicht bewahrheitet, so Gross. Im Gegenteil, das Angebot würde die Bekanntheit der Hersteller steigern und ihnen mittelfristig mehr Geschäft bringen.
Konzipiert sind die KastlGreissler als Selbstbedienungsläden – bezahlt wird mit Karte oder in bar. Der Betreiber sorgt sich darum, dass die Regale gefüllt sind, braucht aber kein Personal vor Ort. Trotzdem ist in Österreich kein 24/7-Betrieb möglich – auch der KastlGreissler muss sich an die regulären Ladenöffnungszeiten (außer in dezidierten Tourismusregionen mit anderen Regeln) halten. Gesichert sind die Boxen durch Kamerasysteme, doch generell wird stark auf Vertrauen in die Kundschaft gebaut. „Der Schwund ist sehr gering und liegt etwa zwei bis drei Prozent“, sagt Gross. „Wir setzen auf Vertrauen, unterstützt von Kameras.“
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