Essay

„Kein einzigartiger Durchbruch“: Anthropic-CEO holt DeepSeek auf den Boden zurück

Anthropic Co-Founder & CEO Dario Amodei. © Techcrunch (CC BY 2.0 DEED)
Anthropic Co-Founder & CEO Dario Amodei. © Techcrunch (CC BY 2.0 DEED)
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Die chinesische KI-Firma DeepSeek sorgte kürzlich für enormes weltweites Aufsehen mit ihren AI-Modellen V3 und R1, die in manchen Bereichen an die Leistung US-amerikanischer Spitzenmodelle herankommen – und das scheinbar zu deutlich geringeren Kosten. Doch Dario Amodei, CEO von Anthropic, relativiert. Anthropic ist gemeinsam mit OpenAI, Google, xAI und einigen anderen Startups die Speerspitze der US-KI-Entwicklung – und wird durch DeepSeek herausgefordert.

Jedoch: Wie überlegen ist DeepSeek nun wirklich? „DeepSeek produzierte ein Modell, das nahe an die Leistung von 7-10 Monate alten US-Modellen herankommt, zu geringeren Kosten – aber nicht annähernd in den Größenordnungen, die manche suggerieren“, erklärt Amodei. Er widerspricht damit Behauptungen, DeepSeek hätte für nur 6 Millionen Dollar erreicht, wofür US-Firmen Milliarden ausgeben mussten.

Laut Berichten verfüge DeepSeek über etwa 50.000 Hopper-Generation-Chips von Nvidia, „was ich schätze ein Faktor von ~2-3x unterhalb dessen liegt, was die großen US-KI-Unternehmen haben“, so Amodei. Es seien nicht einfach nur die kommunizierten Kosten zu berücksichtigen, sondern die Gesamtausstattung, die DeepSeek die Möglichkeit verschaffte, zu V3 und R1 zu kommen. Diese Hardware-Ausstattung im Wert von etwa einer Milliarde Dollar zeige, dass DeepSeeks Gesamtausgaben nicht drastisch von US-Laboren abweichen.

Amodei: „All dies bedeutet, dass DeepSeek-V3 kein einzigartiger Durchbruch ist oder etwas, das die Wirtschaftlichkeit von LLMs grundlegend verändert; es ist ein erwarteter Punkt auf einer laufenden Kostensenkungskurve.“

„DeepSeek zwingt die etablierten Player, ihre Preismodelle zu überdenken“

„Das ist geopolitisch bedeutsam“

Die Entwicklung folgt Amodei bekannten Mustern: Die Kosten für das Training von KI-Modellen sinken jährlich um etwa das Vierfache. DeepSeeks Fortschritte liegen damit im erwarteten Trend, wenn man berücksichtigt, dass R1 im November 2024 trainiert wurde, während die verglichenen US-Modelle sieben bis zehn Monate alt sind.

Bemerkenswert sei lediglich, dass erstmals ein chinesisches Unternehmen diese Kostensenkungen als erstes demonstriert hat, und nicht ein US-amerikanisches. „Das hat es noch nie gegeben und ist geopolitisch bedeutsam. Allerdings werden die US-Unternehmen bald nachziehen – und zwar nicht, weil sie DeepSeek kopieren, sondern weil auch sie den üblichen Trend zur Kostensenkung erreichen“, so der Anthropic-CEO.

Besonders interessant ist DeepSeeks V3-Modell, das durch echte Innovationen im Engineering-Bereich überzeugt. Das später veröffentlichte R1-Modell repliziert dagegen hauptsächlich bereits bekannte Reinforcement Learning-Ansätze.

Die Hardware-Ausstattung von DeepSeek besteht aus verschiedenen Nvidia-Chips: H100, H800 und H20. „Die H100 wurden seit ihrer Veröffentlichung durch Exportkontrollen verboten, wenn DeepSeek welche hat, müssen sie geschmuggelt worden sein“, erläutert Amodei.

Für die Jahre 2026-2027 prognostiziert Amodei einen entscheidenden Moment: Dann werden „Millionen von Chips und Dutzende Milliarden Dollar“ nötig sein, um KI zu entwickeln, die „intelligenter ist als fast alle Menschen in fast allen Bereichen.“ Die zentrale Frage wird sein, ob China dann über die benötigten Chips verfügen wird. Dies wird maßgeblich von der Effektivität der Exportkontrollen abhängen.

„Sie sind einem autoritären Regime verpflichtet“

DeepSeeks Erfolge zeigen laut Amodei nicht das Scheitern der Exportkontrollen: „Ich glaube nicht, dass die Exportkontrollen je darauf ausgelegt waren, China daran zu hindern, einige zehntausend Chips zu bekommen. Eine Milliarde Dollar an Wirtschaftsaktivität kann man verstecken, aber es ist schwer, 100 Milliarden oder auch nur 10 Milliarden zu verstecken.“

Amodei betont, dass DeepSeek selbst nicht als Gegner gesehen werden sollte: „In Interviews wirken sie wie intelligente, neugierige Forscher, die einfach nützliche Technologie entwickeln wollen.“ Allerdings unterstreicht er die geopolitische Dimension: „Sie sind einem autoritären Regime verpflichtet, das Menschenrechtsverletzungen begangen hat und sich auf der Weltbühne aggressiv verhalten hat.“

Die Schlussfolgerung des Anthropic-CEOs ist klar: Exportkontrollen bleiben eines der wichtigsten Instrumente, um einen technologischen Vorsprung demokratischer Nationen zu sichern – gerade angesichts der steigenden Leistungsfähigkeit der KI-Systeme.

DeepSeek: Sogar Tasten-Druckmuster können bei chinesischen Behörden landen

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