Kein Stau, keine Unfälle – wo KI im Straßenverkehr bereits hilft
Zahlreiche Unternehmen arbeiten an KI-Lösungen für mehr Sicherheit und Nachhaltigkeit im Straßenverkehr. International gibt es bereits einige spannende Testläufe, bei der eine Künstliche Intelligenz fast mit am Steuer sitzt – oder zumindest die Fahrer:innen überwacht.
Nicht nur Autos fahren künftig mit KI, auch die Straßeninfrastruktur soll schlauer werden. „Kooperatives Korridormanagement“ nennt sich das etwa bei Kapsch TrafficCom. Dahinter verstecken sich eine Reihe von Hardware- und Softwaretechnologien, die eine „durchgängige Erfassung, Übertragung und Verarbeitung von Verkehrsdaten“ ermöglichen sollen. Das Managementsystem soll damit in der Lage sein, „Daten über Fahrzeuge (und deren Standorte), Verkehrsbedingungen, Straßenzustände und mehr zu generieren, zu verarbeiten und zu aktivieren“.
Österreich mit steigender Unfallanzahl
Schritte in Richtung mehr Verkehrssicherheit sind auch notwendig. In den USA beispielsweise schätzt die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA), dass im Jahr 2021 fast 43.000 Menschen bei Straßenverkehrsunfällen starben. In den EU-Ländern wurden 19.800 Todesfälle gemeldet. Die Zahl der Unfälle mit ungeschützten Verkehrsteilnehmer:innen auf Kreuzungen hat in den letzten Jahren zugenommen und macht mehr als 50 % der über 1,3 Millionen Todesfälle durch Verkehrsunfälle weltweit aus. Auf Österreichs Straßen vermeldete die Statistik Austria für das Vorjahr insgesamt 35.809 Unfälle, bei denen 44.585 Menschen verletzt und 402 Menschen getötet wurden. Zum Vergleich: 2022 gab es 34.809 Unfälle, 2021 32.774 Unfälle und 2020 „nur“ 30.670 Unfälle – wobei hier wohl Covid-19 grüßen lässt.
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Irland als Vorreiter
Wohin die Reise gehen kann, zeigt sich etwa in Irland. Dort ist die sogenannte NIMS-Initiative (Network Intelligence and Management System) gestartet, ein umfassendes Pilotprojekt, um die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen. Teil des Projekts ist Kapsch TrafficCom bzw. die „C-ITS-Technologie“ der Wiener Unternehmensgruppe.
Im Rahmen des Pilotprojekts werden 1.500 Bürgerinnen und Bürger eingeladen, die Technologie zu testen. Dafür ist C-ITS seit Jänner dieses Jahres vollständig in die operative Verkehrsmanagementlösung NIMS integriert und liefert den Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern Informationen in Echtzeit. Der Einsatz zielt darauf ab, wichtige Informationen über Kollisionen, Staus, Baustellen und schlechte Wetterbedingungen direkt über Bildschirme in den Fahrzeugen zu übermitteln. C-ITS steht für Cooperative Intelligent Transport Systems und ermöglicht den Austausch von Daten zwischen Fahrzeugen, Infrastruktur und Behörden.
„Unsere Mission ist klar: Wir wollen das irische Autobahnnetz durch die Integration der C-ITS-Technologie revolutionieren“, erklärt Carolin Treichl, EVP EMENA bei Kapsch TrafficCom. Sie fährt fort: „Dieses Programm erleichtert die Echtzeit-Kommunikation zwischen Fahrzeugen, straßenseitiger Infrastruktur und Verkehrsleitzentralen und ermöglicht die sofortige Übermittlung von wichtigen Sicherheitsinformationen an die Fahrerinnen und Fahrer.“
AutobahnOS in Deutschland
Neben der Vermeidung von Unfällen geht es vor allem auch um den idealen Umgang mit Staus. Auch das nennt Kapsch als eine der Aufgaben von ICT-S, aber etwa auch die deutsche Autobahn GmbH. „AutobahnOS“ nennt sich das Betriebssystem, das dabei helfen soll, Verkehrs- und Sensordaten auszuwerten. Das OS soll bis Ende 2026 in den neun Verkehrszentralen der Gesellschaft in Betrieb sein. Sämtliche Informationen aller Verkehrszentralen sollen dann von einer KI ausgewertet werden, um letztlich Regeln zu entwickeln, um den Verkehr effektiver zu steuern.
KI: Autonome Autos kommen
Auch die zuständigen österreichischen Bundesministerien haben das Thema Verkehr und KI längst für sich entdeckt. So ist in der „Artificial Intelligence Mission Austria 2030“, einem Folder mit den KI-Plänen des Staates, klar angeführt, dass „Fahren“ in Zukunft nicht zwingend einen menschlichen Fahrer erfordert. „Vollständig autonomes Fahren bei Zügen und Robotertaxis – auch bei Schlechtwetter oder im dichten Verkehr“, nennt sich eine der KI-Innovationen, die in Österreich vorangetrieben werden sollen. Bleibt abzuwarten, wo sich KI zuerst durchsetzt: Im Auto oder auf den Straßen.
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