KI diagnostiziert Hautkrebs ähnlich zuverlässig wie Ärzt:innen
Wie KI in der medizinsichen Diagnostik angewendet werden kann, wird schon länger untersucht (wir haben berichtet). Ein österreichisch-australisches Forschungsteam hat nun unter der Leitung des Dermatologen Harald Kittler von der MedUni Wien erforscht, inwieweit die Diagnose und Therapie von pigmentierten Hautläsionen von der Anwendung künstlicher Intelligenz (KI) profitieren kann.
In der Studie, die in The Lancet Digital Health veröffentlicht wurde, verglich das Team die Genauigkeit von Diagnosen und Therapieempfehlungen zweier verschiedener Algorithmen in Smartphone-Anwendungen mit jener von Ärzt:innen. Dabei ergab sich, dass die KI-Anwendung insgesamt gute Ergebnisse in der Diagnose erzielte. Bei der Therapieentscheidung waren jedoch die Ärztinnen und Ärzte deutlich überlegen.
Zwei KI-gestützte Smartphone-Anwendungen
Das Forschungsteam testete die KI-Anwendung in der Universitätsklinik für Dermatologie der MedUni Wien und dem Sydney Melanoma Diagnostic Centre in Australien. In der prospektiven Studie wurden zwei Szenarien untersucht: Szenario A umfasste den Einsatz der KI bei verdächtigen Hautveränderungen, während Szenario B sich auf Patient:innen mit vielen Muttermalen konzentrierte.
Es kamen zwei verschiedene KI-gestützte Smartphone-Anwendungen zum Einsatz. Der innovative 7-Klassen-KI-Algorithmus zeigte in Szenario A eine vergleichbare diagnostische Genauigkeit im Vergleich zu den Expert:innen, wohingegen er den weniger erfahrenen Ärztinnen deutlich überlegen war. Der bereits in retrospektiven Vorstudien verwendete ISIC-Algorithmus hingegen schnitt im Vergleich zu den Expert:innen signifikant schlechter ab, jedoch besser als bei unerfahrenen Anwender:innen.
In Behandlungsentscheidungen unterlegen
Der 7-Klassen-Algorithmus war den Expert:innen in Behandlungsentscheidungen unterlegen, jedoch den unerfahrenen Anwender:innen überlegen. Forschungsleiter Kittler ergänzt: „Die KI-Anwendung neigt in der Behandlungsempfehlung tendenziell dazu, mehr gutartige Läsionen zu entfernen, als Expert:innen das würden. Wenn man das beachtet, ist die KI-Anwendung durchaus einsetzbar. Zu bedenken ist auch, dass bei unkritischem Einsatz zu viele falsch-positive Befunde abgeklärt werden müssten.“
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine KI-gestützte Smartphone-Anwendung zur Hautkrebsdiagnose in einem realen klinischen Szenario ähnlich kompetente diagnostische Entscheidungen trifft wie Expert:innen. Bei Behandlungsentscheidungen bleiben die Expert:innen jedoch der KI überlegen.
SkinScreener: Hautkrebs-Früherkennung mit Mediziner:innen-App