Warum das Wiener Startup kindby Baby-Kleidung vermietet
Die Strampelhosen vom älteren Bruder, von den Nachbarn oder von befreundeten Familien. Schon heute ist es gang und gäbe, dass Babys mit gebrauchter Kleidung angezogen werden – schon allein deswegen, weil es nur ein paar Monate dauert, bis sie ihnen entwachsen sind und neuer Stoff her muss. Doch einem Wiener Startup ist das nicht genug – es werde immer noch viel zu viele neue Kleidung gekauft, die bald wieder aussortiert wird, und nachhaltig seien die Produkte auch nur selten.
Okan McAllister ist einer der Gründer des Wiener Startups kindby, das Eltern dazu bringen will, nachhaltige Baby-Mode im Abo zu nehmen. „Es gibt natürlich Kleiderkreisel und Second Hand, aber wir denken, dass es trotzdem einen großen Markt gemietete Baby-Kleidung gibt. Außerdem fokussieren wir auf nachhaltige Kleidung“, sagt McAllister im Gespräch mit Trending Topics.
100 Prozent Biobaumwolle
Das Angebot des Startups funktioniert folgendermaßen: Ab 55 Euro pro Monat bekommt der Kunde Boxen mit Baby-Kleidung zugeschickt. Wenn das Kind ihnen entwachsen ist, wird es an kindby zurück gesendet, und es kommt ein neues Set. Die Kleidung in den Boxen stammt dabei von Produzenten, die nach dem „Global Organic Textile Standard“ Kleidungsstücke garantieren, die zu 100 Prozent aus Bio-Baumwolle bestehen und dazu unter fairen und sozialen Bedingungen produziert wurden. Noch ist das Startup so klein, dass McAllister gar persönlich per Fahrrad liefern.
Die Baby-Kleidung, die kindby zurück bekommt, wird entweder gewaschen und wenn notwendig geflickt und den nächsten Kunden geschickt – oder sie wird recycelt. Entweder werden aus den Stoffen andere Produkte wie Handy-Hüllen gemacht (Upcycling), oder sie werden etwa als Füllmaterial für Kissen verwendet (Downcycling). Laut McAllister würde eine Box für etwa drei Monate reichen, und die Kleidungsstücke könnten durch bis zu vier Familien wandern.
Ausweitung des Konzepts auf Erwachsene
Günstig ist kindby natürlich nicht – zumindest verglichen mit herkömmlicher Kindermode. Doch durch den Kleider-Kreisel sei man immerhin 50 bis 60 Prozent günstiger, als wenn man die nachhaltig produzierten Strampler, Shirt, Hauben und Hosen selbst kaufen würde. Bestellbar sind die Boxen bereits, erste Kunden haben schon geordert. Ein großer Marketing-Push Ende 2020, Anfang 2021 soll kindby dann einer breiteren Masse bekannt machen.
Bei Baby-Kleidung soll es aber nicht bleiben. „Auch die Ausweitung auf Erwachsene ist unser Ziel. In drei Jahren wollen wir nicht nur die Babys, sondern auch ihre Eltern ausstatten“, sagt McAllister. Auch in die Produktion soll es gehen. „In 10 Jahren wollen wir die gesamte Value Chain habe. Wir wollen die Kleidung selbst produzieren und wir wollen selbst die Lieferung erledigen.“
„Das größte Problem ist immer noch Over-Consumption“
Bis dahin gilt es, Konsumenten von dem Modell zu überzeugen. Zwar gibt es das klassische Second-Hand-Prinzip und das litauische Startup Vinted, das hinter Kleiderkreisel.de steckt (ein Marktplatz für gebrauchte Kleidung) – doch diesen fehlt der Fokus auf eben nachhaltig produzierte Mode und bieten auch keine Miete. „Ich glaube, die Leihe ist wirklich das einzige nachhaltige Modell“, sagt McAllister. „Man muss insgesamt weniger Kleidung haben, das größte Problem ist immer noch Over-Consumption.“ Fraglich ist, ob sich das bei Erwachsenen durchsetzen kann.
Hinter kindby steckt der Verein Primemovers, der sich dem Thema Social Entrepreneurship verschrieben hat. Neben dem Startup für Baby-Kleidung gibt es mit One Day eine eigene Event-Reihe für Systemwandel und mit Mission Liftoff eine Online-Plattform, die sich mit Unterrichtsmaterialien beschäftigt, um Themen wie Nachhaltigkeit und Gender Equality stärker in der Schule zu verankern. Von den 18 Team-Mitgliedern arbeiten derzeit sechs an kindby. Und wenn die Pläne aufgehen, dann wird Primemovers möglicherweise sowieso zu einem Geburtsort für ganz viele neue Social Startups – nämlich dann, wenn der geplante Company Builder for Social Startups Gestalt annimmt.