kiweno im Selbsttest: Wie das Tiroler Start-up Dein Blut auswertet und was Du dafür bekommst
Zimperlich in Sachen Blut darf man nicht sein, wenn man sich vom österreichischen Startup kiweno zu Unverträglichkeiten von Lebensmitteln testen lassen will: Denn wer im Online-Shop den “nutriscreen”-Selbsttest um 99 Euro bestellt, der bekommt per Post ein Päckchen zugeschickt, in dem auch eine kleine Ampulle für den eigenen Lebenssaft enthalten ist. 200 Mikroliter, also einige Tropfen Blut, braucht kiweno, damit es den Kunden auf Unverträglichkeiten von rund 70 Lebensmitteln überprüfen kann.
Blut per Post verschicken
Die Ergebnisse sind nach etwa fünf Tagen in dem Online-Portal my.kiweno.com in einem persönlichen Account abrufbar. Doch zuerst muss man sich mit den mitgelieferten Nadeln in die Fingerkuppe stechen, das Blut in die Ampulle tropfen lassen, diese in das vorbedruckte Kuvert stecken und zur Post tragen. Besonders wichtig ist, sich den 16-stelligen Zugriffscode gut aufzuheben, nur mit ihm gelangt man online an die Testergebnisse.
Angelangt bei der Jungfirma, wird die Blutprobe an ein deutsches Labor weitergegeben, das die Resultate nach der Analyse über eine sichere Internetleitung zurück an kiweno schickt (die Auswertung erfolgt nach dem standardisierten ELISA-Testverfahren). Per SMS oder E-Mail informiert das Startup den Kunden, wenn die Ergebnisse online sind. Im eigenen Account muss man nun den 16-stelligen Code eintippen und erhält dann endlich Zugriff auf die Testergebnisse. Dann ein kurzer Nervenkitzel – und schon hat man Einblick in seine Lebensmittelunverträglichkeiten.
In meinem Fall besteht eine leichte Unverträglichkeit bei Hühnerei, die ich noch nie wahrgenommen habe. kiweno rät mir, in den nächsten zwei Monaten, Eier und Produkte, die daraus hergestellt werden (z.B. Teigwaren, Gebäck oder Süßspeisen), maximal alle drei bis vier Tage in kleinen Mengen zu mir zu nehmen. Auch Alternativen werden vorgeschlagen, etwa Soja, Joghurt, Apfelmus, Banane, Avocado oder Ei-Ersatz aus dem Reformhaus. Auch die anderen getesteten Lebensmittel kann man abrufen, die von Getreide- und Obstsorten über Fleisch, Fisch und Milchprodukten bis hin zu Nüssen, Samen und Kräutern reichen. Des Weiteren gibt das Gesundheitsportal Auskunft über die so genannte Permeabilität, also das Ausmaß der Sensibilisierung der Darmschleimhaut. Bei einem Wert über 50 gibt kiweno Therapieempfehlungen ab, wie man die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut reduzieren kann, damit Schadstoffe nicht so leicht wie bisher in den restlichen Körper gelangen.
kiweno gibt Gesundheitstipps
Denn: Je durchlässiger, also angegriffener die Schleimhaut ist, desto sensibler reagiert eine Person auf Nahrungsmittel und desto mehr Unverträglichkeiten liegen in der Regel vor, heißt es seitens kiweno. Außerdem sorgt sich kiweno auch um die generelle Gesundheit des Kunden und gibt Tipps für einen ruhigeren Schlaf, zum täglichen Wasserkonsum oder zur Stärkung des Immunsystems – alles aber Tipps, die man oft schon kennt bzw. die man auch woanders herbekommen kann (pro Tag 2 bis 3 Liter Wasser zu trinken ist Allgemeinwissen).
Was sich der Kunde nicht erwarten sollte: kiweno ist weder ein Allergietest, noch kann es Fruktose-, Laktose- und Histaminunverträglichkeiten feststellen – entsprechende Selbsttests könnten aber bald in dem Online-Shop angeboten werden. Auch der Verkauf von Nahrungsergänzungs- oder Nahrungsersatzmittel für Betroffene ist angedacht.
Insgesamt funktioniert kiweno ziemlich reibungslos, lässt sich zu Hause einfach durchführen und präsentiert dem Nutzer seine Ergebnisse schön übersichtlich und verständlich in dem Online-Portal, das auch am Smartphone gut funktioniert.
In meinem Fall war der Erkenntnisgewinn eher gering, aber wer schon seit längerem mit Ernährungsproblemen kämpft und endlich Gewissheit haben will, für den ist kiweno ein einfacher Weg. Zusätzliches Vertrauen schafft das Startup dank Dr. Roland Fuschelberger, der als medizinischer Leiter fungiert und in dem Gesundheits-Portal als persönlicher Ratgeber auftritt. kiweno ist mit etwa 100 Euro deutlich günstiger als herkömmliche Tests, die nicht selten zwischen 300 und 400 Euro kosten. In Deutschland gibt es mit cerascreen einen vergleichbaren Anbieter, der ebenfalls 100 Euro für den Nahrungsmittelunverträglichkeitstest für Zuhause verlangt und außerdem noch weitere Tests etwa für Eisenmangel, Gluten oder Vitamin D im Portfolio hat. Was an kiweno negativ auffällt: Wenn man sich telefonisch an das Team wenden will, zahlt man 52 Cent pro Minute – bei einem längeren Gespräch können so durchaus zusätzliche Kosten entstehen.