E-Scooter: „Es werden sich höchstens ein oder zwei Anbieter langfristig durchsetzen“
Wie viele E-Scooter-Angebote verkraftet eine Stadt? Und wie viele verschiedene Anbieter können sich bei Konsumenten am Ende durchsetzen? Allein in Wien gibt es mittlerweile sieben Firmen (Tier, Bird, Lime, hive, Wind/Byke, Circ und neuerdings auch KiwiRide), die Elektroroller von der Straße weg per App mieten lassen.
Der neueste Player in dem gehypten Markt ist KiwiRide. Die Wiener DW Sharing GmbH rund um Geschäftsführer Dmitri Guzik hat sich die Marke KiwiRide von einem Unternehmen aus Dubai lizensiert. In Zukunft sollen auch andere Städte in Europa dazukommen.
Trending Topics: Herr Guzik, warum sind Sie ins Geschäft mit E-Scooter-Sharing eingestiegen?
Dmitri Guzik: Der Mobilitäts-Bereich ist definitiv ein wachsender und vor allem zukunftsträchtiger Markt. Durch den immer stressiger werdenden Alltag suchen Leute nach einfachen, schnellen und bequemen Möglichkeiten, um von A nach B zu gelangen und dafür bieten wir ihnen eine unkomplizierte Lösung. Via App können unsere Scooter mit nur wenigen Klicks in Betrieb genommen und die Fahrt gestartet werden.
Auch die Bezahlung funktioniert beinahe wie von selbst, Nutzer können vorab entweder ihre Kreditkarte hinterlegen oder Guthaben aufladen und die Fahrten dann ganz einfach abbuchen lassen. Zusätzlich arbeiten wir an einem Bezahlungssystem mittels Gutscheinen, damit werden neben der klassischen Kreditkartenzahlung auch Bankomat- oder Barzahlungen möglich. Innerhalb der App ist aber auch bereits jetzt ein Guthaben-Transfer zwischen Usern möglich.
KiwiRide ist nun der siebte E-Scooter-Anbieter in Wien. Wie unterscheidet sich der Service von anderen?
Das stimmt, am Markt gab es bereits ein paar Anbieter vor uns. Allerdings betrachten wir diesen Umstand vielmehr als Herausforderung statt als Nachteil. Wir sind der festen Überzeugung, dass sich im Laufe der Zeit höchstens ein oder zwei Anbieter langfristig durchsetzen werden. Im direkten Vergleich überzeugen unsere Scooter vor allem mit viel Komfort und einer einfachen Bedienung, das gilt sowohl für Gelegenheitsfahrer als auch für Vollblut-Nutzer.
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KiwiRide ist aus Dubai, und die DW Sharing GmbH der Lizenznehmer, richtig?
Das ist korrekt. Allerdings operiert DW Sharing als unabhängiges Unternehmen im Raum Europa.
Wie soll sich KiwiRide nun gegen die Konkurrenz aus den USA, Deutschland, etc. durchsetzen?
Wir setzen bei unseren Scootern vor allem auf Convenience. Das macht sich beispielsweise anhand mit Luft gefüllter Reifen oder unserer deutlich breiteren Trittfläche bemerkbar. Aber auch das 3-Stufen-Speedsetting, die einfache Bedienung der App und das unkomplizierte Bezahlsystem bieten Nutzern Komfort auf allen Ebenen. Zusätzlich bieten wir ein Feature für Gruppenbuchungen, mit dem auch mehrere Roller gleichzeitig über eine App angemietet werden können. Die Scooter können dann auch schon vorab via App reserviert werden.
Um auch in Zukunft weiterhin mit der Konkurrenz Schritt halten zu können, arbeiten wir bereits fleißig an einem zusätzlichen Modell mit drei Rädern, um die Stabilität beim Fahren zu erhöhen, und auch das Bezahlsystem mittels Gutscheinen soll die Nutzung unserer Scooter künftig noch unkomplizierter gestalten.
Wo kommen die Scooter her bzw. von welchem Hersteller sind sie?
Wir sind sehr stolz darauf behaupten zu können, dass alle KIWIride Scooter von uns selbst designt und mitentwickelt werden. Natürlich war das zu Beginn deutlich mehr Arbeit, als einfach ein gängiges Scooter-Modell für unsere Zwecke zu nutzen, wie dies bei anderen Anbietern der Fall ist. Trotzdem sind wir der Meinung, dass gerade im Handling der Scooter vor allem eines langfristig überzeugt: Qualität. Um diese auch dauerhaft sicherstellen zu können, führte für uns kein Weg an einem eigenen Modell vorbei. Außerdem sind wir damit deutlich flexibler, was Neuerungen oder gesetzliche Vorgaben angeht.
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Wie viele Scooter sind in Wien verfügbar? Wie viele werden es in den nächsten 6 bis 12 Monaten sein?
Derzeit sind bereits 1.500 Scooter an verschiedenen Standorten in Wien verfügbar. Damit ist das gesetzliche Limit erreicht und demnach werden vorerst auch nicht mehr KIWIride-Scooter auf Wiens Straßen unterwegs sein.
E-Scooter gelten laut einer Studie als umweltschädlicher als Öffentliche Verkehrsmittel. Was sagen Sie dazu?
Wie Sie in der Studie schon richtig festhalten, sollten die Zahlen der USA nicht direkt auf Österreich umgelegt werden. Einen wesentlichen Aspekt, der KiwiRide von anderen Anbietern unterscheidet, ist die tauschbare Batterie der neuen Modelle. Damit müssen nicht sämtliche Scooter mit großen Transportern eingesammelt werden – was wiederum eine Menge CO2 verursachen würde -, sondern einfach nur die leere Batterie durch eine neue ersetzt werden. Wie in der Studie auch schon richtig erwähnt wurde, ist der zweite große Faktor in Sachen Nachhaltigkeit die generelle Lebensdauer der Scooter, welche hier vermutlich primär an den gängigsten Modellen gemessen wurde.
Was in der Studie allerdings nicht erwähnt wurde, ist die Nutzung der E-Scooter in Wiens Randbezirken. Gerade hier greifen viele Menschen mangels fehlender Alternativen auf das Auto zurück. Uns war daher von Anfang an ein Anliegen, nicht nur für Fahrten in den inneren Bezirken, sondern auch für die sogenannte „letzte Meile“ in den Außenbezirken eine komfortable und lange überfällige Alternative zu bieten.
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Gibt es beim Pricing von KiwiRide Unterschiede zur Konkurrenz?
Im Gegensatz zu anderen Anbietern kostet die Inbetriebnahme unserer Scooter Nutzer 0,99 Euro anstelle von 1 Euro. Uns ist natürlich klar, dass diese minimale Differenz für die wenigsten Menschen ein tatsächliches Argument für die Nutzung unseres Services darstellt, für bestehende Kunden ist dies allerdings ein nettes Extra, denn wie sagt man in Österreich so schön: „Auch Kleinvieh macht Mist“. Die Höchstgeschwindigkeit von 25km/h verringert zusätzlich die Fahrzeit und demnach entstehen für unsere Kunden am Ende auch geringere Kosten pro Fahrt.
Einen weiteren Unterschied gibt es außerdem beim Bezahlsystem. Denn bei KiwiRide haben Nutzer die Möglichkeit, mittels Guthaben ein fixes Budget festzulegen und dieses dann nach und nach aufzubrauchen, ganz ohne unliebsame Überraschungen bei der nächsten Kreditkartenabrechnung.