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„Klagen bringt nichts“: Geschädigte Krypto-Nutzer von Celsius und Vauld berichten

Trader. © Adam Nowakowski on Unsplash
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Celsius Network, Vauld, Voyager: Einstige (sogar teilweise börsennotierte) Krypto-Unternehmen haben 2022 Schäden in Milliardenhöhe angerichtet – und Millionen Nutzer:innen in ihre Konkurse und Auszahlungsstopps mitgerissen. Warben sie zuvor mit hohen Zinsen jene an, die ihre Bitcoins und Tokens anderen borgen wollten, können sie ihnen das geborgte Krypto-Geld nicht mehr zurückzahlen. Krypto-Lending wird damit zur Geldfalle für alle, die den CeFi-Diensten vertrauten – und nun zusehen müssen, wie ihre Assets verschwinden.

Auch in Österreich gibt es zahlreiche Betroffene, die durch den Kollaps der Lending-Plattformen nun um ihr Geld bangen müssen. Trending Topics hat zwei von ihnen (beide unter Pseudonym) interviewt: Andreas W. ist User von Celsius Network mit Hauptsitz in den USA, das eine 1,2-Milliarden-Dollar-Pleite hinlegte, und Rafael G. ist Kunde von Vauld aus Singapur, das seinen Nutzer:innen ihre eingezahlten Coins und Tokens nicht mehr zurück bezahlen kann.

Trending Topics: Ihr gehört zu den betroffenen Kund:innen von Celsius Network und Vauld. Um wie viel Geld handelt es sich, an das ihr aktuell nicht mehr heran kommt?

Rafael: Ich habe derzeit etwa 2.000 Euro an gesperrtem Krypto-Kapital bei Vauld liegen.

Andreas: Es handelt sich um einen mittleren fünfstelligen Betrag.

Wie wurdet ihr informiert? Gab es ein Info-Mail, oder waren plötzlich die Accounts einfach gesperrt?

Rafael: Seit 4. Juli habe ich vier E-Mails mit transparenter und konkreter Information bekommen. Ich kann mich mit meinem Account einloggen und den Transaktions-Verlauf abrufen, allerdings sind Überweisungen deaktiviert.

Andreas: Ich habe über Social Media erstmals von den Auszahlungsproblemen gehört und kurz darauf auch eine offizielle Info-Mail erhalten.

Warum habt ihr die Krypto-Services genutzt? Was wurde in Aussicht gestellt?

Rafael: Meine Motivation war das Service für eine zinstragende Veranlagung zu nutzen, die ich mit Hilfe von Blockpit versteuere. In Zeiten der Niedrigzinspolitik sind 6,7% jährlicher Ertrag in Kombination mit der HODL-Strategie besonders attraktiv. Die alternative Sicht ist auf Zinsen zu verzichten, Krypto selbst via Cold Storage zu verwalten und die Opportunitätskosten als Versicherung zu sehen, damit man die Investition nicht durch die Krypto-Exchange verliert.

Andreas: Grundsätzlich ist Crypto-Lending eine super Möglichkeit, Idle Assets arbeiten zu lassen und somit eine zusätzliche Rendite zu verdienen. Celsius war in diesem Bereich sicher einer der Branchenführer und hat verhältnismäßig hohe Zinssätze angeboten, und hat ein gutes Interface.

Welche Faktoren haben beigetragen, den Diensten zu vertrauen? Wurde auf den möglichen Totalverlust und das hohe Risiko hingewiesen?

Rafael: Das Unternehmen (Vauld, Anm.) konnte mich durch ein benutzerfreundliches Interface, hohe Zinsen, persönlichen Kundensupport, Zwei-Faktor-Authentifizierung und einem professionellen Krypto-Custody-Provider überzeugen. Auf besondere Risiken wurde nicht abseits der AGBs hingewiesen.

Andreas: Bekannter CEO (Celsius-CEO Alex Mashinsky, Anm.) und hohe Investments von bekannten VCs. Die Möglichkeit des Totalverlustes war mir bekannt. Das sollte grundsätzlich jedem bekannt sein, der Crypto Lending in irgendeiner Form betreibt – es gibt ja nichts geschenkt. Das Risiko hat aber sehr niedrig gewirkt. Man hätte sicher genauer auf das Risiko hinweisen können, es war meines Wissens nach nur den AGBs dargestellt. Es hat aber meiner Meinung nach ausgereicht – es wurde dann lediglich zu viel Risiko vom Unternehmen eingegangen. Hier hätte man transparent kommunizieren sollen, wie das Unternehmen im Hintergrund mit den Funds arbeitet.

Celsius Network: 1,2 Milliarden Dollar-Pleite in der „Cryptopocalypse“

Denkt ihr, dass ihr jemals wieder an euer Geld herankommen werdet?

Rafael: Der Betrag ist in meinem Portfolio abgeschrieben, wobei ich auf eine glückliche Wendung hoffe.

Andreas: Ich kann mir vorstellen, dass ich zumindest einen Teil wieder bekomme.

Wie bitter ist der wahrscheinliche Verlust? Fühlt ihr euch betrogen? Würdet ihr klagen?

Rafael: Es fühlt sich wie ein üblicher Kursverlust im ohnehin volatilen Krypto-Markt an. Diversifizierung bzw. „Money Management“ helfen, Verluste zu minimieren. Vauld kommuniziert derzeit transparent und regelmäßig. Wäre das Unternehmen ein Betrug, könnte man sich natürlich hintergangen fühlen. Als privater User ist es jedoch eine Illusion ein Unternehmen in Indien bzw. Singapur ohne Sammelklage erfolgreich zu verklagen.

Andreas: Es ist nie gut, wenn man Geld verliert. Es wurden Risiken eingegangen, die nicht offengelegt wurden bzw. nicht richtig kommuniziert wurden. Grundsätzlich war mir aber schon bewusst, dass man alles verlieren kann. Ich würde also sagen, dass ich mich betrogen fühle, im Sinne dessen, dass zu viel Risiko eingegangen wurde aber nicht, dass es passieren kann, dass das Unternehmen pleite geht. Nein, ich glaube nicht, dass eine Klage etwas bringt.

Celsius, Vauld, Voyager und BlockFi gelten als CeFi. Wäre es besser gewesen, auf echtes DeFi zu setzen?

Rafael: Das macht für mich keinen großen Unterschied. Solange wichtige rechtliche Fragen im Krypto-Bereich nicht geklärt sind, sind finanzielle Geschäfte grundsätzlich ein großes Risiko. Wir brauchen eine intelligente und innovationsfreundliche Regulierung auf globaler Ebene und nicht eine schlampige, die etwa anonyme Wallets verbieten möchte.

Andreas: Echtes DeFi ist deshalb besser, da man hier zumindest genau nachverfolgen kann, was mit dem angelegten Kapital passiert. Dafür hast du aber ein technisches Risiko. Ich glaube in Zukunft wird DeFi die Antwort sein – es wird aber sicher auch weiterhin gute und transparente CeFi-Player geben. Am besten wird es regulatorisch von CeFi-Playern verlangt.

Was würdet ihr anderen Nutzer:innen in Zukunft raten? Komplett Finger weg, oder sich auf ein hochriskantes Krypto-Casino einstellen?

Rafael: Lebensersparnisse haben aktuell im Krypto-Bereich nichts verloren und schon gar nicht bei einem einzigen Krypto-Provider. Wer dennoch wie ich als experimentierfreudiger Lead-User neue Services ausprobieren möchte, sollte den finanziellen Einsatz immer auf ein Minimum des eigenen Vermögens limitieren. Zu beachten sind neben dem Kontrahentenrisiko auch andere Gefahren wie Wallet-Hacks oder Identitätsdiebstahl.

Andreas: Kommt auf das Profil des Nutzers an. Ich glaube es muss jeden bewusst sein, der in solche Produkte investiert, wie der Mechanismus im Hintergrund funktioniert. Wenn das Unternehmen das akzeptierte Risiko klar darstellt und man damit einverstanden ist, dann spricht nichts dagegen.

Vauld: Nächste Krypto-Firma stoppt Auszahlungen, sucht frisches Geld

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