Klarna: Das schwedische Fintech holt sich eine 10-Milliarden-Dollar-Bewertung
2019 hat sich das schwedische Fintech Klarna zum wertvollsten europäischen Finanz-Startup/Scale-up aufgeschwungen, 2020 folgt nun der ganz große Ritterschlag. Bei einer neuerlichen Finanzierungsrunde im Rahmen von 650 Millionen Dollar ist die Bewertung des schwedischen Unternehmens nun auf satte 10,65 Milliarden Dollar geklettert und hat sich gegenüber Vorjahr (wie berichtet 5,5 Mrd. Dollar) fast verdoppelt.
Die neuen und alten Investoren – Silver Lake im Lead neben GIC aus Singapur, TCV, Northzone, Merian Chrysalis Investment Company und Fonds, die von Blackrock und HMI Capital gemanagt werden – setzen damit voll auf den E-Commerce-Trend, der durch die Corona-Krise und neuerliche zweite Wellen in verschiedenen Ländern angefeuert wird. Klarna hat sich neben anderen Fintechs im Payment-Bereich wie Affirm von PayPal-Mitgründer Max Levchin und Laterpay aus Australien als immer gängigere Checkout-Methode in Online-Shops etabliert. Besonders bekannt und beliebt ist der Ratenkauf, im mitteleuropäischen Raum auch die Sofortüberweisung.
Das frische Geld braucht Klarna aber auch. Der Wachstumskurs und die Corona-Krise haben die Verluste im ersten Halbjahr 2020 auf etwa 50 Millionen Euro erhöht, was einer Versiebenfachung gegenüber Vorjahr entspricht. Auch Zahlungsausfälle gibt es im großen Maßstab zu beklagen, ganze 120 Millionen Euro schuldeten Nutzer und Kunden dem Unternehmen im ersten Halbjahr. Der Umsatz lag im ersten Halbjahr bei 440 Millionen Euro, was einem starken Wachstum gegenüber Vorjahr entspricht (320 Mio. Euro, mehr dazu hier).
Mit Snoop Dogg in den Consumer-Markt
Raus aus dem Geschäft hat sich Klarna mit Testimonials wie Snoop Dogg oder Lady Gaga auch zu einer Consumer-Brand entwickelt. Endkonsumenten bietet das schwedische Unternehmen eine App und in immer mehr Ländern auch eine Karte an, um quasi jegliches Shopping online wie offline damit erledigen zu können. 12 Millionen Nutzer gibt es, 55.000 neue App-Downloads kommen mittlerweile täglich dazu. Mit „Vibe“ gibt es auch ein eigenes Kundenbindungsprogramm, bei dem Nutzer für ihre Treue regelmäßig mit Rabatten belohnt werden.
2020 hat dem Klarna-Management zufolge 35.000 neue Händler dazu gebracht, das Payment-System in ihre (Online-)Shops zu integrieren – darunter Marken wie Sephora, Groupon, Vans, The North Face, Ted Baker, Timberland und Ralph Lauren. Insgesamt sind nun 200.000 Händler Partner, Unternehmen wie H&M, IKEA, Expedia Group, Samsung oder Nike sind bereits Kunden.
„Befinden uns an einem Wendepunkt“
„Wir befinden uns sowohl im Einzelhandel als auch im Finanzwesen an einem echten Wendepunkt. Der Übergang zum Online-Einzelhandel ist jetzt wirklich überwältigend, und es gibt eine sehr spürbare Veränderung im Verhalten der Verbraucher, die jetzt aktiv nach Dienstleistungen suchen, die Bequemlichkeit, Flexibilität und Kontrolle beim Bezahlen und ein insgesamt überlegenes Einkaufserlebnis bieten“, heißt es seitens Sebastian Siemiatkowski, Mitgründer und CEO von Klarna.
Klarna brüstet sich nun auch damit, dass nicht nur Europas wertvollstes, sondern auch weltweit viert größte privat finanzierte Fintech zu sein. Mit einer Bewertung von 10,65 Milliarden Dollar liegt es in der Liste der größten Unicorns im Fintech-Bereich nun hinter Stripe (36 Mrd. Dollar, USA), One97 Communications (16 Mrd. Dollar, Indien) und Robinhood (11,2 Mrd. Dollar, USA). Und Klarna liegt bei der Bewertung nun vor Nubank (10 Mrd. Dollar, Brasilien), Coinbase (8Mrd. Dollar, USA), und Revolut (5,5 Mrd. Dollar).