Klarna spricht von Verzicht auf neues Personal wegen AI – hat aber noch Jobausschreibungen
Viele Angestellte haben angesichts des AI-Booms die Sorge, dass sie in Zukunft durch die Technologie ersetzt werden könnten. Bei Klarna scheint das mittlerweile die Realität zu sein, denn das schwedische Fintech will schon länger Personal durch KI substituieren (wir berichteten). Nun sagte der CEO von Klarna, Sebastian Siemiatkowski, in einem Interview mit Bloomberg TV, dass das Unternehmen schon seit einem Jahr keine Mitarbeiter:innen mehr einstellt. Er sei „der Meinung, dass KI bereits alle Aufgaben übernehmen kann, die wir als Menschen erledigen.“ Doch in der Praxis ist das nicht ganz richtig, denn das Unternehmen hat auf seiner Website weiterhin Stellen ausgeschrieben.
Klarna: KI-Chatbot soll Mitarbeiter:innen ersetzen und Börsengang vorbereiten
CEO Sebastian Siemiatkowski spricht sich für AI-Ausbau aus
„Wir haben vor etwa einem Jahr aufgehört, Mitarbeiter:innen einzustellen. Wir waren 4.500, jetzt sind wir bei 3.500“, sagte Siemiatkowski gegenüber Bloomberg TV. „Wie jedes andere Tech-Unternehmen haben wir eine natürliche Fluktuation. Die Leute bleiben etwa 5 Jahre – also verlassen 20 % jedes Jahr das Unternehmen – und da wir keine neuen Mitarbeiter:innen einstellen, schrumpfen wir einfach.“
Siemiatkowski spricht sich laut TechCrunch schon länger dafür aus, AI immer mehr menschliche Aufgaben übernehmen zu lassen. Zu Beginn des Jahres 2024 sagte der Klarna-CEO, dass ChatGPT die Arbeit von 700 menschlichen Angestellten verrichten würde. An anderer Stelle sagte er, dass Klarna Salesforce als CRM-Anbieter fallen lässt und durch KI ersetzt. Erst diese Woche hat der Klarna-CEO ein AI-Deepfake von sich selbst erstellt, um seine Finanzergebnisse zu präsentieren und damit zu beweisen, dass KI sogar ein CEO durch KI ersetzen kann.
Klarna hat immer noch rund 50 Stellen ausgeschrieben
In der Praxis hat das Unternehmen seine Belegschaft im letzten Jahr zwar erheblich reduziert, aber dass man die Einstellung von Mitarbeiter:innen völlig eingestellt hat, ist etwas übertrieben. Auf der Stellenausschreibungsseite auf der Klarna-Website finden sich derzeit weltweit mehr als 50 Stellen. Darüber hinaus haben die Manager von Klarna erklärt, dass sie im Jahr 2024 mindestens ein halbes Dutzend Mal aktiv neue Mitarbeiter:innen einstellen oder ihre Teams erweitern wollen, was aus Beiträgen auf LinkedIn hervorgeht.
John Craske, globaler Pressechef von Klarna, sagte gegenüber TechCrunch, dass Siemiatkowskis Bemerkungen über die Einstellung von Mitarbeiter:innen in die richtige Richtung gehen, aber der CEO habe sich in dem Interview „kurz gefasst“. Von 2019 bis 2022 habe das Fintech zwischen ein- und eineinhalbtausend Leute pro Jahr eingestellt. „Jetzt stellen wir nicht aktiv neue Mitarbeiter:innen ein, um die Belegschaft zu erweitern, sondern füllen nur einige wichtige Stellen auf, vor allem im technischen Bereich.“
Auch wenn Klarna einige Aufgaben AI überlässt, ist es erwähnenswert, dass Klarna heute die gleiche Anzahl an Mitarbeiter:innen hat wie im Jahr 2021. Wie die meisten Tech-Unternehmen hat auch das schwedische Fintech während der Pandemie viel neues Personal eingestellt. Viele Konzerne, darunter Meta und Amazon, haben in den letzten Jahren ihre Belegschaft reduziert. Es könnte auch von Bedeutung sein, dass Klarna einen baldigen Börsengang anstrebt. Siemiatkowski könnte versuchen, die Investoren davon zu überzeugen, dass sein Unternehmen die generative KI aggressiv in seine Arbeitsabläufe integriert und dass sich die Vorteile bereits bemerkbar machen.