Klarna zählt vor dem IPO den AI Act zu seinen größten Risiken

Für Shopping-Empfehlungen, beim Kundenservice, beim Management von Rückerstattungen und Retouren oder bei der Kreditgenehmigung: Beim schwedischen Fintech Klarna kommt KI an allen Ecken und Enden zu Einsatz. Im Vorfeld des anstehenden Börsengangs, der eine Bewertung von 15 Milliarden Dollar und frisches Kapital von einer Milliarde Dollar einbringen soll, wurde die AI-Trommel von dem Zahlungsanbieter ordentlich gerührt.
Nun geht aus dem Börsenprospekt von Klarna, der kürzlich öffentlich gemacht wurde, hervor, dass AI nicht nur zu den großen Chancen des Unternehmens rund um CEO Sebastian Siemiatkowski zählt, sondern auch zu den ganz großen Risiken – konkret in Gestalt des AI Act. Denn Klarna droht, dass es besonders strenge Regeln befolgen muss, um bestimmte Dienste und Services, die durch AI unterstützt werden, so auch weiterhin anbieten zu dürfen.
Während der Einsatz von OpenAI (der US-Anbieter wird via API an dessen GPT-Modelle angebunden) im Kunden-Support noch relativ einfach ist, wird es unter der Haube schon richtig komplex. Den Klarna gewährt seinen Nutzer:innen Zahlungsfristen, Ratenzahlungen und Konsumkredite, und für die müssen Risikobewertungen zur Zahlungsfähigkeit der Kundschaft vorgenommen werden – wofür auch KI eingesetzt wird.
Zusätzliche Kosten durch AI Act
„Es besteht das Risiko, dass unsere aktuellen oder zukünftigen KI-gestützten Tools, wie unser ML-basiertes Risikobewertungsmodell, uns dazu verpflichten, die geltenden Anforderungen des AI Acts einzuhalten, was uns zusätzliche Kosten auferlegen, unser Haftungs- und Bußgeldrisiko erhöhen oder sich anderweitig negativ auf unser Geschäft, unsere Geschäftsergebnisse, unsere Finanzlage und unsere Zukunftsaussichten auswirken könnte“, heißt es seitens Klarna.
Klarna sieht ein Risiko darin, dass insbesondere ihr Einsatz von KI-basierten Risikobewertungs- und Kreditentscheidungsmodellen als „hochriskante Systeme“ eingestuft werden könnte. Dies hätte zur Folge, dass Klarna zusätzlichen regulatorischen Verpflichtungen unterläge. Bedeutet: Man müsste deutlich mehr Ressourcen als heute aufwenden, um die Compliance mit dem AI Act als „hochriskantes System“ einzuhalten – und damit wären die Effizienzgewinne durch AI wohl auch schon wieder weg.
Revolut und Nubank als direkte Konkurrenten
Alleine der AI Act wird Klarna aber das Leben möglicherweise nicht schwermachen. Als Fintech-Bank muss das Unternehmen hohe regulatorische Anforderungen (z. B. Kapital- und Liquiditätsanforderungen) erfüllen, etwa auch im Bereich Datenschutz. Klarna hat etwa 2024 2,5 Milliarden Produkt-bezogene Datenpunkte gesammelt und nutzt diese, auch wieder mit Hilfe von AI, zur Personalisierung der Nutzererfahrung und Optimierung interner Prozesse.
Und: Die Konkurrenz schläft nicht. Neben Anbietern alternativer Zahlungsmethoden (z.B. Affirm, Block, PayPal), traditionellen Kreditkartenanbietern (Visa, Mastercard, American Express, usw.), traditionellen Banken, anderen BNPL-Anbietern wie AfterPay sowie E-Commerce-Plattformen (Amazon, Shopify) werden schließlich auch dieNeobanken Revolut und Nubank als Konkurrenten aufgezählt. Revolut etwa ist bereits 2022 mit BNPL gestartet, auch traditionelle Banken gehen in den Bereich.