Klima-Kultur-Pavillon: In Graz kühlt jetzt ein Miniatur-Wald die Innenstadt
Die kulturelle Szene Österreichs hat in Folge der Corona-bedingten Lockdowns gelitten. Diese Aussage lässt sich wohl kaum bestreiten. Assoziiert werden dabei zumeist die Musik-, Theater oder Kunstbranche. Doch lässt sich der Begriff „Kultur“ nur schwer auf diese Bereiche beschränken. Ob in Verbindung mit historischen Völkern, Nationen, der Kulinarik oder dem Sport – abhängig von der Verwendung werden mit der Kultur ganz unterschiedliche Eigenschaften, Traditionen, Erlebnisse verbunden.
Das österreichische Breathe Earth Collective (BEC) möchte einen ganz neuen Kultur-Begriff prägen. Mit der „Klima-Kultur“ soll sich ein nachhaltiges und klimabewusstes Denken und Handeln in allen Lebensbereichen global etablieren. Passend dazu eröffnet nun aktuell in Graz der Klima-Kultur-Pavillon. Dieser ist Veranstaltungslocation, Ruheoase und Klassenzimmer in einem. Darüber hinaus ist er aber ein Wald und das mitten in der Innenstadt. Inmitten von Beton und Asphalt wird die Hitze in der Grazer Innenstadt so natürlich abgekühlt.
Bis zu 6 Grad Celsius kühlere Umgebungsluft
Umrahmt von weißen Stoffsegeln ist in den letzten Wochen auf dem Grazer Freiheitsplatz in einer Holzkonstruktion ein Miniaturwald entstanden. Wie es einem gesunden Ökosystem entspricht, wachsen hier auf 100 Quadratmetern Laub-und Nadelbäume gemeinsam mit, nach Angaben des BEC, mehr als 600 Stauden, Gräsern und Farnen. Lisa Maria Enzenhofer vom BEC: „Für die Bepflanzung wurden speziell österreichische klima-resiliente Waldbäume, wie Rotbuchen, Hainbuchen, Sommereichen und Föhren ausgewählt. Für uns war es wichtig hier mit regionalen Baumschulen und klima-resilienten Gehölzen zu arbeiten, um den CO2 Fußabdruck der Pflanzen so gering wie möglich zu halten.“ Nach ihrer Zeit im Pavillon können die Pflanzen wieder an andere Standorte verpflanzt werden, so das Kollektiv.
Die Waldoase in der Grazer Innenstadt ist Teil des Kulturjahres 2020 der steirischen Hauptstadt. Mit ihrer Kunstinstallation möchte das BEC aber nicht nur der Klima-Kultur ein Zuhause geben, sondern auch veranschaulichen, welchen Einfluss Pflanzen auf die Hitzeoasen von Innenstädten haben können. Als ein „Hybrid aus Natur und Technologie“ werden die Pflanzen in dem Pavillon mit einem sensorgesteuerten Bewässerungssystem versorgt. Zusätzlich sind nach eigenen Angaben rund 50 Hochdrucknebeldüsen verbaut. Verdunstet das Wasser auf den Blättern der Pflanzen, wird die Umgebungsluft automatisch gekühlt. So soll es zu einem Temperaturunterschied der Umgebungsluft von bis zu sechs Grad Celsius im Vergleich zu der städtischen Temperatur vor dem Pavillon kommen.
Laut Angaben der Organisatoren wird der Klima-Kultur-Pavillon bis 15. August 2021 die Grazer Innenstadt abkühlen und zusätzlich Plattform für Workshops, Veranstaltungen und Vorträgen zur mehr Klimabewusstsein sein.
Green4Cities-Chefin: „Meine Vision ist eine richtige Dschungelstadt“
Klima-Kultur Ausstellung im MAK Wien geplant
Das fünfköpfige Breathe Earth Collective besteht aus den Architekten, Landschaftsarchitekten und Künstlern Karlheinz Boiger, Lisa Maria Enzenhofer, Markus Jeschaunig, Andreas Goritschnig und Bernhard König. Nach eigenen Angaben verstehen sie sich als „interdisziplinäres Do-and- Think-Tank zum Thema Luft und Klima“. Seit der Gründung 2015 haben sie in verschiedenen internationalen Projekten die Verbindung zwischen der Architektur und Pflanzen thematisiert und unter anderem auch den österreichischen Pavillon auf der Expo Milano 2015 ausgerichtet. In Wien haben sie etwa die im letzten Sommer eröffneten „Coolspots“ am Haus des Meeres und in Floridsdorf mitentwickelt. Neben dem Klima-Kultur-Pavillon in Graz soll die Klima-Kultur außerdem in einer kommenden Ausstellung im Museum für angewandte Kunst Wien (MAK) veranschaulicht werden. Die Eröffnung ist für den 4. Mai 2021 geplant.