„Klima-Zeitbombe“: 1,5-Grad-Ziel könnte bereits 2040 überschritten werden
Es ist eine tickende Zeitbombe, und bald ist der „Point of no Return“ erreicht. Laut dem neuesten Synthese-Bericht des Weltklimarats ist es kaum mehr wahrscheinlich, dass die Weltgemeinschaft das 1,5-Grad-Ziel erreicht. Eigentlich sollten die Emissionen schon jetzt zurückgehen, jedoch sind sie in den vergangenen fünf Jahren weiter angestiegen. Wie zuletzt berichtet, sind die weltweiten CO2-Emissionen 2022 wegen der weiterhin intensiven Nutzung von Kohle und Öl auf ein neues Rekordniveau gestiegen. Eigentlich müssten die heutigen Emissionen bis 2030 um fast die Hälfte gesenkt werden, doch gemessen an den geplanten Maßnahmen, geht sich das aktuell nicht aus.
Dass das 1,5-Grad-Ziel ordentlich wackelt, dass ist keine Neuigkeit. Behalten die Staaten die bisher geplanten Maßnahmen bei, dann steuert der Planet auf eine Erderwärmung von im Schnitt 2,7 Grad (die Bandbreite liegt zwischen 2,2 und 3,4 Grad Celsius) bis zum Jahr 2100 zu. Aktuell sieht es sogar so aus, als würde die 1,5-Grad-Grenze bereits 2040 überschritten werden können. Seit dem Start der Aufzeichnungen – das Vergleichsjahr ist 1850 – hat sich die Erde bereits um im Schnitt 1,1 Grad erwärmt. „Die Menschheit befindet sich auf dünnem Eis – und dieses Eis schmilzt schnell“, so UN-Generalsekretär António Guterres auf einer Konferenz anlässlich der Vorstellung des neuesten IPCC-Berichts. „Die Klima-Zeitbombe tickt. Aber der heutige IPCC-Bericht ist eine Anleitung, wie man die Zeitbombe entschärfen kann.“
Der heute vorgelegte Synthese-Bericht enthält keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse, sondern fasst die Kernaussagen aller vorangegangenen Erkenntnisse zu einem Leitfaden für die Regierungen zusammen und soll das Klimathema auf der Agenda oben halten. Der nächste IPCC-Bericht wird nicht vor 2030 veröffentlicht werden, deswegen wird diesem Synthese-Bericht aktuell so viel Bedeutung zugemessen.
Wir wollten das 1,5 Grad-Ziel erreichen. Derzeit sieht es eher nach 2,7 Grad aus.
Drei zentrale Maßnahmen gefordert
Guterres nannte drei zentrale Maßnahmen, die nun notwendig sind, um das 1,5-Grad-Ziel doch noch zu erreichen, nämlich:
- Ausstieg aus der Kohleverstromung bis spätestens 2040
- Netto-Null-Stromerzeugung bis 2035 für Industrieländer
- Keine Öl- und Gaslizenzen mehr
Nach der Veröffentlichung des neuen IPCC-Synthese-Berichts meldeten sich wenig überraschend alle wichtigen Umweltschutzorganisationen zu Wort. „Mit einem weiter wie bisher würden die Pariser Klimaziele weit verfehlt werden und die Gefahr eines Überschreitens von Kipppunkten in Kauf genommen werden – mit irreversiblen Folgen. Schon der bisherige Temperaturanstieg kostet viele Menschenleben, setzt weltweit Ökosysteme unter Druck und verursacht milliardenschwere Schäden. Die nächsten Jahre entscheiden, ob wir ein menschenwürdiges Leben auf diesem Planeten für alle noch ermöglichen können“, heißt es seitens Global 2000.
Österreich ist laut WWF übrigens ein Nachzügler. „Während es weltweit 20 Staaten im letzten Jahrzehnt gelungen ist, ihre Emissionen dauerhaft zu senken, ist in Österreich der CO2-Ausstoß seit 1990 fast unverändert. Um von der Nachzügler-Rolle wieder zum Vorreiter zu werden, brauchen wir dringend ein ambitioniertes Klimaschutzgesetz und ein groß angelegtes Naturschutz-Programm“, heißt es seitens Thomas Zehetner vom WWF. Hingewiesen wird weiterhin darauf, dass Österreich ein neues Klimaschutzgesetz fehlt.
Aber nicht nur das. „Klimaschutz kann nur funktionieren, wenn fossilen Energien endgültig eine klare Absage erteilt wird. Die österreichische Regierung muss entsprechend Öl- und Gasheizungen mittels des Erneuerbaren-Wärme-Gesetz in die Vergangenheit schicken, aber auch die Öl- und Gasproduktion in Österreich bis 2035 gesetzlich verbieten“, heißt es seitens Jasmin Duregger von Greenpeace. „Der Bericht des Weltklimarats macht mehr als deutlich, dass die Zukunft der Menschheit auf Messers Schneide steht. Mit dem Festhalten am klimaschädlichen Verbrenner-Motor hat sich Nehammer als klarer Klimablockierer entlarvt und gezeigt, dass er lieber aufs Gaspedal in Richtung Abgrund steigt, als den wissenschaftlichen Erkenntnissen ins Auge zu sehen“
Kohle und Öl steigern CO2-Emissionen 2022 weltweit auf neuen Rekordwert