Klimadashboard: Auf Daten müssen Aktionen folgen
Die Klimakrise hat ein Problem: Sie ist nur sehr schwer zu veranschaulichen. Johannes Stangl, Adrian Hiss und David Jablonski wollen mit ihrem Klimadashboard dazu beitragen, die Krise auch visuell ansprechend aufzubereiten. Die drei haben sich durch Fridays for Future kennengelernt, Stangl ist sogar einer der Gründer des österreichischen Ablegers.
Klimadiagramme sollen unverzerrt dargestellt werden
An Qualifikation fehlt es dem Team rund um das Dashboard nicht. Stangl studiert Computational Science, Hiss ist Student der Neuro- und Kognitionsbiologie und Jablonski selbstständiger Designer und Webentwickler. Er hat im letzten Jahr etwa das Impfdashboard des Sozialministeriums gebaut. Bei ihrer Arbeit und Recherche wurden die jungen Männer immer wieder auf Klima-Diagramme von offiziellen Stellen aufmerksam. Dabei waren Kurven entweder verzerrt, bei gewissen Stellen abgeschnitten oder genau so ausgelegt, dass sie die Aussagen des Ministeriums unterstrichen. Das wollten sie ändern.
„Das Klimadashboard ist eine Website, die die Klimakrise greifbar machen soll“, so Co-Gründer Hiss. Sowohl die Herausforderungen und Auswirkungen, als auch Lösungsindikatoren seinen auf der Website anschaulich aufbereitet. Dabei ist die Herkunft der Daten natürlich das A und O, damit ein solches Dashboard auch seriös wahrgenommen wird. „Wir haben dafür beim Umweltbundesamt angefragt, da haben wir den Großteil unserer Emissionsdaten her. Von der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) kommen die Temperaturdaten“, verrät Co-Gründer Jablonski. Zudem würden mehrere Wissenschaftler – etwa vom Wegener Center der Uni Graz oder dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung – das Klimadashboard mit ihren eigenen Daten versorgen. „Ziel ist es, dass es sich automatisch aktualisiert, sobald die Daten veröffentlicht werden“, fährt Jablonski fort.
Österreichs Datenmühlen mahlen langsam
Leider dauert es seine Zeit, bis die Daten überhaupt zur Verfügung stehen. Bei Emissionsdaten würde es etwa ein bis zwei Jahre dauern, bis offizielle Daten vorliegen. „Das ist eine Sache, die man angehen muss, wenn man diese Krise lösen will“, mein Hiss. Als konkretes Beispiel nennt Jablonski den Wiener Klimafahrplan (Tech & Nature hat berichtet). Dieser sieht vorn, die CO2-Emissionen der Bundeshauptstadt ab 2023 zu senken. Kontrolliert werden kann das aber erst 2025, weil erst da die Daten zur Verfügung stehen. Gleichzeitig sollen die Emissionen in ganz Österreich bis 2030 halbiert werden.
„Das, was wir jetzt machen, ist quasi eine Art Datenaktivismus“, so Jablonski. „Obwohl daran nichts neu oder radikal wäre. Es ist einfach ein Aufbereiten von wissenschaftlichen Berichten, und das in neutraler Sprache.“ Mit dem Klimadashboard wolle man möglichst vielen Leuten ein Tool in die Hand gaben, das zeigt, wie wenig beim Thema Klimakrise immer noch passiere.
Klimadashboard soll Fortschritte dokumentieren
Doch um die Klimakrise abzuwenden, muss es schnell gehen. Bis 2040, so hat sich die österreichische Politik zum Ziel gesetzt, soll Österreich klimaneutral werden (wir berichteten). Das Team rund um das Klimadashboard sieht sich dabei auch als Kontrollinstanz, das die Fortschritte dokumentiert und grafisch darstellt. Nur so könne man den Druck auf die Politik ausüben, der wichtig ist, um diesen Weg möglichst schnell zu beschreiten.
Wichtig ist dem Team jedoch, einen konstruktiven Ansatz zu verfolgen. Man solle nicht gleich in die Schockstarre verfallen, wenn es um die Klimakrise geht. Das Klimadashboard soll so ein Stück zur Lösung beitragen, das die Gesellschaft unterstützt und Fortschritte aufzeigt. Denn Daten sind nur ein erster Schritt – es müssen auch entsprechende Aktionen folgen.