Klimaschutz-Index: Deutschland holt auf, Österreich fällt wieder zurück
Nachdem Österreich bereits letztes Jahr nur auf Platz 35 von 61 lag, geht es heuer nun noch einen Platz weiter hinab auf Platz 36. Das sind die Ergebnisse des aktuellen Climate Change Performance Index (CCPI), zu deutsch Klimaschutz-Index. Seit bereits 16 Jahren gibt die deutsche Umweltorganisation Germanwatch gemeinsam mit dem New Climate Institute und dem Climate Action Network jährlich den Klimaschutz-Index heraus. Bewertet werden die 60 Länder plus die Europäische Union, welche für 90% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Als Indikatoren dienen aktuelle Entwicklungen der Treibhausgasemissionen (40 Prozent der Gesamtwertung), der Erneuerbaren Energien (40 Prozent), dem Energieverbrauch (20 Prozent) und der Klimapolitik (20 Prozent) in dem jeweiligen Land.
Dänemark übertrumpft Schweden
Den vordersten Platz konnte sich dieses Jahr Dänemark sichern und überholte damit Schweden, welches die Jahre zuvor diese Position einnahm. Der beste Rang ist dabei nur Platz vier, denn die Organisationen sind der Ansicht, dass kein Land auf dem 1,5 Grad-Zielpfad ist. Abgeschieden auf dem letzten Platz landet Kasachstan nach Saudi-Arabien. Auch das ist neu, die letzte Jahre befanden sich die USA unter der Präsidentschaft von Donald Trump an der Stelle.
Den Titel „Verlierer CCPI 2022“ sichert sich aber unabhängig davon Australien, da das Land, dessen Leistung bereits sei 2014 als „sehr schlecht“ von den Expert:innen eingeschätzt wird, weitere vier Plätze nach unten rutscht und somit den 58. Platz belegt.
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„Wettrennen zu Null Treibhausgasemissionen hat begonnen“
„Wir stehen am Anfang des Jahrzehnts, in dem es vor allem um die Umsetzung der gesetzten Klimaziele geht. Dänemark, Schweden und Norwegen machen da ähnlich wie Großbritannien und Marokko vieles besser als der Rest der Welt“, so Niklas Höhne vom NewClimate Institute, einer der Autoren des Index. „Unser Index zeigt auch, dass das Wettrennen zu Null Treibhausgasemissionen begonnen hat.“ Während die Auswertung Deutschland ein positives Zeugnis ausstellt, mit einer Verbesserung um sechs Plätze auf Platz 13, verschlechtert sich Österreich auf Platz 36.
Mit Platz 36 gehört Österreich zu den Low-Performern im Ranking. Insbesondere die Bereiche Entwicklung der Treibhausgasemissionen und der Energieverbrauch fallen besonders negativ aus. Bei ersterem fällt Österreich dieses Jahr weiter um zwölf Plätze zurück. Der Anteil der Erneuerbaren Energien in Österreich bewerten die Expert:innen als gut, während allerdings der Trend bei der Entwicklung und Ausbau von diesen als sehr niedrig eingeschätzt wird. Die österreichische Klimapolitik erhält heuer die Wertung „mittel“.
Kritik für fehlende Umsetzungspläne und Autobahnprojekte
In der Begründung der Ergebnisse bewerten die Verantwortlichen die Pläne der Regierung im Bereich Klima, die Klimaneutralität bis 2040, 100% erneuerbaren Strom bis 2030, die Ankündigung von Ausstiegsplänen für Öl- und Gaskessel und die Schaffung eines Energieeffizienzgesetzes als sehr positiv. Allerdings bemängeln sie, dass das Klimaschutzgesetz bereits stark verzöget ist. Auch das erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG), als Rahmenbedingung für den Ausbau der Erneuerbaren Energien, hatte sich deutlich verspätet. Weiterhin kritisieren sie, dass, obwohl es Subventionen für Elektroautos und Investitionen in den öffentlichen Verkehr gibt, weiterhin große Straßen- und Autobahnprojekte geplant sind. Auch die fehlenden Pläne für den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe und der den Expert:innen nach zu niedrige CO2-Preis werden negativ angeführt.
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Die Verbesserung Deutschlands um sechs Ränge führen die Expert:innen wiederum auf „recht gute Trends bei den Emissionen (vor der Corona-Pandemie) und das verbesserte Emissionsziel“ zurück. Kritisiert wird in der Bundesrepublik allerdings das hohe Emissionsniveau pro Einwohner:in, der in letzter Zeit „massiv stockende Ausbau der Erneuerbaren Energien“ und die als „schwach“ bewertete nationale Klimapolitik.
Für die Erstellung des Index arbeiten die Herausgeber:innen jährlich mit nationalen Expert:innen zusammen. Insgesamt waren den offiziellen Angaben nach heuer etwa 500 Expert:innen beteiligt. In Österreich waren das Jasmin Duregger, Klara Schenk und Christian Steiner von Greenpeace, Karl Schellmann vom WWF und das Forum Wissenschaft.