Klimatechnologien könnten Österreichs BIP um 3,3 % bis 2050 steigern
„Das wirtschaftliche Plus liegt deutlich über den notwendigen Investitionen.“ Eine aktuelle Studie von Boston Consulting und dem Kontext Institut für Klimafragen zeigt: Untätigkeit beim Klimaschutz birgt massive wirtschaftliche Risiken. Gleichzeitig bietet der boomende Markt für Klimatechnologien enorme Chancen für Österreich – mit der Aussicht auf eine BIP-Steigerung von 3,3 Prozent bis 2050.
Klimaschutz als wirtschaftliche Notwendigkeit
Die Zahlen der Analyse eröffnen eine langfristige Perspektive: Untätigkeit beim Klimaschutz könnte der Weltwirtschaft BIP-Verluste von bis zu 22 Prozent bis zum Jahr 2100 bescheren.
„Unternehmen spüren bereits heute die wachsenden physischen Risiken durch Extremwetterereignisse – mit potenziellen EBITDA-Verlusten von bis zu 25 Prozent innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte.“ Energieintensive Branchen würden dabei besonders unter Druck geraten – hier könnten steigende CO2-Preise bis 2030 die Gewinne um bis zu 50 Prozent schmälern.
Dabei geht die Studie von BCG und dem Kontext-Institut davon aus, dass jeder in zukunftsfähige europäische Industriezweige investierte Euro bis 2050 dreifach zurückfließt.
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Dekarbonisierung der Top 100 Unternehmen Österreichs
Die Top-100-Unternehmen werden Schlüsselakteure auf dem Weg zur Klimaneutralität 2040 bezeichnet: Sie sind laut der Analyse für mehr als ein Drittel der österreichischen Gesamtemissionen verantwortlich. Immer mehr von ihnen definieren quantitative Klimaziele: Das gelte aktuell für 73 der 100 größten Unternehmen des Landes, was einem Anstieg um 14 Unternehmen gegenüber 2022 entspricht. Aber es soll auch Ausreißer geben: Zehn Unternehmen haben der Studie von BCG und dem Kontext-Institut zufolge ihre Ziele zurückgeschraubt.
28 der 73 Unternehmen konnten ihre Emissionen um mindestens 4,5 Prozent pro Jahr senken – ein Wert, der erforderlich ist, um das 1,5-Grad-Ziel nicht zu überschreiten. 53 Unternehmen, die ihre Emissionen um einen bestimmten Prozentsatz oder nahe Null reduzieren wollen, werden ihre Restemissionen durch CO2-Reduktionszertifikate neutralisieren.
Den optimalen Ansatz verfolgen laut der BCG-Analyse 20 Unternehmen mit ihren Klimaschutzzielen. Sie steuern ein Netto-Null-Ziel an: Nur durch die Vermeidung oder den Abbau von Emissionen in CO2-Speichern gelangen tatsächlich weniger Treibhausgase in die Atmosphäre.
Wachstumsmarkt Klimatechnologie
Der globale Markt für grüne Technologien hat nach Schätzungen der Boston Consulting Group derzeit ein Volumen von etwa 5 Billionen US-Dollar (4,8 Billionen Euro). Bis 2030 wird ein explosives Wachstum prognostiziert: Das Volumen soll sich nahezu verdreifachen und auf über 14 Billionen Dollar ansteigen.
Alternative Energien (49 Prozent), nachhaltiger Verkehr (16 Prozent) und nachhaltige Konsumgüter (13 Prozent) zählen dabei zu den größten Wachstumssegementen. Besonders der Bereich alternative Energien soll mit 20 Prozent jährlich deutlich schneller wachsen als das globale BIP.
Spillover-Effekte für alle Branchen
Eine weitere Studie von Kontext in Kooperation mit Cambridge Econometrics soll das enorme Potenzial verdeutlichen: Bis 2050 könnte eine zukunftsfähige Industriepolitik das österreichische BIP um 23 Milliarden Euro steigern – das entspricht einer BIP-Steigerung von 3,3 Prozent. Der Fokus müsste dabei laut dem Kontext-Institut auf Dekarbonisierung, Energieeffizienz und europäische Produktion von Zukunftstechnologien gemäß dem Net-Zero Industry Act der EU gelegt werden.
Als große Profiteure mit einem Plus von 29,5 Milliarden Euro bzw. 18 Prozent gelten vor allem die Sektoren Maschinenbau und Elektrotechnik. Laut Kontext-Institut wären langfristig alle Branchen durch Spillover-Effekte Profiteure.