Köstinger: Massive Trockenheit im ersten Halbjahr in Österreich
Im Frühling des vergangenen Jahres war Europa von einer massiven Trockenheit betroffen, die laut der Walddatenbank Austria eine große Zunahme an Vegetationsbränden ausgelöst hat (Tech & Nature berichtete). Dieser Besorgnis erregende Trend setzt sich auch in diesem Jahr fort. Während in anderen Teilen Europas die Menschen mir den Folgen von extremen Überschwemmungen kämpfen, gibt das österreichische Landwirtschaftsministerium heute eine ganz andere Meldung bekannt. Laut Elisabeth Köstinger, Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, gab es im ersten Halbjahr in Österreich um 25 Prozent weniger Niederschlag als im Durchschnitt üblich ist.
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„Wälder und Pflanzenwelt leiden extrem“
„Die Niederschlagssumme war in fast allen Regionen Österreichs unterdurchschnittlich. Das hat natürlich Auswirkungen auf viele Bereiche, vor allem auf Landwirtschaft und Forstwirtschaft. Umso wichtiger ist es, diese Kontrollen regelmäßig zu dokumentieren und wenn notwendig Anpassungsmaßnahmen gemeinsam mit den Ländern und Gemeinden und den wichtigsten Wassernutzer:innen zu setzen. Fehlende Niederschläge sind nicht nur für die Landwirtschaft ein großes Problem, auch die Wälder und damit wichtige Lebensräume von Tieren sowie die Pflanzenwelt leiden unter dieser Situation extrem“, warnt Köstinger in einem Statement.
Köstinger beruft sich auf eine laufende Erhebung des Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT). Das Ministerium überprüfe nicht nur regelmäßig die Qualität der Gewässer, sondern seit 125 Jahren auch die Wassermengen. Dabei beobachten die Analysten 5.000 Niederschlags-, Abfluss- und Grundwassermessstellen. Im Jänner und im kühlen Mai habe die Messung den vieljährigen Mittelwert überschritten. In allen anderen Monaten des ersten Halbjahres fehlten dafür jedoch 40 bis 55 Prozent an Niederschlag.
Schweres Defizit bei Niederschlag
Die österreichweit mittlere Niederschlagssumme von Jänner bis Juni beträgt laut der Messung etwa 38,6 km³ Wasser. In diesem Jahr betrug sie in diesem Zeitraum nur etwa 29,9 km³. Das bedeutet einen Defizit von fast zehn Prozent. In den vergangenen 60 Jahren war es nur im Trockenjahr 2003 von Jänner bis Juni ähnlich niederschlagsarm wie im Jahr 2021.
Auf die Gewässer hatte der Mangel an Niederschlag schwere Auswirkungen. Die Abflüsse der Gewässer nördlich des Alpenhauptkammes, von Salzburg ostwärts bis ins niederösterreichische Weinviertel, in der Südsteiermark und im ganzen Burgenland lagen Anfang Juli 2021 im Niederwasserbereich. Auch der Wasserstand des Neusiedler Sees reduzierte sich durch die Trockenheit.
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Auswirkungen auf Grundwasser
Die Kombination von Schneemangel im Flach- und Hügelland und wenig Niederschlag über längere Zeit wirkt sich laut BMLRT auch auf das Grundwasservolumen aus. Von den 180 Grundwassermessstellen, die das Ministerium untersucht, befinden sich Anfang Juli 2021 die Hälfte im sehr niedrigen und niedrigen Bereich. Davon betroffen seien die Grundwassergebiete nördlich des Alpenhauptkammes von Vorarlberg bis in den Osten Österreichs, an der Mur im südsteirischen Leibnitz, sowie im gesamten Burgenland. Höhere Grundwasserstände gebe es nur in den Grundwassergebieten in Osttirol und in Kärnten.
„Wir beobachten seit mehreren Jahren in weiten Teilen Österreichs Defizite der Jahresniederschlagssummen. Gleichzeitig steigt damit der Druck auf unsere Grundwasserressourcen“, so Köstinger. Ihr zufolge plant das BMLRT eine genauere Untersuchung, um bis zum Jahr 2050 genauere Fakten über die Lage zu haben.