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Wenig Wind, mehr Kohle: Der lange Weg raus aus der Kohleenenergie

Kraftwerk, Kohle, CO2, Treibhausgase, Smog
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In Österreich hat das letzte Kohlekraftwerk bereits 2020 endgültig seine Pforten geschlossen. Der Verbund hat Mitte April 2020, zum Ende der Heizperiode, den Kohlebetrieb im Fernheizkraftwerk Mellach in der Steiermark eingestellt. Jetzt konzentriert sich der Standort voll und ganz auf seine Aufgabe als Innovationszentrum für Wasserstoff und neue Speicherlösungen. Trotzdem ist Österreich nicht frei von Energie aus Kohle. Diese wird nun importiert.

Die türkis-grüne Regierung hat sich das Ziel gesteckt, Österreich bis 2030 komplett auf Ökostrom umzustellen. Mit Energie aus Kohle wird auch geheizt und sie kommt in der Industrie zum Einsatz, vor allem bei der Stahlproduktion und überall dort, wo grüne Energie nicht für die notwendigen hohen Temperaturen sorgt. Wie die Österreichische Energieagentur im März 2021 bekannt gab, lagen die Österreichischen Importkosten für Erdgas, Erdöl und Kohle  2020 bei 7,4 Milliarden Euro.

Österreich tritt Internationaler Organisation für erneuerbare Energien bei

Durch die Förderung von erneuerbaren Energiequellen soll diese Summe in den nächsten Jahren schrumpfen. In dem Bereich der Raumwärme auch mit den entsprechenden politischen Rahmenbedingungen. Im April haben sich die Vertreter:innen des österreichischen Umwelt- und Finanzministeriums darauf gemeinsam mit den österreichischen Bundesländern geeinigt. Demnach dürfen Kohle- und Ölraumheizungen noch bis 2035 verwendet werden, Erdgasheizungen noch bis 2040.

G7-Staaten wollen Kohlekraftwerke nicht mehr staatlich fördern

Auch außerhalb von Österreich sprechen sich viele Staaten inzwischen gegen die Energiegewinnung aus Kohle aus. Im Mai 2021 haben die G7-Staaten in Vorbereitung der 26. UN-Klimakonferenz (COP 26) während zweitägiger Beratungen neue Umweltmaßnahmen festgelegt. Neben einigen bereits bekannten Punkten, wie die Zielsetzung der Klimaneutralität bis 2050 und 30 Prozent der Erdoberfläche bis 2030 zu Naturschutzgebieten zu verwandeln, wurde auch eine zeitnahe Maßnahme im Abschlussdokument der Beratungen festgehalten. Bis Ende des aktuellen Jahres sollen alle staatlichen Investitionen in Kohlekraftwerke gestoppt werden. Insbesondere die Zustimmung von Japan und den USA dazu ist neu.

Für den Klimaschutz das Auto aufgeben fällt am schwersten

In Deutschland, einem G7-Land, ist die Anteil der durch Kohle generierten Energie am deutschen Energiemix allerdings heuer erst wieder gewachsen. Wie das deutsche Statistische Bundesamt aktuell bekannt gibt, stammten 56 Prozent der in Deutschland erzeugten Strommenge von 258,9 Milliarden Kilowattstunden aus konventionellen Quellen wie Kohle, Erdgas oder Kernenergie im ersten Halbjahr 2021. Das waren laut Aussagen des Bundesamtes 20,9 Prozent mehr als im gleichen Zeittraum 2020.

Windarmer Frühling sorgt für mehr Kohleenergie

Als Grund für diese Entwicklung nannten die Behörden:innen des Amtes den besonderes windarmen Frühling. Dadurch fiel die Windkraft auf den zweiten Platz der Energieträger in Deutschland zurück. Platz machte sie dadurch wieder für die Kohle. So machte Kohle in den ersten sechs Monaten 27,1 Prozent der eingespeisten Strommenge aus, insgesamt 70,2 Milliarden Kilowattstunden, so das Statistische Bundesamt. Windstrom machte 57,1 Milliarden Kilowattstunden im selben Zeitraum aus und kam so auf einen prozentualen Anteil von 22,1 Prozent.

Diese neuen Zahlen machen nun wieder deutlich, dass Deutschland im Moment noch sehr von seinen Kohlekraftwerken abhängig ist. Bisher werden solche Fälle, wie ausbleibender Wind, nicht klimafreundlich kompensiert. Dabei sehen die Kohlekraftwerke inzwischen bereits ihrem Ende entgegen. Bisher wurde ein deutscher Kohleausstieg mit dem Jahr 2038 datiert. Vielen Kritiker:innen ist das zu spät. Diese Meinung teilen auch einige der deutschen Parteien. So plädieren die Parteien „Die Grünen“ und „Die Linken“ in ihren aktuellen Wahlprogrammen anlässlich der Bundestagswahl heuer für einen Kohleausstieg bereits 2030. Auch der Kanzlerkandidat der SPD, Olaf Scholz, schloss einen früheren Kohleausstieg zuletzt während einer einstündigen Online-Runde organisiert vom Deutsche Naturschutzring (DNR) und der Klima-Allianz Deutschland nicht aus.

Windkraft: Das Sorgenkind des Ökostroms

Studien machen Notwendigkeit von Kohleausstieg deutlich

Bis wann das Land also tatsächlich das letzte Kohlekraftwerk schließen wird, wird höchstwahrscheinlich auch das Ergebnis der Bundestagswahl Ende September entscheiden. Die Entscheidung könnte aber auch anderer Stelle abgenommen werden. So wies bereit eine Studie vom März 2020 daraufhin, dass Strom aus erneuerbaren Energiequellen weltweit billiger werden wird als Kohlekraftwerke. Bereits 2020 lagen die Kosten für Strom aus neu zu errichtenden Photovoltaik- oder Windenergie-Anlagen in allen großen Märkten unter denen neu zu errichtender Kohlekraftwerke. Das geht aus einer Studie des internationalen Think-Tanks Carbon Tracker Initiative hervor. Und bis 2030, schätzen die Studienautor:innen, werde das auch für existierende Kohlekraftwerke gelten.

Die Internationale Energieagentur  (IEA) führte im Frühjahr 2021 weiterhin an, dass es einen sofortigen weltweiten Stopp von Investitionen in Kohlekraftwerken und der Erschließung neuer Erdöl- und Erdgasfelder brauche. Andernfalls könne das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 nicht erreicht werden. Auch die IEA machte bereits im Herbst 2020 darauf aufmerksam,  dass sich ein Ausstieg aus der Kohleenergie auch finanziell lohnt. Laut IEA ist Solarenergie mittlerweile weltweit die günstigste Art, um Strom zu erzeugen – vor Öl, Gas, Atomstrom und Kohle. „Solarenergie ist der neue König der Elektrizität“, heißt es in dem IEA-Bericht „World Energy Outlook 2020“. „Aufgrund der drastischen Kostensenkungen in den letzten zehn Jahren ist die Photovoltaik in den meisten Ländern durchweg billiger als neue Kohle- oder Gaskraftwerke, und Solarprojekte bieten jetzt einige der niedrigsten Stromkosten, die es je gab.“

Strom aus Sonne und Wind wird weltweit billiger als aus Kohle

Großflächiger Ausbau in China

Global gesehen stechen bei diesen Zahlen insbesondere die Pläne von China  bezügliche der Kohlezukunft negativ heraus. So baut China im Moment weiterhin Kohlekraftwerke. Laut einer Studie des Global Energy Monitor (GEM) und des Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) sind in China Kohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von fast 250 Gigawatt in der Planungs- oder Bauphase. Die chinesische Regierung hat angekündigt, bis 2030 das Hoch an emittierten Emissionen pro Jahr zu erreichen. Danach sollen diese sinken, sodass bis 2060 die CO2-Neutralität erreicht wird. So zumindest die aktuellen Zielsetzungen. Ob diese auch in der Realität wahr werden, bleibt abzuwarten. So kam es in der Volksrepublik kürzlich zur Eröffnung dutzender neuer Kohlekraftwerke. Damit will China sein Wirtschaftswachstum sichern. Erst ab 2026 will die Regierung den Kohleverbrauch schrittweise reduzieren.

Trotz Corona-Krise: 2020 ist Rekordjahr für Ausbau von Erneuerbaren Energien

Aber China hat trotzdem auch eine Schlüsselrolle bei dem Ausbau der erneuerbaren Energien inne. So war das Jahr 2020 grundsätzlich ein Rekordjahr für den Ausbau von eben diesen, so die IEA. Der aktuellen Studie zufolge sind die Stromkapazitäten von erneuerbaren Energien 2020 weltweit um 45 Prozent gewachsen. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Fast 280 Gigawatt erneuerbare Energien wurden 2020 zusätzlich erschlossen. Die Neubauten in China 2020 machten der Studie zufolge fast 50 Prozent der globalen Kapazitäts-Ausbauten der erneuerbaren Energien aus. Auch 2021 werden die Kapazitäten an erneuerbaren Energien voraussichtlich um 270 Gigawatt und 2022 um fast 280 Gigawatt steigen, so die IEA. Der Weg raus aus der Kohle ist somit lang, wird aber gegangen. Entscheidend wird nun nur noch die Schrittgeschwindigkeit auf dieser Strecke sein.

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