Kommt der große AI-Deal zwischen Microsoft und Meta?

Es ist gar nicht so lange her, da haben sich OpenAI-CEO Sam Altman und Microsoft-CEO Satya Nadella die Bühne geteilt, um gemeinsam die neuesten KI-Innovationen zu verkünden. Doch die langjährige exklusive Partnerschaft, die etwa die GPT-Integrationen in Microsoft Copilot oder die Nutzung der Azure-Cloud umfasste, ist vorbei. Wie berichtet, befinden sich OpenAI und sein Großinvestor Microsoft seit längerem in einer Phase des Schlussmachens.
Denn OpenAI hat bei dem KI-Großprojekt Stargate und bei der letzten, riesigen Finanzierungsrunde die Partner OpenAI und Oracle an seine Seite geholt. Anfang 2025 wurde auch bekannt, dass Microsoft nicht mehr der alleinige Cloud-Provider von OpenAI sein wird – immerhin hat man sich ein so genanntes „Right of First Refusal“ (ROFR) gesichert, um OpenAI den einen oder anderen Deal untersagen zu können. Auch die OpenAI API ist bis 2030 exklusiv via Azure, es gibt weiterhin Revenue Sharing zwischen beiden Unternehmen, und OpenAI-Modelle werden weiterhin bei Copilot zu finden sein.
Doch während sich OpenAI unter Sam Altman zusehends weg von Microsoft, das bereits 2019 investierte, bewegt, ist auch seitens Microsoft eine Öffnung zu sehen. Man sei eine „offene Plattform“ und stelle „unterschiedlichste Modelle zur Verfügung“, sagte etwa Microsoft-Österreich-Chef Hermann Erlach im Interview mit Trending Topics. Tatsächlich können Business-Kunden via Azure-Cloud neben OpenAI-Modellen auch auch Mitbewerber wie Mistral, Meta, Stability AI, Core42 und Nixtla beziehen.
Satya Nadellas großer Auftritt auf der LlamaCon
Und damit sind wir auch schon beim Stichwort Meta. Mark Zuckerberg hat die Llama-Modelle aus dem Hause Meta als Open-Source-artige Angebote strukturiert und versucht, auf diesem Weg nicht nur die hauseigenen Produkte WhatsApp, Facebook oder Instagram mit Llama-KI zu durchdringen, sondern auch den restlichen Markt. Rund um Llama wurde auch eine eigene Jahreskonferenz namens LlamaCon ins Leben gerufen, die am heutigen Dienstag erstmals über die Bühne geht.
Und wer wird dort zu sehen sein? Genau, Mark Zuckerberg wird dort gemeinsam mit Microsoft-CEO Satya Nadella auftreten. Geplant ist in einer vagen Ankündigung, dass die beiden „über die neuesten Trends im Bereich der künstlichen Intelligenz, von der Entwicklung bis zum Einsatz, und darüber, wie man sich im heutigen Wettbewerbsumfeld behaupten kann“, diskutieren werden. Und das könnte man auch als Beginn eines neuen Paktes sehen.
Wie das Wall Street Journal am heutigen Dienstag im Vorfeld der LlamaCon berichtet, ist die Business-Beziehung zwischen Nadella und Altman in die Brüche gegangen. Man habe sich gegenseitig geholfen, zu den führenden Akteuren im Bereich der generativen KI zu werden, aber beide würden sich auf eine „unabhängige Zukunft vorbereiten“. Nadella sucht in dieser Phase nun das Rampenlicht bei Meta. Passend dazu gibt es Spekulationen, dass Mark Zuckerberg ein Konsortium rund um Llama baue will, um seine weitere Entwicklung auf breitere Beine zu stellen.
Amazon hat Marktgerüchten abgelehnt, dabei mitzumachen, aber der Name Microsoft ist weiterhin im Spiel. Bereits bei der Präsentation von Llama 2 im Jahr 2023 spielte Microsoft mit seiner Cloud eine tragende Rolle. Nun ist die Präsentation von Metas bisher stärkstem Llama-Modell, nämlich „Llama 4 Behemoth“, noch ausständig. Angekündigt wurde es bereits, gut möglich, dass es im Rahmen der LlamaCon veröffentlicht wird.
Microsoft und Meta brauchen sich gegenseitig
Und das könnte Microsoft ermöglichen, sich als der neue große und enge Partner von Meta bei Llama zu positionieren. Zwar hat Microsoft mit seinen Phi-Modellen eigene KI am Markt, diese kann aber mit den führenden AI-Modellen von OpenAI, Google, Anthropic und Co nicht mithalten. Wenn sich Microsoft nun von OpenAI lösen will, dann braucht es eine Alternative (z.B. um Copilot zu betreiben), und mit Llama könnte man sich diese Alternative holen.
Anderswo wäre es auch schwierig bis unmöglich für Microsoft. Googles Gemini-Modelle sind wohl tabu in Redmond, Anthropic ist schon sehr stark mit Amazon und Google verbandelt, xAI von Elon Musk hat mit „Colossus“ einen eigenen Super-Computer im Rücken, und dann gibt es noch die chinesischen Anbieter DeepSeek, Alibaba oder Tencent, die für den globalen Markt (und insbesondere den US-Markt) auch nicht in Frage kommen. Bedeutet unterm Strich: Für eine von OpenAI unabhängige Zukunft braucht Microsoft – Meta.
Und umgekehrt braucht Meta möglicherweise auch dringend Microsoft. Bei der Veröffentlichung der ersten Llama-4-Modelle musste Zuckerbergs Konzern tricksen, um bei den Benchmarks mit den Modellen von Google und OpenAI mitzuhalten – das resultierte in einem PR-Debakel und Absturz von Llama 4 Maverick in den wichtigen Charts der Chatbot Arena (Trending Topics berichtete). Das zeigt, wie schwer es selbst für einen Billionen-Konzern wie Meta ist, technologisch auf Augenhöhe mit Google und OpenAI zu bleiben. Die Kapital- und Rechen-Power von Microsoft würde da gelegen kommen, um verlorenen Boden gut zu machen.