„Unsere Jungen in der Wirtschaft kleben sich nicht an, sondern sie packen an“
Die Junge Wirtschaft (JW) präsentierte heute im gewohnten halbjährlichen Rhythmus das aktuelle Konjunkturbarometer. Das soll bekanntermaßen die Stimmungslage bei Jungunternehmer:innen aufzeigen. Die ist laut der Jungen Wirtschaft im Steigen – wenngleich es viele Unsicherheitsfaktoren gibt. Im Rahmen der Präsentation der Zahlen wurde auch die neue JW-Vorsitzende Bettina Pauschenwein vorgestellt. Sie übernahm mit Jahreswechsel von Christiane Holzinger.
Junge Wirtschaft mit Wachstums- und Fairnesspaket
„Wir sehen anhand der Ergebnisse sehr klar, dass die Teuerung und auch der Arbeitskräftemangel den jungen Betrieben massiv unter den Nägeln brennen. Das ist unser Handlungsauftrag, aus dem sich unsere Forderung nach einem jungen Wachstums- und Fairnesspaket ableitet“, so Pauschenwein, die drei Schwerpunkte nannte: „Nachhaltige Entlastung, eine wirksame Arbeitsmarktreform und Klimaschutz mit Hausverstand“. Pauschenwein: „Nachhaltigkeit ist Österreichs Jungunternehmer:innen ein großes Anliegen. Gleichzeitig müssen wir unsere Wettbewerbsfähigkeit im Auge behalten und beides in Einklang bringen. Mit den richtigen Rahmenbedingungen klappt das auch.“ Wie etwa der letzte Punkt im Detail aussehen soll, wurde nicht erkannt – der „Hausverstand“ hat aber wohl unterschiedliche Definitionen.
„Vorsichtiger Optimismus“ für 2023
Klar ist hingegen die Meinung der befragten Jungunternehmer:innen. Dazu zählen alle Unternehmer:innen bis 40 Jahre. Im Ergebnis der vom Market-Institut durchgeführten Umfrage blickt die Mehrheit der rund 1.800 Befragten vorsichtig optimistisch auf das Jahr 2023. Rund 57 Prozent wollen gleich viel investieren wie 2022 oder die Investitionen sogar steigern, 42 Prozent wollen 2023 zusätzliches Personal einstellen, bei Betrieben mit mehr als 50 Beschäftigten sind es sogar rund 80 Prozent. Hauptproblem bleiben für die große Mehrheit die Energiekosten – dementsprechende Forderungen gehen daher von der Erschließung neuer Energiequellen (46 Prozent), der Entkopplung von Strom- und Gaspreis auf EU-Ebene (44 Prozent) bis hin zur raschen und unbürokratischen Umsetzung des Energiekostenzuschusses II. Drei Viertel der Betriebe würden die Krise spüren, 43 Prozent davon sind „teilweise betroffen“, neun Prozent sogar „sehr stark“.
Alte und neue Forderungen
Die JW hat entsprechende Forderungen und Maßnahmen formuliert. „Wir müssen durch steuerliche Anreize in Form eines Beteiligungsfreibetrages privates Kapital für KMU und Startups mobilisieren und Betriebsübergaben erleichtern“, so Pauschenwein, die darüber hinaus die Einführung der KESt-Behaltefrist, die steuerliche Gleichstellung von Fremd- und Eigenkapital sowie die „dauerhafte Etablierung des Verlustrücktrags zur Liquiditätssicherung“ forderte. Im Kampf gegen den Arbeitskräftemangel müsse die Politik vor allem auf den Ausbau der Kinderbetreuung, auf die Förderung von (Aus-)Bildung für besser qualifizierte Arbeitskräfte, die Senkung der Lohnnebenkosten sowie auf verstärkte Arbeitsanreize setzen.
So steht etwa das „Setzen von Anreizen zum Arbeiten über das Regelpensionsalter hinaus“ ebenso auf der Agenda wie weitere Maßnahmen gegen den Arbeitskräftemangel. Auch Überstunden sollen künftig steuerlich begünstigt werden, insgesamt will man „länger und mehr arbeiten attraktiv machen“. Und: Zuverdienste neben der Arbeitslosigkeit sollen eingeschränkt werden, auch hier gehe es um „Fairness“. Die JW will außerdem die Kinderbetreuung ausbauen, damit auch Frauen „länger und mehr“ arbeiten können.
Die Uneinigkeit der jungen Generation
Das nicht alle jungen Menschen ähnliche Zugänge haben, ist der Jungen Wirtschaft nach eigener Aussage klar, WKÖ-Präsident Harald Mahrer verpasste dem Wunsch nach einer Arbeitszeitreduzierung aber sogleich eine Absage. Weiter meinte er: „Unsere Jungen in der Wirtschaft kleben sich nicht an, sondern sie packen an – und das mit voller Energie. Dementsprechend hat die JW bei ihrer Forderung nach einem jungen Wachstums- und Fairnesspaket unsere volle Unterstützung.“
Bettina Pauschenwein: „Auch wir sind junge Generation und auch wir machen uns Gedanken um die Zukunft. Wir müssen mutig, innovativ und bereit sein, etwas zu leisten.“ Protestieren alleine sei „zu wenig“. Sie sehe das auch im eigenen Betrieb: „Mitarbeiter sind bereit, mehr zu leisten, aber das muss sich auch lohnen. Wir beschäftigen uns damit, wie das Arbeiten in Zukunft aussehen wird. Wie können wir optimale Rahmenbedingungen schaffen?“ Eine zusätzliche Arbeitszeitreduktion könne allerdings nicht der Ansatz sein, als JW werde man sich aber „sehr stark“ mit dem Thema auseinandersetzen.
Wann kommt die FlexCo?
Neuigkeiten gab es auch zur FlexCo, die sich schön langsam zur Never-Ending-Story (oder zum Running Gag) entwickelt – das wird sich wohl noch weisen. Es sei dahingehend „großartige Arbeit geleistet worden in den letzten Jahren“, man bleibe dran. Harald Mahrer bekräftigte zumindest den Fahrplan: „Der Plan war es, die FlexCo 2023 auf den Weg zu bringen, damit sie heuer auch umgesetzt wird. Im Optimalfall macht das die Regierung auch.“ Sicherheit gibt es dahingehend wohl erst am Jahresende.