Kontroverses Startup Make Sunsets will Erde durch simulierten Vulkanausbruch kühlen
Luke Iseman, Serienerfinder und ehemaliger Direktor für Hardware beim US-Gründerzentrum Y Combinator, hat laut CNBC mindestens 500.000 Dollar gesammelt, um das Startup Make Sunsets zu gründen. Die Jungfirma hat einen kontroversen Plan zur Kühlung der Erdatmosphäre: Durch das Freisetzen von Schwefeldioxid einen Vulkanausbruch zu simulieren. Viele Forscher:innen kritisieren dieses Vorhaben.
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Erdkühlung durch „Solar Geoengineering“
Make Sunsets plant noch im Jänner drei Ballon-Testfahrten, bei denen Schwefeldioxid freigesetzt wird, um die Atmosphäre von dem Land, das Iseman in Baja, Mexiko, besitzt, abzukühlen. Das Startup folgt dem Prinzip des „Solar Geoengineering“. Hierbei geht es darum, Chemikalien in die Atmosphäre freizusetzen, um das Sonnenlicht von der Erde wegzureflektieren und die Auswirkungen der globalen Erwärmung abzuschwächen. Diese Methode gilt als umstritten, weil sie nicht umfassend untersucht wurde und die Nebenwirkungen unklar sind.
„Wir stellen reflektierende, biologisch abbaubare Höhenwolken her, die den Planeten kühlen. Unsere ‚glänzenden Wolken‘ ahmen natürliche Prozesse nach und werden eine katastrophale globale Erwärmung verhindern“, heißt es von Make Sunsets. Iseman zufolge funktioniert die Kühlung tatsächlich. Beispiel dafür seien Vulkanausbrüche in der Vergangenheit. Der Ausbruch des Mount Pinatubo auf den Philippinen im Jahr 1991 habe Tausende von Tonnen Schwefeldioxid in die Stratosphäre freigesetzt. Dadurch hätte sich die durchschnittliche globale Temperatur vorübergehend deutlich verringert.
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Make Sunsets setzt auf umstrittene Idee
Die Idee, diese Bedingungen zur Bekämpfung des Klimawandels zu replizieren, gilt als sehr umstritten. Aber da die Auswirkungen des Klimawandels schlimmer und offensichtlicher geworden sind, hat die Methode ernsthaftere Aufmerksamkeit erhalten. So ist die US-Regierung derzeit dabei, einen Fünfjahres-Forschungsplan zu koordinieren, um sie zu untersuchen. Schwefeldioxid in der Atmosphäre könnte die Ozonschicht schädigen, Atemwegserkrankungen verursachen und sauren Regen erzeugen. Andererseits soll es auch nur zehn Milliarden Dollar pro Jahr kosten, die Erde auf diese Weise um ein Grad Celsius abzukühlen.
Iseman will nicht auf die entsprechenden Studien warten, weil die Zeit davonlaufe. „Ich mache das, weil es getan werden muss. Und weil niemand sonst es machen wird“, so der Gründer. Die drei Latex-Wetterballons, die im Jänner starten sollen, werden zwischen 10 und 500 Gramm Schwefeldioxid freisetzen. Die Ballons werden einen Flugverfolgungscomputer, ein Geolokalisierungs-Verfolgungsgerät und eine Kamera enthalten. Innerhalb einer Woche nach jedem Flug will Make Sunsets auf der Firmenwebsite Daten über die Ergebnisse der Tests präsentieren.
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Investment von 500.000 Dollar
Die Risikokapitalfirma BoostVC hat bereits 500.000 Dollar in Make Sunsets investiert. Ebenfalls gab es eine Risikokapitalfinanzierung vom Pioneer Fund in unbekannter Höhe. Das Startup will sich außerdem durch Klimazertifikate finanzieren. Unternehmen und Privatpersonen sollen durch ihre Geldanlagen in Make Sunsets die Möglichkeit erlangen, ihren ökologischen Fußabdruck auszugleichen.
Trotz des Engagements der Jungfirma sehen viele das Konzept sehr skeptisch. Denn die Methode des Geoengineerings hat noch keinen regulatorischen Rahmen und es sei schwierig, die Auswirkungen zu messen. „Niemand, der sinnvolle Klimaergebnisse oder gesunde Kreditmärkte unterstützt, sollte sich jetzt damit befassen“, zitiert CNBC Kelly Wanser, Geschäftsführerin von SilverLining, einer Organisation, die die Forschung und Steuerung von Klimainterventionen fördert.
Iseman selbst ist auch nicht ganz zufrieden mit der Idee, dass eine Privatfirma das Solar-Geoengineering vorantreibt. Aber er glaubt nicht, dass internationale Regierungen rechtzeitig kooperieren und koordinieren werden. Stattdessen will der Gründer vorpreschen, ihm zufolge sei das besser, als nichts zu tun. Ob Make Sunsets wirklich einen positiven Beitrag zur Kühlung der Erde leisten kann, muss sich noch zeigen.