Konzernchefs wollen gemeinsam mit Papst Kapitalismus revolutionieren
Ein wenig erinnert es an längst vergangene Zeiten und an sagenhafte Gruppierungen ähnlich den Rittern an Arthurs Tafelrunde. Die Rede ist von der Gründung eines neuen Rats für eine bessere Welt, von Mitgliedern, die als “Wächter” bezeichnet werden und über allem schwebt die führende Hand der katholischen Kirche. Was sich ein wenig anhört wie eine neue Romanvorstellung von Dan Brown, ist seit Mitte Dezember Realität. Die Führungskräfte einiger der weltgrößten Konzerne haben sich als “Rat für einen inklusiven Kapitalismus mit dem Vatikan” zusammengeschlossen.
Der Präsident von Mastercard, der Vorstandsvorsitzende der Allianz SE und der Präsident der Rockefeller-Stiftung sind nur einige wenige Mitglieder, die sich seit heute als Wächter des Rats bezeichnen dürfen. Zusammen kommen werden diese Wächter einmal jährlich bei dem moralischem Führer des Rats, Papst Franziskus höchstpersönlich. Mission der globalen gemeinnützigen Organisation ist es, den Kapitalismus inklusiver, nachhaltiger und vertrauenswürdiger zu gestalten.
Papst fordert faires und vertrauenswürdiges Wirtschaftssystem
Sie stehen für mehr als 10,5 Billionen Dollar an verwaltetem Vermögen und haben somit einen gewaltigen Einfluss in der vom Kapitalismus geprägten Welt. Diesen Einfluss wollen die 17 Mitglieder des Rates in Zukunft nutzen, um aus dem Kapitalismus ein faires, nachhaltiges und inklusives Wirtschaftssystem zu machen. Die Ankündigung findet Unterstützung in den höchsten Rängen.
Der Rat steht unter der Schirmherrschaft des Vatikans – Papst Franziskus in einer Aussendung zu den Wächtern: “Es wird dringend ein Wirtschaftssystem benötigt, das fair und vertrauenswürdig ist und in der Lage ist, die tiefgreifendsten Herausforderungen der Menschheit und unseres Planeten zu bewältigen. Sie haben die Herausforderung angenommen, indem Sie nach Wegen gesucht haben, den Kapitalismus zu einem stärker inklusiven Instrument für integrales menschliches Wohlergehen zu machen.“
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Wächter verpflichten sich zu konkreten Maßnahmen
Um die Veränderungen des Wirtschaftssystems auch in die Realität umzusetzen, haben sich alle Wächter den Leitprinzipien des Rates verpflichtet und Maßnahmen formuliert, welche in den nächsten Jahren ergriffen werden sollen. So hat sich Mastercard unter anderem dazu verpflichtet, ihren Anteil an farbigen Führungskräften im Bereich der Vizepräsidenten und darüber hinaus bis 2025 zu verdoppeln und 500 Millionen Dollar in farbige Communities zu investieren, die Allianz SE hat sich unter anderem dazu verpflichtet, bis 2023 nur noch erneuerbare Energien zu nutzen und will bis 2021 den Ausbau von SOS-Kinderdörfern in 31 Ländern unterstützen und die Rockefeller Stiftung hat es sich unter anderem zum Ziel gemacht, bis 2025 65 Millionen Dollar zu investieren und 1 Milliarde Dollar privates Kapital zu mobilisieren, um mehr als 10 Millionen Niedriglohnempfänger in den USA zu unterstützen.
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Jährliche Status Quo Besprechung im Vatikan
Die Ziele sollen immer transparent gehalten werden, um eine öffentliche Überprüfung der Fortschritte zu gewährleisten. Außerdem laden die Wächter auch andere Unternehmen ein, sich den Leitprinzipien den Rates zu verpflichten. Einmal im Jahr werden dann die Wächter im Vatikan zusammen kommen, um Fortschritte und weiteres Vorgehen mit dem Papst zu besprechen.
Gegründet von einer Frau
Gegründet wurde der Rat für einen inklusiven Kapitalismus mit dem Vatikan von einer Frau. Lynn Forester de Rothschild ist die geschäftsführende Gesellschafterin von Inclusive Capital Partners. Sie macht in einer Aussendung deutlich, dass der Kapitalismus “enormen globalen Wohlstand” geschaffen hat, dabei aber viele Menschen zurückgelassen und zu einer “Degradierung des Planeten” geführt hat. Die Worte des Papstes an den Rat sind für sie eine klare Aufgabenstellung: “Dieser Rat wird der Mahnung von Papst Franziskus folgen, auf „den Schrei der Erde und den Schrei der Armen‘ zu hören und auf die Forderungen der Gesellschaft nach einem gerechteren und nachhaltigeren Wachstumsmodell zu antworten.“