Infrastruktur

Kōun: Mutige Gründer eröffnen das erste Coworking Cafe in Transdanubien

Jürgen Schweighofer-Furch und Dominik Bruno Pausch von Koun Cafe. © Koun Cafe
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„Endlich“. Das ist das Wort, das Jürgen Schweighofer-Furch und Dominik Bruno Pausch derzeit am häufigsten von ihren Gästen hören. Denn die beiden Kaffee-Unternehmer haben etwas gewagt, was sich vorher noch niemand traute: mitten im Wiener Bezirk Donaustadt ein junges Café eröffnen, das eher nach Brooklyn aussieht als nach Transdanubien. Um zu verdeutlichen, wie ungewöhnlich der Standort ist, reicht eine Anekdote. Denn gemeinhin werden die beiden nördlich der Donau gelegenen Wiener Bezirke Floridsdorf und Donaustadt spöttisch „Mordor“ genannt. Sie gelten eher als kulturelles und kulinarisches Brachland.

Pausch und Schweighofer-Furch haben sich davon nicht beirren lassen, und auch die COVID-Pandemie konnte sie nicht stoppen. Seit Ende 2021 gibt es bei Kōun nicht nur ziemlich guten Kaffee (dazu unten mehr), sondern auch Coworking-Gelegenheit für all jene Donaustädter:innen, die mal nicht zu Hause oder im Büro arbeiten wollen. Steckdosen, hohe Tische und natürlich Gratis-WLAN laden zu Verweilen und Notebook-Arbeiten ein. Man kauft sich einen Kaffee, setzt sich hin und kann arbeiten.

„Ich hatte schon länger den Drang in mir, was eigenes zu eröffnen“, sagt Pausch. Mitgründer Schweighofer-Furch hatte sich bereits 2016 mit der Röstwerkstatt in Korneuburg selbstständig gemacht, jetzt haben sie mit Kōun (japanisch für „Glück“) auch das passende Outlet für ihre Kaffeespezialitäten. Die werden direkt aus Mittel- und Südamerika (El Salvador, Brasilien, Costa Rica, Peru) und Afrika (Äthiopien) bezogen und selbst röstet. Das nennt sich im Business-Sprech vertikale Integration.

© Koun Cafe
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Das Wort „endlich“ hören wir ständig

„Ich bin im 22. Bezirk aufgewachsen, und mir war klar, dass ich hier etwas eröffnen will. Wir sind der erste Specialty-Coffee-Anbieter hier, und wir bekommen eigentlich nur super Resonanz. Das Wort „endlich“ hören wir ständig, da haben wir was richtig gemacht“, sagt Pausch. „Das Konzept ist sicher nicht neu, aber wir haben einfach eine neue Location aufgemacht.“ Der ungewöhnliche Standort hat seine Vorteile: Die Nähe zur Veterinärmedizinischen Universität verspricht viele Student:innen als Kundschaft.

Dass man mitten in der Corona-Krise startete, sei einkalkuliert gewesen und insofern mit den Lockdowns nicht überraschend gekommen. Aber: In der COVID-Pandemie hätten qualitative Lebensmittel, also auch Kaffee, bei Konsument:innen an Wert zugelegt. Und das wiederum würde für einen Spezialladen wie Kōun, wo man schon mal 3 Euro für eine Tasse Filterkaffe bezahlt, sprechen. Zusätzlich sieht man am Weltmarkt, dass Dürre, Frost, Lieferengpässe und COVID-bedingter Arbeitskräftemangel die Preise für die Bohnen stark anziehen lässt. Umso wichtiger, eine robuste Pipeline für den Kaffee zu haben.

Direct Trade statt Fair Trade

Deswegen wird Pausch – selbst gelernter Barista und 2022 unter den Top 12 der Staatsmeisterschaften im Kaffeerösten – bald auf die nächste Kaffeereise aufbrechen, und zwar nach Costa Rica. Denn vor Ort scoutet er nach den Kaffeebauern, von denen der wertvolle Rohstoff bezogen wird. „Wir beziehen größtenteils aus Mittelamerika. Wir sind immer auf der Suche nach direkten Beziehungen, weil wir genau wissen wollen, wo wir das Geld, das wir bezahlen, hinkommt. Da hat der Bauer mehr davon und wir mehr davon“, sagt Pausch. „Fair Trade“ könne man den Kaffee nicht nennen. Aber man wolle gerechten Entlohnung und faire Arbeitsbedingungen bei den Lieferanten sehen.

„Das ist Direct Trade. Für viele Kaffeebauern ist es ganz schwierig, diese Zertifikate zu erlangen und dann über größere Firmen zu distribuieren“, sagt Pausch. In Bio-Qualität hätte man derzeit einen Kaffee im Sortiment, und zwar jenen aus Peru. Und dann gibt es noch die andere Seite des Kaffees, nämlich die Milch. Laut Pausch würde man bereits zu 40% Milchalternativen ausschenken – also aus Hafer, Kokos oder Soja. Nachhaltig wolle man auch wirtschaften. So werden die Kaffeekirschen-Schalen zu Eistee (der Aufguss nennt sich „Cascara“) weiter verarbeitet.

Beim Café wird es aber nicht bleiben. „Es ist eine Bäckerei in Planung, nur fünf Minuten von hier entfernt“, sagt Pausch. „Da werden wir Croissants, Cupcakes, glutenfreie Sachen und richtig gutes Sauerteigbrot verkaufen.“ Geplant ist die Eröffnung 2024. Die vertikale Integration schreitet also voran – im Gleichschritt mit der Gentrifizierung, die man in Ansätzen in Transdanubien zu spüren beginnt.

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