Kreislaufwirtschaft „verstopft“: Wir bleiben auf unserem Plastikmüll sitzen
Durch Hamsterkäufe und Online-Bestellungen ist in der Coronavirus-Krise der Verpackungsmüll stark angestiegen. Umgekehrt gibt es aber derzeit einen Einbruch bei der Nachfrage von Recyclingrohstoffen – der (recycelten) Müll wird also kaum weiterverarbeitet. Die Kreislaufwirtschaft leide dadurch unter einer Art „Verstopfung“, beschrieb Christoph Scharff, Vorstandssprecher der Altstoff Recycling Austria (ARA), die Situation in einem Pressegespräch. Die Recyclingindustrie benötige deshalb ein Hilfspaket in der Höhe von rund 70 Millionen Euro.
Problemkind Kunststoff
Die ARA liefere jährlich rund 900.000 Tonnen Recyclingrohstoffe, die aber derzeit vor allem bei Kunststoffen schwierig zu verkaufen sind: „Der durch die Krise bedingte Rohölpreisverfall, der enorme Kostendruck auf Unternehmen sowie der Stillstand ganzer Industrien führen aktuell zu einem Einbruch der Nachfrage von Recyclingrohstoffen“, so ARA-Vorstand Werner Knausz. Und gerade im Kunststoffrecycling habe Österreich aber starken Nachholbedarf. Laut EU-Vorgabe muss die Recyclingquote bei Kunststoffverpackungen im Jahr 2025 bei 50 Prozent liegen und davon ist Österreich noch weit entfernt.
Kunststoffsammlung verdoppeln
Aktuell werden laut ARA in Österreich nur 75.000 Tonnen Kunststoffverpackungen recycelt – die Menge müsste sich in den kommenden vier Jahren verdoppeln, um die EU-Ziele zu erfüllen. „Um die EU-Ziele 2025 zu erreichen, sind in den nächsten Jahren Investitionen zur Kapazitätssteigerung bei Sammlung, Sortierung und Recycling im Haushalts- und Gewerbebereich um jeweils 40 % notwendig“, so Knausz. Die ARA spricht sich zudem für eine flächendeckende Zusammenlegung der blauen Tonne für Metall und Dosen und der gelben Tonne für Plastikflaschen und Getränkekartons aus – ein Modell, das in Wien bereits umgesetzt wird.
2019 sammelte die ARA um 0,2 Prozent mehr an Verpackungen und Altpapier ein als im Jahr davor. In Summe war es etwas mehr als eine Million Tonnen Verpackungen, pro Kopf 113 Kilogramm. Vor allem Glas und Metall wurden im Vorjahr verstärkt gesammelt, bei Papier gab es einen leichten Rückgang.