Krypto-Krise erschüttert nach UST nun auch weitere „Stablecoins“
Der „Stablecoin“ UST ist nach dem Kollaps am Mittwoch aktuell nur mehr etwa 60 US-Cent wert, während die Macher dahinter (Terraform Labs rund um Gründer Do Kwon) verzweifelt nach einem Weg suchen, ihn wieder auf eine 1:1-Koppelung mit dem US-Dollar zu bringen. Es sieht gar nicht gut aus: LUNA, bisher das Instrument, um die UST zu kreieren, ist implodiert und nur mehr etwa 10 US-Cent wert – vor einem Monat waren es noch 100 Dollar. Damit hat LUNA in den Crash 99,9 Prozent an Wert verloren. Für viele ist es nur mehr eine Frage der Zeit, bis LUNA auf Null fällt.
Von den enormen Marktturbulenzen getroffen werden nun auch die anderen Stablecoins USDT, USDC und BUSD im Markt. Sie waren bisher stabil bei ziemlich genau einem Dollar geblieben. Nun aber zeigt der Marktführer Tether (USDT) erste Anzeichen von Instabilität und schwankte in den letzten Stunden um bis zu fünf Prozent nach unten. Aktuel ist ein USDT nur 98 US-Cent wert, liegt also etwa 2 Prozent unter dem Sollwert.
USDT, USDC und BUSD weichen vom Dollar-Peg ab
Bei den beiden anderen, für Exchanges wichtigen Stablecoins USD Coin (wird über eine Partnerschaft zwischen Coinbase von Circle herausgegeben) und BUSD (wird über eine Partnerschaft zwischen Binance und Paxos herausgegeben) ist es in den letzten Stunden sogar zu einem Aufwärtstrend gekommen. USDC und BUSD liegen einige wenige Prozentpunkte über dem Dollar-Peg, was für gefinkelte Trader mit großen Handelsvolumina profitable Arbitrage-Geschäfte ermöglicht. Das sieht aktuell so aus:
Die Abweichungen bei diesen Stablecoins machen viele Beobachter:innen deswegen nervös, weil sie im Handel mit Kryptowährungen eine essenzielle Rolle spielen. Sie garantieren Tradern eigentlich, schnell aus Krypto-Assets fliehen und auf eine digitale Version des „stabilen“ Dollars wechseln zu können. Wenn nun die 1:1-Bindung an den US-Dollar ins Wanken gerät, dann ergibt das möglicherweise zusätzliche Verluste im Trading.
Tether-CTO: „Gewisse Panik am Markt“
Paolo Arduino, CTO bei Tether, hat sich deswegen bereits an die interessierte Öffentlichkeit gewandt und versucht zu beruhigen. „Tether verarbeitet Rücknahmen weiterhin normal, obwohl nach dem gestrigen Markt eine gewisse Panik erwartet wird. Trotzdem hat Tether keinem seiner Kunden Rücknahmen verweigert und wird dies auch in Zukunft nicht tun, wie es schon immer seine Praxis war“, so Arduino – und meint damit, dass die USDTs weiter 1:1 mit Cash oder anderen Werten gedeckt wären und man jederzeit den Stablecoin gegen diese tauschen könne.
Und weiter: „Im Gegensatz zu diesen algorithmischen Stablecoins hält Tether ein starkes, konservatives und liquides Portfolio, das aus Bargeld und Bargeldäquivalenten wie kurzfristigen Schatzwechseln, Geldmarktfonds und Commercial Paper von Emittenten mit einem Rating von A-2 und höher besteht“, versucht Arduino Tether von Terra USD abzugrenzen.
Tether seit Jahren in der Kritik
Dazu ist zu sagen, dass es seit Jahren Unklarheiten über die Deckung von USDT gibt und die Transparenzbemühungen des undurchsichtigen Unternehmens vielen Krypto-Expert:innen nicht genügen. Arduino hat es aber auch geschafft, die Schweizer Stadtverwaltung von Lugano davon zu überzeugen, USDT als Zahlungsmittel neben dem Schweizer Franken und Bitcoin einzuführen.
Aufgrund des Kollaps von Terra USD haben sich bereits US-Politiker:innen zu Wort gemeldet, die eine strenge Regulierung für Stablecoins in den USA fordern. Die EU wiederum hat MiCA auf den Weg gebracht: Unter dem Regelwerk für Krypto-Assets wäre eine Konstruktion wie jene von Terra USD gar nicht möglich, und Tether und andere Stablecoin-Anbieter:innen müssten sich hinsichtlich der Deckung der Digitalwährungen genau von Finanzbehörden prüfen lassen.
Lugano: Schweizer Stadt führt Bitcoin und Tether als Zahlungsmittel ein