Krypto-Markt crasht, während „Trump Trade“ die Luft ausgeht

Als am 5. November 2024 Donald Trump die Präsidentschaftswahlen der Vereinigten Staaten gewann, da jubelte nicht nur die MAGA-Szene, sondern auch die Krypto-Industrie. Der Tag markiert den Beginn einer Marktphase, die schnell von Finanzmedien mit „Trump Trade“ bezeichnet wurde – und in der stark steigende Kryptowährungen und (Tech-)Aktien die Regel waren.
Bitcoin stieg am 6. November 2024, als klar wurde, dass Trump die US-Wahl gewonnen hat, erstmals auf 75.000 Dollar und dann in Schritten bis zum 9. Dezember hinauf auf 100.000 Dollar. Den bisherigen Zenit erreichte BTC dann am 20. Jänner 2025 bei 109.114 Dollar – der Tag der Amtseinführung von Trump in Washington. Der „Trump Trade“ machte sich am 6. November auch an der Börse bemerkbar: Alle drei großen US-Indizes (Dow Jones, S&P500, Nasdaq) sprangen auf Rekordhochs.
Parallel dazu haben auch Altcoins eine neue Blütezeit – im Dezember konnte man sogar von einer neuen Altcoin-Season sprechen (Trending Topics berichtete). XRP von Ripple und SOL von Solana sind die Paradebeispiele für diese Altcoin-Phase: XRP schoss hoch hinaus, weil die SEC den Klage gegen Ripple unter Trump keinen Biss mehr hatte, und Solana wurde unter anderem auch durch den Trump-Memecoin selbst in neue Höhen gepusht.
Ein Monat nach Amtsantritt Ernüchterung
Doch der Höhenflug von Krypto ist spätestens mit dem 24. Februar, etwa ein Monat nach dem Amtsantritt von Trump, zu Ende. Bitcoin ist erstmals seit November 2024 wieder unter 90.000 Dollar gefallen, viele andere Krypto-Assets sind noch viel stärker gefallen. Ethereum liegt mittlerweile wieder bei nur 2.400 Dollar, das sind 50 Prozent weniger als das eigene Allzeithoch vom November 2024. XRP liegt 42 Prozent unter All-Time-High, Solana 52 Prozent, und so weiter und so fort.
Denn aus der Euphorie rund um den selbst ernannten Krypto-Präsidenten ist Ernüchterung geworden. Trump, der großmundig eine Bitcoin-Reserve versprach, in der die USA 200.000 BTC legen soll, ist kaum einen Schritt weitergekommen. Trump hat stattdessen in die andere Richtung geliefert, und zwar in eine, die risikobehaftete Assets wie Kryptowährungen oder Tech-Aktien vielmehr belastet. Seine Strafzölle (bzw. Androhungen) gegen Kanada, Mexiko, China, die EU, Aluminium und Stahl haben massive Unsicherheit in die Handelswelt gebracht.
Auch Apple musste reagieren, und zwar in ganz großem Stil. Um sich mit der neuen Trump-Administration zu arrangieren, hat der iPhone-Konzern 500 (!) Milliarden Dollar an Investitionen in den USA über die nächsten vier Jahre angekündigt, um Teile der Produktion wie Server u.a. nach Texas zurückzuholen. Das Beispiel zeigt: Trump hat nicht nur die Tech-Welt befeuert, sondern verursacht auch enorme Kosten für die größten Konzerne der USA (mehr dazu hier).
Der Chart-Vergleich der führenden Aktien-Indizes mit Krypto-Assets und dem Goldkurs zeigt deutlich, dass „Trump Trade“ vorbei ist. Teilweise sehr starke Kursanstiege seit dem 5. November 2024 haben sich relativiert – wobei Bitcoin immer noch am deutlichsten im Plus liegt, während viele andere Assets (v.a. Altcoins) doch deutlich eingebüßt haben.
Bybit-Hack kommt in einer brisanten Phase
Die Kurse verdeutlichen einen dramatischen Stimmungsumschwung seit Donald Trumps Amtseinführung im Jänner. Nach einer euphorischen Rally im November, die durch Trumps Wahlsieg angetrieben wurde, verzeichnet Bitcoin mittlerweise einen Wertverlust von etwa 20 Prozent. Je konfrontativer die Außenpolitik des US-Präsidenten wurde, desto mehr wurden Verbündete als auch geopolitische Rivalen verunsichert und das Vertrauen in den Tech-Sektor erschüttert.
„Der Einbruch der Bitcoin-Kurse steht in direktem Zusammenhang mit der makroökonomischen Unsicherheit, die in den letzten Tagen praktisch alle Finanzmärkte erfasst hat“, erklärt Adrian Przelozny, CEO der Kryptobörse Independent Reserve, gegenüber Bloomberg. Besonders Trumps aggressive Zollpolitik setze demnach nicht nur traditionelle Märkte, sondern auch den Technologiesektor und digitale Vermögenswerte unter Druck.
Branchenanalysten beobachten zudem mit Sorge, dass anhaltende Inflationsängste die technologische Adoption von Kryptowährungen bremsen könnten. Was ursprünglich als Absicherung gegen Inflation gedacht war, erweist sich in der aktuellen wirtschaftspolitischen Gemengelage als anfällig für dieselben Marktkräfte, die auch traditionelle Tech-Investitionen beeinflussen.
Erschwerend kommt in dieser Phase der größte Krypto-Hack der Geschichte hinzu, bei dem bei der zweitgrößten Krypto-Börse Bybit Ethereum im Gegenwert von etwa 1,4 Milliarden Dollar (durch den Kursverlust derzeit wohl weniger) mutmaßlich von nordkoreanischen Cyber-Kriminellen erbeutet wurden. Die Krypto-Branche eilte Bybit am Wochenende zu Hilfe, um das Loch zu stopfen und einen Zusammenbruch (FTX lässt grüßen) zu verhindern. Doch die Unsicherheit bleibt – und eine große Frage: Was passiert mit den 400.000 Ethereum, die gestohlen wurden?
Krypto-Abverkauf nach Bybit-Hack: Bitcoin fällt unter 90.000 Dollar