Gastbeitrag
Krypto-Markt: Die Ethereum-Herausforderer und die NFT-Manie bei CryptoPunks
Eliézer Ndinga ist Research Lead bei der 21Shares AG, einem Krypto-Asset-Manager aus der Schweiz. In diesem Gastbeitrag beschäftigt er sich mit dem momentanen Entwicklungen auf dem Kryptomarkt wie Bitcoin-Konsolidierung, Ethereum-Deflation, Fantom- und Celo-Rallyes.
Bitcoin und Ethereum haben im Laufe der letzten Woche Marktwerte erreicht, die man als Punkte des psychologischen Widerstands bezeichnen könnte – im Falle von Bitcoin 50.000, im Falle von Ethereum 3.400 Dollar. Damit sind beide Assets in Bereiche vorgedrungen, in denen sie sich zu ihren Höchstständen im Februar bzw. Mai befanden – und zugleich konsolidierte sich die Marktkapitalisierung des gesamten Kryptomarktes bei 2.1 Billionen Dollar. Neben dieser Entwicklung sorgte auch der friedvolle Ton, den die US-Notenbank FED auf dem virtuellen Wirtschaftssymposium in Jackson Hole anschlug, für eine gewisse Erleichterung auf dem Markt, und trug dazu bei, den Investitionsanreiz für risikoreiche Anlagen wie Kryptowährungen zu erhöhen.
Bitcoin behält Schwung bei und erreicht höhere Preise
Sogenannte „On-Chain“-Data auf der Blockchain sind ein weiteres Indiz für eine anhaltende, langfristige Überzeugung, dass Bitcoin seinen Schwung beibehält und dabei noch höhere Preise erreichen wird, da „Börsenwale“, die zwischen 100 und 10.000 BTC halten, fast 20.000 BTC zu ihren Beständen hinzugefügt haben. Zudem ist die Bitcoin-Aufstockung des Unternehmens MicroStrategy als weiterer Faktor zu nennen – wenngleich auch eine Anomalie zu beobachten ist: Eine Reihe älterer Wallets verkauften ihre Bestände, als sich der Bitcoin der 50.000 Dollar-Schwelle näherte.
Im Gegensatz dazu hat Ethereum seit der Aktivierung des EIP 1559-Updates Anfang August 147.759 ETH im Wert von über einer halben Milliarde Dollar verbrannt. Zudem hat das Kryptoasset Bitcoin längst überholt, wenn es um die Einnahmen durch Gebühren geht – allein in den letzten sieben Tagen nahm Ethereum pro Tag durchschnittlich fast 40 Millionen Dollar an Gebühren ein – Bitcoin im Vergleich dazu nur rund 570.000. Sicherlich war es die anschwellende Nachfrage von Ethereum – das Asset wird zum Bezahlen der „Gas-Gebühren“ im NFT-Sektor benutzt – die dazu geführt hat, dass zum ersten Mal überhaupt weniger ETH als BTC ausgegeben wurden.
NFT-Manie bei Cryptopunks und Co zeigt ihre Wirkung
Zur gleichen Zeit hat eine regelrechte NFT-Manie – mit angetrieben durch Projekte wie CryptoPunks, Art Blocks und Axie Infinity – dazu geführt, dass der NFT-Marktplatz OpenSea allein in den letzten 24 Stunden über sieben Millionen Dollar an Gas-Gebühren (dreimal so viel die Uniswap V2) generiert hat, was fast 20 Prozent aller jemals erzeugten Gebühren darstellt. Diese beispiellose Nachfrage führte erneut zu einer Überlastung des Netzwerks, wie es bereits im zweiten Quartal 2021 der Fall war. Der Markt reagiert bereits darauf und lenkt seinen Fokus weg von Ethereum und prüft alternative Layer-1-Netzwerke, die den Zustrom von DeFi-Nutzern mit vernachlässigbaren Gas-Gebühren und höherem Durchsatz besser bedienen können.
Hier zeigt sich erneut der am Markt zu beobachtende Stimmungsumschwung zugunsten der sogenannten „ETH-Killer“: Konkurrierende Layer-1-Blockchains wie Fantom (FTH) und Celo (CELO) konnten in den letzten zwei Wochen beeindruckende Gewinne von 102 Prozent und 103 Prozent erzielen – und reihen sich damit in den Erfolgskurs von Solana und Terra ein, über den wir in unserer letzten Aussendung berichtet haben.
Rallyes für Fantom und Celo durch Anreizprogramme
Die Fantom und Celo-Rallyes wurden durch die Ankündigung von Anreizprogrammen beflügelt, die darauf abzielen, die Nutzerakquise für das wachsende DeFi-Ökosystem zu beschleunigen, während wir die Einführung von Mainnets (voll funktionstüchtige, zugehörige Netzwerke) beobachten können. Vor allem Fantom will damit Systementwickler, deren Fähigkeiten über DeFi hinausgehen, anziehen. Celo hingegen zielt darauf ab, eine vor allem für mobile Nutzer ausgerichtete, bessere DeFi-Zugänglichkeit zu entwickeln.
Ein wichtiger Teil der Entwicklung dieser Programme ist die Einbindung von Liquiditäts-Mining-Systemen, die Nutzer:innen ermöglichen sollen, Rendite zu erzielen, während sie mit den Smart Contracts in den florierenden Ökosystemen interagieren – ganz nach dem Vorbild eines ähnlichen, 180 Millionen Dollar schweren Systems in der Avalanche-Blockchain. Das ist ein Trend, der – so glaubt das Research Team von 21Shares – auch zur gängigen Praxis bei den konkurrierenden L1-Blockchains werden wird. Denn diese werden damit versuchen, ETH-Nutzer zur Migration und zur Nutzung der neuen DeFi-Protokolle zu bewegen – damit diese den Wert der zugrunde liegenden System-Token erhöhen.
Polkadot und Cosmos wollen Stück vom ETH-Kuchen
Zuletzt bleibt zu erwähnen, dass auch Layer–0-Lösungen wie Polkadot und Cosmos nach der jüngsten Rallye ebenfalls ein Stück vom Ethereum-Kuchen abhaben wollen. Für das Polkadot-Ökosystem wird heute, am 1. September eine neue Runde der sogenannten Parachain-Auktionen starten, während bei Cosmos der Hauptfokus auf der Erweiterung die DeFi-Fähigkeiten der Blockchain liegen soll – zu diesem Zweck wurde jüngst eine Cross-Chain-Brücke zu Bitcoin in die Blockchain eingeführt, sowie die erste DEX (Decentralized exchange)-Plattform mit Cross-Chain-Funktion eingeführt und mit dem Ethereum-Netzwerk verlinkt.
Rechtliche Hinweise:
Das in diesem Beitrag enthaltene Material dient ausschließlich Informationszwecken. Die 21Shares AG und ihre verbundenen Unternehmen empfehlen keine Maßnahmen auf der Grundlage dieser Informationen. Das Material ist weder als Angebot oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers, noch als Anlageberatung auszulegen. Darüber hinaus stellen diese Informationen keine Zusicherung dar, dass die hier beschriebenen Anlagen für eine Person geeignet oder sinnvoll sind. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für künftige Kursentwicklungen.