Analyse

Krypto-Winter: Seitwärts ist das neue Abwärts

Bitcoin im Schnee. © Rythik on Unsplash
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Zuerst kam die Explosion, dann die Implosion, dann der Wintereinbruch – und jetzt? Der Krypto-Markt hat in den Wochen seit Mitte September vor allem an einem eingebüßt: dem Spektakel. Denn waren die beiden Jahre zuvor von ziemlich aufregenden Achterbahnfahrten geprägt, so ist die einst wilde Fahrt mittlerweile in einer Seitwärtsbewegung gemündet, in der sich weder nach unten noch nach oben viel tut.

Deswegen sieht man Bitcoin und Ethereum in verhältnismäßg sanften Pendelbewegungen, die nur ganz selten über die Ober- bzw. Untergrenzen von 19.000 und 21.000 Euro bzw. 1.300 und 1.500 Euro hinausgehen. In diesem Korridor bewegt sich der gesamte Krypto-Markt seitwärts. Die Marktkapitalisierung von Krypto-Assets pendelt seit drei Monatne zwischen 940 Milliarden und 1,05 Billionen Euro. Zwar gibt es immer wieder mal vereinzelte Ausbrüche, aber verallgemeinernd kann man sagen: Der Krypto-Markt hat sich bei etwa einer Billion Euro stabilisiert.

Krypto-Assets und Aktien im Gleichschritt

Krypto-Assets sind in ihrer Seitwärtsbewegung nicht alleine. Seit mehreren Jahren sieht man bereits, dass Bitcoin und Co. sich immer enger an die regulären Aktienmärkte und deren Bewegungen gekoppelt haben. Nach dem Tech-Rausch von 2021 mit Kursexplosionen hat die Inflation bzw. vor allem die Gegenmaßnahme der US-Zinswende dafür gesorgt, dass Aktien (und insbesondere Tech-Werte) abgestraft wurden. Und auch hier zeigt sich eine Seitwärtsbewegung mit leichten Abwärtstendenzen. Die Kurs im Vergleich:

  • Bitcoin = Orange
  • Ethereum = Blau
  • S&P500 = Türkis
  • Nasdaq100 = Gelb
  • Dow Jones = Violett
  • DAX = Dunkelgrün
  • Stoxx 600 = Hellgrün 

Dass sich die Kurse sehr bald wieder nach oben bewegen könnten, danach sieht es derzeit nicht aus. Denn Investor:innen sind derzeit sehr zurückhaltend – gelinde gesagt. Denn die Marktstimmung pendelt seit längerem zwischen „Angst und „extremer Angst“ – das zeigen der Crypto Fear & Greed Index als auch der Fear & Greed Index an. Bedeutet: Die Furcht vor Verlusten ist größer als der Appetit auf potenzielle Gewinne.

Solche Durststrecken gab es am Krypto-Markt immer wieder. 2020 etwa pendelte der Bitcoin-Preis lange Zeit zwischen 8.000 und 10.000 Euro. Dass er sich nun in den letzten Monaten rund um 20.000 Euro stabilisiert hat, zeigt, dass er einen (vorläufigen) neuen Boden gefunden hat.

Dazu kommt, dass andere Asset-Klassen bzw. Anlageformen wieder deutlich mehr Spaß machen. Das Ende der Nullzinspolitik in den USA und der Eurozone bedeutet ja auch, dass es wieder mehr Zinsen für Sparformen gibt. Die große Renaissance des Sparbuchs ist aber nicht zu erwarten, weil die Inflationsrate bei etwa 10 Prozent deutlich höher liegt als die Zinsen.

„Sparbuch ist für langfristige Vorsorge nicht geeignet“

„Die jüngsten Zinsanhebungen der Europäischen Zentralbank lassen viele Sparer wieder aufhorchen. Aber eines ist weiterhin klar. Das Sparbuch ist für langfristige Vorsorge nicht geeignet und selbst wenn die EZB die Zinsen noch etwas anhebt, ist man mit den hohen Inflationsraten immer noch weit abgeschlagen. Nicht zu handeln ist derzeit sicherlich die schlechteste Lösung, denn am Sparbuch oder Girokonto ist ein Wertverlust des Geldes garantiert“, sagt etwa sagt Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank Oesterreich. „Die Inflationsrate betrug im September über zehn Prozent und im Jahresschnitt 2022 wird diese zwischen sechs und sieben Prozent betragen. Es macht also Sinn, sich über eine Veranlagung wirklich Gedanken zu machen, um den Wert des Ersparten zu erhalten. Wichtig ist, dass man nicht alles auf eine Karte setzt, sondern sich bei der Geldanlage immer breit aufstellt.“

Deswegen steigt auch das Interesse an ETF-Sparplänen. Neobroker wie Scalable Capital oder Trade Republic haben eine Vielzahl solcher ETF-Sparpläne im Angebot. Trotz Wirtschaftskrise und Abwärtstrend an den Börsen gibt es etwa in Österreich keine Rückgänge bei Wertpapieren. „Dass die Österreicher:innen weiterhin auf Wertpapiere setzen, ist erfreulich. Das gegenwärtige Marktumfeld ist für laufendes Ansparen sehr gut.  Natürlich sind auch Fondsparer:innen mit dem bereits angesparten Volumen von fallenden Kursen betroffen. Gleichzeitig profitieren sie aber von den schwankenden Märkten, weil mit den weiteren Einzahlungen der Durchschnittskosten-Effekt zum Tragen kommt. Wer es sich also leisten kann, weiter anzusparen, sollte dies auch tun, denn jetzt sind gerade Aktien billiger zu erwerben als noch vor einem Jahr“, sagt etwa Markus Kaller, Wertpapierexperte der Erste Group.

Warum ETF-Sparpläne auch in Krisenzeiten schlau sind

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